G*-rated Movies

Es scheint da ein ganz simples Rezept zu geben… Die Zutaten sind:

  • eine Handvoll alter Schauspieler mit großen Namen.
  • eine kleinere Einheit wahnsinnig gut aussehender jüngerer Darsteller, berühmt sein ist kein Hindernis, aber auch nicht Bedingung – es zählen die äußeren Werte (strahlendes Lächeln mit vielen eigenen Zähnen, viel volles Haar, very bella figura, keine sichtbaren Einschränkungen wie Gehbehinderungen oder dergleichen).
  • die Alten sind per se witzig, originell, schrullig, ohne dabei eklig oder lästig zu wirken, abenteuerlustig, fit wie fußfreundliche Turnschuhe und voll aktiv. Auch beim Sex. Vor allem beim Sex.
  • Dazu reiche man blühende Landschaften, in denen die Alten noch einmal aufleben und es so richtig krachen lassen und die Jungen nicht weiter lästig sind, Hauptsache sie passen farblich zu Luxushotel und Pool.

Ein paar Mal umrühren, ein paar Tropfen aus der Tränendrüse, mit reichlich Champagner aufgießen. Fertig.

Rauskommen tut dann ein Film wie “Wild Oats”, in dem zwei lebenslange Freundinnen (Shirley MacLaine und Jessica Lange) nach einem kurzen Anfall von Skrupel losziehen, den irrtümlich viel zu hohen Scheck der Lebensversicherung des jüngst verschiedenen Gatten aber so was von auf den Kopf zu hauen. Dann alles: Business Class Flug (Product Placement der Fluggesellschaft), Luxushotel auf Gran Canaria** (Product Placement der Hotelkette), Shopping (Product Placement verschiedener Textilienhersteller), Friseur, Roulette und Black Jack, jungenhafter Gigolo, Alkohol, heiratsschwindelnder Greis, Candlelight Dinner mit Extra-Kerzen, romantische Stadtrundfahrt mit Kutsche (!) mit Pferden vorn dran (!) auf Kopfsteinpflaster (!), hach, altes Europa!, schurkischer Mafioso sowie Verfolgungsjagd (Akteure hier: Demi (Moore, gibt die Tochter) und soooo knapp vor der Pensionierung stehender Versicherungsdetektiv) und Schüsse aus der Halbautomatik (Latin Lover, der ein Verhältnis – und ein Kind – mit der Frau des Paten hat), dazu schwer historischer Wein, von C. Columbus selbst abgefüllt (oder so). Hach, altes Europa!

Großes Durcheinander. Dann Happy End. Die eine Alte heiratet den Gigolo, wg. echter Liebe und weil auch Ordnung sein muss, die andere ist auf einmal mit dem Detektiv liiert – was kümmert die denn die Storyline von vor fünf Minuten.

So ein hanebüchener Dreck ist mir noch nicht oft untergekommen! Dann doch lieber ein ordentlicher Weltuntergang. Oder ein Kinderfilm. Oder gar kein Kino. Manno!

* “G” is for Geriatrie.

** Gran Canaria? Aber ja. Das Eiland gildet bei zwei alten Amerikanerinnen als bestmögliche Luxusdestiantion. Außerdem hübsche alte Architektur und junge Spanier.

Bau dir ein Team

Seit den 11 Monaten, die ich nun schon in meiner neuen Firma arbeite, hat sich die Mitarbeiterzahl, wie es einem Start-up gebührt, fast verdoppelt und es war an der Zeit, mal wieder alle um einen Tisch zu versammeln. Zu… Ja, was? Firmenveranstaltung? Sofort verworfen, viel zu muffig. Team Event? Viel zu angelsächsisch, man ist ja bodenständig. Off-Site, also auf Deutsch quasi Abseits? Geht gar nicht.

Bis die Marketingabteilung die Namensfindung für “ein besseres Zusammenwachsen über die Standorte hinaus” endlich abgeschlossen hatte, blieben nicht einmal mehr zwei Wochen, um einen Ort zu finden, mit Raum für ein Dutzend Menschen zum Tagen, Essen und Schlafen, und schön mittig zwischen Köln und München gelegen. Dummerweise hatte ich meinen Button

bevor-du-fragst

vergessen und hastenichtgesehen, war der marginale Rest (finde eine Location (“billig, aber super und irgendwie originell”), schreib die Tagesordnung, verschicke die Einladung, organisiere Fahrgemeinschaften, stelle sicher, dass alles, vom Beamer über Schokolade bis zum Verlängerungskabel eingepackt und transportiert wird, treib die Leute zusammen, verbreite Frohsinn) meine Aufgabe.

Mei leichteste Übung. Mal schnell ein Schloß im Fränkischen aufgetrieben (http://barockschloss.de/) (wg. “billig (Kolitzheim), aber super und irgendwie originell (hey, wer tagt schon in einem Schloß? Schlo-hoß!”), mit der Schloßherrin Gemeinsamkeiten (“ah, Sie sind auch Literaturwissenschaftlerin…”) und Details (“sind Broodwerscht und Sauerkraut des Abends ein zu bürgerliches Mahl?”) sowie Freizeitprogramm (“Weinprobe. Die macht mein Sohn. Mit Wein von den eigenen Gietern.”) diskutiert und schon gings gestern morgen los, heute wieder heim und alle sind jetzt ein besseres Team. Gefälligst.

