Rechenaufgabe

Wenn ich das letzte Mal unter 24 Stunden gebraucht habe, um nicht operiert zu werden und dieses Mal schon ĂŒber 30: wie lange dauert es dann, bis ich endlich ein neues Knie bekomme?

Krankenhaus, außen. Klappe, die zweite

Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, wie dick ich es habe, dass man mich schon wieder nicht als operationsfÀhig befunden und nach Hause geschickt hat.

Wenn’s ein Witz wĂ€re, hĂ€tte er Aussichten auf den schlechtesten dieses Jahrtausends. Ist aber keiner. Wieder Tests. Wieder warten. FrĂŒhester neuer OP-Termin (sollten die Tests negativ zurĂŒckkommen) ist in drei Monaten; da hatte ich eigentlich geplant, lĂ€ngst wieder herumzuspringen.

Ich habe angefangen, Astrid Lindgrens Tagebuecher 1939 – 1945 zu lesen und sie hat die Worte gefunden, die mir fehlen: „Man kann sich immer damit troesten, dass es noch schlimmer werden wird“.

Krankenhaus, innen. Klappe, die zweite

An Bademantel, Turnschuhe, Haarspangerl, dies, das, jenes, extra Minzbonbons, Strickwolle, Musik, Filme und LektĂŒre gedacht (wird nicht reichen, habe mir aber sagen lassen, es befinde sich “ein netter Buchladen gleich in der NĂ€he” meiner kronprinzlichen Residenz), Post auf lagernd umgestellt (bin gespannt, was die gelben Helden dieses Mal anrichten), Aufnahmetermin beim Krankenhaus bestĂ€tigt, bei der PedikĂŒrin zum ZehennĂ€gel schneiden einschieben lassen (weiß ich, wie schnell ich wieder selbst dazu fĂ€hig bin), durchgefegt, SpĂŒlmaschine und KĂŒhlschrank geleert, Pfefferminztopf mit einer Flasche der SelbstbewĂ€sserung ĂŒberlassen, MĂŒll runtergebracht, schweren Vierwochenkoffer zur Abfahrt heruntergewuchet. Also von mir aus kanns losgehen.

Man hat mir gestern schon gesagt, dass ich dasselbe Aufnahmeritual wieder durchlaufen darf, obwohl das letzte eigentlich gerade mal 6 Wochen her ist und ich mich noch gut an alles erinnern kann. Das heißt, ich werde heute Nachmittag auf meinem Krankenlager von lauter Menschen aufgesucht, die einen Pflegeberuf ergriffen haben und von denen aufgeklĂ€rt, wie mit Schmerzen und Narkose und Nahrungsaufnahme und dem prĂ€-operativen Leben im allgemeinen und dem post-operativen im besonderen umzugehen sei.

Ich melde mich per flockblog, wenn ich wo ein Internet finde. Ansonsten Telefon.

Schon lÀnger im Kino: Toni Erdmann

Ich hatte seinerzeit schon beim Trailer das GefĂŒhl, dass das nicht so mein Film ist – aber, hey, ich lasse mich ja gerne eines besseren belehren und der Film ist mit Preisen nur so zugeschmissen worden, vielleicht ist ja doch was dran.

Dann das: Eine junge Frau verliert sich selbst vor lauter Karrierestreben und ihr Papa rettet sie und zeigt ihr den Sinn des Lebens. Da! Ich habs doch auch hingekriegt, diese ĂŒber zweieinhalb qualvollen Filmstunden in einem Satz auszudrĂŒcken und dazwischen gĂ€b’s auch noch eine KnappfĂŒnfminutenfassung: Whitney Houstons “The Greatest Love of All”.

Ich bin als Toni Erdmann-Zuschauerin fehlbesetzt, aber ich trĂ€fe gerne jemanden, dem der Film gefallen hat, damit der mir erklĂ€re, was an ihm dran ist. Außer sehr guten Schauspielern.

B’schtellt is b’schtellt is b’schtellt

Die Post teilt mir per e-mail mit, dass sie mir den Lagerauftrag fĂŒr meine vierwöchige Abwesenheit aus DatenschutzgrĂŒnden (wtf?) per Post zuschickt, die Rehaklinik versichert auf Nachfrage, dass man mir alle Unterlagen lĂ€ngst zugesandt habe, meine GewĂ€hrsamerikanerin aus Palo Alto ist beleidigt, weil ich immer noch nicht auf ihre WeihnachtsgrĂŒĂŸe reagiert habe – bloß: in meinem Briefkasten herrscht seit zwei Wochen gĂ€hnende Leere. Nix, nix und nix. Kein Brief vom Chiemsee, keiner aus Amerika und schon gar nichts aus Bonn. Mich beschleicht ein Verdacht: Die werden doch nicht etwa? Oh doch! Heute entnehme ich dem Briefkasten zwei dicke Kuverts mit der Aufschrift “Schön, dass Sie wieder da sind.” Herrschaften, ich war nie weg! Diese Knallchargen haben brav meinen lĂ€ngst stornierten alten Lagerauftrag ausgefĂŒhrt und heute meine Post mit dem Vermerk “zustellbar ab 28.01.2017” zugestellt.

