Bau dir ein Team

Seit den 11 Monaten, die ich nun schon in meiner neuen Firma arbeite, hat sich die Mitarbeiterzahl, wie es einem Start-up gebührt, fast verdoppelt und es war an der Zeit, mal wieder alle um einen Tisch zu versammeln. Zu… Ja, was? Firmenveranstaltung? Sofort verworfen, viel zu muffig. Team Event? Viel zu angelsächsisch, man ist ja bodenständig. Off-Site, also auf Deutsch quasi Abseits? Geht gar nicht.

Bis die Marketingabteilung die Namensfindung für “ein besseres Zusammenwachsen über die Standorte hinaus” endlich abgeschlossen hatte, blieben nicht einmal mehr zwei Wochen, um einen Ort zu finden, mit Raum für ein Dutzend Menschen zum Tagen, Essen und Schlafen, und schön mittig zwischen Köln und München gelegen. Dummerweise hatte ich meinen Button

bevor-du-fragst

vergessen und hastenichtgesehen, war der marginale Rest (finde eine Location (“billig, aber super und irgendwie originell”), schreib die Tagesordnung, verschicke die Einladung, organisiere Fahrgemeinschaften, stelle sicher, dass alles, vom Beamer über Schokolade bis zum Verlängerungskabel eingepackt und transportiert wird, treib die Leute zusammen, verbreite Frohsinn) meine Aufgabe.

Mei leichteste Übung. Mal schnell ein Schloß im Fränkischen aufgetrieben (http://barockschloss.de/) (wg. “billig (Kolitzheim), aber super und irgendwie originell (hey, wer tagt schon in einem Schloß? Schlo-hoß!”), mit der Schloßherrin Gemeinsamkeiten (“ah, Sie sind auch Literaturwissenschaftlerin…”) und Details (“sind Broodwerscht und Sauerkraut des Abends ein zu bürgerliches Mahl?”) sowie Freizeitprogramm (“Weinprobe. Die macht mein Sohn. Mit Wein von den eigenen Gietern.”) diskutiert und schon gings gestern morgen los, heute wieder heim und alle sind jetzt ein besseres Team. Gefälligst.

Für mich hatte die Gnäfrau ein Schmankerl reserviert. Das Maria-Stuart-Zimmer, mit Himmelbett (der nämlich echte historische Himmel aus dem Hause Stuart), Ottomane und niedrigen Sesselchen und auf dem reizenden Frisiertischchen im Weiß-der-Teufel-Stil einen biographisch-historischen Roman über das Leben Ihrer Majestät.

maria-stuart

Merke: Es empfiehlt sich für einen ruhigen Nachtschlaf, NICHT die ersten paar Seiten des Romans anzulesen. Weil: da schreibt die Königin ihrem Schwager in der Nacht vor ihrer Hinrichtung und das führt bei einem Menschen mit meiner blühenden Phantasie zu sehr seltsamen Träumen, in denen unter anderem die korrekte Schreibweise des Wortes Guillotine breiten Raum einnimmt.

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