Für mich hatte die Gnäfrau ein Schmankerl reserviert. Das Maria-Stuart-Zimmer, mit Himmelbett (der nämlich echte historische Himmel aus dem Hause Stuart), Ottomane und niedrigen Sesselchen und auf dem reizenden Frisiertischchen im Weiß-der-Teufel-Stil einen biographisch-historischen Roman über das Leben Ihrer Majestät.

maria-stuart

Merke: Es empfiehlt sich für einen ruhigen Nachtschlaf, NICHT die ersten paar Seiten des Romans anzulesen. Weil: da schreibt die Königin ihrem Schwager in der Nacht vor ihrer Hinrichtung und das führt bei einem Menschen mit meiner blühenden Phantasie zu sehr seltsamen Träumen, in denen unter anderem die korrekte Schreibweise des Wortes Guillotine breiten Raum einnimmt.

Aus dem Vokabelheft

Gestern ist mir der aus dem Österreichischen stammende Begriff “Kapazunder” untergekommen, was so viel bedeutet wie “Kapazität auf einem Wissensgebiet”. Kommt aber halt so wesentlich gewichtiger daher, gell, Herr Magister?

Neues vom Auslandskorrespondenten

“Die Versicherung”, schreibt er, “schrieb neulich, und hatte mehrere Seiten Instruktionen in allen moeglichen Sprachen – allen moeglichen:

Selle Notice hot wichtige Information. Vielleicht brauchscht du eppes duhe bis en gewisse Daadem um dei Gsund Inschurans zu behalde odder mit Koschde zu helfe. Fer Helfe in Deitsch mit kenne Koschde, du kannscht die Nummer uff dei ID Kaarde aarufe.”

Hmmm, sieht für mich so aus, als hätten sich die aus dem süddeutschen Raum stammenden Einwanderer sprachlich etwas weniger assimiliert als, zum Beispiel, die Sachsen…

muddersproch

Im Auguscht 2008 hemmer en neier pennsylvanisch-deitscher Sticker drucke losse. Uff sell schteht gschriwwe: “Mer schwetze noch die Mudderschprooch”. Sell Sticker kammer anne bappe uff die Hausdeer, uff die Maschien un aryets schunscht. Und kaufen kann man sie bei Bedarf hier: https://hiwwewiedriwwe.wordpress.com/neiigkeete/

Sympathischer September

Wenn eine schon aus unerfindlichen Gründen um halb vier in der Früh wach wird und nicht mehr einschlafen kann, dann ist es schon sehr nett, wenn sie die Schlaflosigkeit unter sternenklarem Himmel im Nachthemd berauchen kann, ohne sich irgendwas abzufrieren.

Oktober, die Latte liegt hoch. Gib dein Bestes!

Wie meinen?

Vorhin sprach ein Herr zu mir am Telefon von seiner eigener Unfehlbarkeit und erklärte mir meinen Job, Gott und die Welt und schloß mit den Worten: “So, junge Dame, nun wissen Sie, wie der Hase tickt.” Ach wissen Sie, Sie Anrufer, bevor ich mir die Mühe mache, Ihnen zu antworten: Lesen Sie doch Margarete Stokowskis Kolumne zum Thema: http://bit.ly/2d761vs.

Ich habe auch nichts gebucht und verspreche, mich bei Ihnen zu melden, “wenn ich einen geonkelt kriegen möchte.” Bis dahin kann ich ohne weitere Monologe Ihrerseits sehr gut leben.

Albanien

Ich weiß so gut wie nichts über Albanien, allenfalls ungefähr wo das Land liegt. Seit gestern weiß ich immerhin ein bißchen mehr; nämlich, dass aus Albanien ganz wunderschöne Musik kommt, vorgetragen von großartigen Musikern, nämlich dem Elina Duni Quartet. Und dass es dem Hörgenuß im Jazz sehr zuträglich ist, wenn man nur die Stimme genießen kann, ohne die Worte zu verstehen.

Gelegentlich wurde das Vergnügen durch das exzellente und wunderschön phantasievolle Deutsch von Elina Duni sogar noch gesteigert. Zum Beispiel, als sie ankündigte, sie werde nun die „Verschwindigkeit des Lebens“ besingen.

So eine schöne Wortschöpfung.

Der Herr Hasenpusch

… ist nicht, wie man bei dem Namen erwarten könnte, der a bisserl grauschüchterne Protagonist eines Kinderbuches, sondern gelernter Möbelverkäufer und hat sich schon früh auf Betten spezialisiert. Das ist gut, denn ich brauche eines. Dieses schöne neue Möbel haben wir beide nun aus allerlei Elementen zusammenkomponiert, darunter auch einer Rüschelhülse, der mir bis dato unbekannt gewesenen essentiellen Komponente für den erholsamen Nachtschlaf.

Alles recht, Herr Hasenpusch, wenn’s nur keine Erbse ist auf der ich dann ab Anfang Dezember schlafen werde.

Neu im Kino: Tschick

Ich glaube, ich habe noch nie in einer Filmkritik das Adjektiv “liebevoll” verwendet. Aber es gibt für alles ein erstes Mal: Fatih Akin hat mit Tschick einen warmherzigen, anrührenden, liebevollen Film gedreht. Gut besetzt, sehr atmosphärisch und ungeheuer stimmig.

Anschauen! Anschauen! Anschauen! Anschauen!

PS: Es ist noch nicht oft vorgekommen, dass ich vorher das Buch nicht kannte – Mann, freu ich mich aufs Lesen!