Wenn die gemeine Kundin mal so aus Interesse herausfinden will, wie es eigentlich um die von ihr bestellten und/oder stornierten Webservices steht, stellt sie zunĂ€chst einmal fest, dass es auf der Website keine Kontakttelefonnummer gibt. Aber eine Chat-Option. Von mir aus. Frisch getippt und mein Anliegen im Scrolldown-AuswahlmenĂŒ angeklickt und mit Bestellnummer und allem Trara vorgetragen, “Adelheid Schumberger” jedoch streitet jede ZustĂ€ndigkeit ab: fĂŒr lagernde Sendungen möge ich bitte eine Bonner Telefonnummer anrufen. Ich hĂ€tte meine Post wirklich gerne, bevor ich einen Monat lang weg bin, also nochmal: von mir aus. Nachdem ich das SprachauswahlmenĂŒ durchgestanden habe (“Option 1”. “Ihre Eingabe ist nicht verstĂ€ndlich. Meinten Sie Option 1?” “Jaha! Zefix!”), geht einer ran, der in seiner Freizeit als Erkan und Stefan-Double arbeitet. Meine Anfrage paßt nicht in seinen GesprĂ€chsleitfaden und er versucht, die Vorgaben im freien Fall der Situation anzupassen. Klappt nicht. Irgendwann bricht es aus ihm heraus: “Was wollen Sie eigentlisch?” Ist doch ganz einfach Sterkan: Ich hĂ€tte gerne die Schreiben, die ihr mir aktuell vorenthaltet und ab Donnerstag hĂ€tte ich dann gerne, dass ihr die Post fĂŒr mich aufhebt. DafĂŒr habe ich auch schon zwei Mal bezahlt. Sterkan nimmt das als Reklamation auf und sagt mir ein BestĂ€tigungsschreiben zu, ich trauere der verlorenen Lebenszeit nach und bin froh, dass er fĂŒr die Bearbeitung meines Anliegens nicht mehr zustĂ€ndig sein muß. S. o.

Aber Volksaktien ausgeben wollen.

Koffer voll

Ich wĂ€re dann mal wieder soweit. Der Vierwochenkoffer fĂŒr Krankenhaus und Reha ist gepackt, das Klein- und Nochvergessenzeug kommt am DonnerstagfrĂŒh kurz vor der Abfahrt hinzu. Mein nicht gerade ĂŒberoptimistischer Vater hat darum gebeten, angerufen zu werden, wenn sie mich dann am Freitag wieder heimgeschickt haben werden. Habe ich nicht vor.

Ich rufe ihn dafĂŒr am Freitag an, weil man mir ein Neuknie installiert haben wird. Erfolgreich.

MÀÀÀÀÀhhh!

Zu einem neuen tollen teuren Bett gehören auch nur die allerfeinsten Accessoires und so habe ich mir nicht nur einen feinen Lattenrost und eine schöne steinharte Matratze, sondern auch einen superduper Zwischen-Matratze-und-Lattenrost-Matratzenschoner geleistet sowie eine von glĂŒcklichen Schafen geschorene Zwischen-Laken-und-Matratze-Matratzenauflage. Und weil die gutorganisierte Frau am Wochenende vor der OP schon mal das Bett neu bezieht, damit sie das a) nicht im Humpelzustand nach der Reha machen muß, und weil sie außerdem b) dann eh schon genĂŒgend SchmutzwĂ€sche mit nach Hause bringen wird, habe ich letzte Nacht zum ersten mal auf SchĂ€fchenwolken geschlummert.

Das ist der Nachtruhe viel zutrÀglich als Tiere zu zÀhlen. Und soo kuschelisch!

Ähhhh!

Wie ich gestern der WerbebroschĂŒre eines Heizpumpenherstellers entnehme, ist das einzige, was einem harten Winter Einhalt gebieten kann, ein WĂ€rmetrĂ€germĂ€dium, welches in den Varianten aktiv und trĂ€ge angeboten wird.

Ist doch gar keine FrĂ€ge, welches wir da wĂ€hlen wĂŒrden.

Aus der Personalabteilung

Ich arbeite in einem Start-up. Das Unternehmen wĂ€chst, also brauchen wir neue Mitarbeiter/innen. Zur Zeit lese ich mich wieder durch viele viele Bewerbungen und bin doch immer wieder ĂŒberrascht, welche Fertigkeiten Menschen ins Berufsleben einbringen wollen. Mein Liebling diese Woche ist offensichtlich sprachbegabt und spricht Deutsch, Englisch sowie “Latein (gr. Latinum) konversationssicher”. Mein Haßling* hingegen hĂ€lt es fĂŒr wichtig zu betonen, dass “in Zeiten wie diesen ein biodeutscher Bewerber wie ich ganz oben auf der Liste der Einstellungen stehen sollte”.

Ach wissen Sie, Herr Biodeutsch, wir entscheiden da lieber nach Qualifikation. Oder, wie es ein sehr geschĂ€tzter Ex-Chef von mir auszudrĂŒcken pflegte: “Nach Eichnung und Neichung.”

 

* Was kann ich dafĂŒr, dass die Duden-Redaktion bis dato versĂ€umt hat, das Gegenteil fĂŒr Liebling in ihren Wortschatz aufzunehmen.

Inthronisierung

Neulich noch bin ich an den wie zementiert sitzenden Schrauben meiner Klobrille verzweifelt und habe mich gefragt, ob ich zu doof bin, um zwei FlĂŒgelschrauben aufzukriegen. Heute habe ich Christoph bewundernd dabei zugesehen, wie er unter vollem Körper- und InsgesamtfĂŒnfzangeneinsatz die Dinger löste und dann mit dreieinhalb Handgriffen den erhöhten Toilettensitz installierte.

War schon sehr wohltuend, dass ich nicht zu blöd, sondern höchstens zu steif war, die Dinger verdreht am Boden liegendÂ ĂŒber Kopf aufzudemmeln und noch wohltuender, dass ich meine GeschĂ€fte zukĂŒnftig 15 cm höher verrichten werde. Das wird das Neuknie freuen.

DANKE!