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Wenn eine einen Geschenkgutschein bekommt, noch dazu von Menschen, die es gut mir ihr meinen, dann will sie den auch einlösen. Also bin ich gestern nach dem Mittagessen beim Massage Therapy Center auf der California Avenue vorstellig geworden, um einen ersten Massagetermin zu vereinbaren. Wenn möglich, noch vor Silvester. Aber klar doch, am nächsten Tag gleich? Lieber um halb zwölf bei Carolina oder um halb eins bei Kelly? Ich tue Kelly bestimmt unrecht, sie ist wahrscheinlich weder blond noch ein CA-Chick, aber Carolina klingt so viel sympathischer, weicher, dunkler – danke, ich nehme den Termin am Mittwoch, um 11:30.

Was ein Glückstreffer! Carolina ist sympathisch, weich, dunkel, mit einer Lache, die ganz tief aus dem Bauch nach oben kollert. Aber ich greife vor. Erst mal muss ich einen Wisch unterschreiben in dem ich bestätige, dass ich, wenn “intoxinated” oder “sexually offensive”, sofort des Instituts verwiesen werden darf und keinen Anspruch auf Rückerstattung habe. Ich bin weder besoffen noch bekifft, also kein Problem, aber welcher Entkleidungszustand gilt wohl als “sexually offensive”? Carolina fragen, Kollerlache, ich soll doch einfach so viel ausziehen, wie ich selbst als “comfortable” empfinde (dabei verließ sie den Raum) und mich dann bäuchlings auf den Profitisch zwischen die angewärmten Laken (für solche Kleinigkeiten bin ich so dermaßen empfänglich) legen.

Sie kommt zurück und will wissen, welche Art der Massage ich wünsche. Es stehen umpfzig Varianten zur Auswahl, von denen ich keine einzige kenne. Weil manchmal Ehrlichkeit doch recht weit führt, sage ich ihr das und dass ich mich jetzt in ihre Hände begebe und sie bitte für mich aussuchen soll. Irgendwelche Beschwerden? Ja, eine winzig kleine Schwachstelle habe ich, mein rechtes Bein (so schön, wie ich das ganze letzte Jahr gehinkt habe…), aber sonst? Nö. Mir fehlt nix. Es kollert wieder, sie werde meinen Körper fragen (“Let my hands listen to your body.”). Erst mal ein “Heat Pack” auf die Schultern und dann die Fußreflexzonen befragt.

Mein Körper ist eine Petzliese und hat ihr jede einzelne kleine Spannung, jede alte Verletzung, jedes Gebrechen und jede Anfälligkeit erzählt. Und sie hat ganz genau zugehört und “body work” betrieben – eine ganze genußreiche Stunde lang. (Als ich mich angelegentlich nach den Folterern in ihrer Ahnenreihe erkundigt habe, hat es wieder von ganz unten gekollert und der Druck wurde ein wenig verstärkt.) Gegen Ende, es waren noch 3 Minuten übrig, hat sie sich ertastet, was das nächste Mal dran kommen wird (es macht mir ein wenig Angst, wie sehr sie sich drauf freut – aber wenn ich ehrlich bin, ist die Freude ganz auf meiner Seite) und mir aufgetragen, heute Abend bei Walgreens Epsom Salz zu kaufen. Wie? Bittersalz wirkt abführend, das weiß ich – was hat das mit Massage zu tun? Nicht doch, nicht für Innen. Für Außen. Als Badezusatz. Gegen den Muskelkater.

Frisch in Epsom Salzwasser gebadet fühle ich mich noch immer sehr entspannt. Entgegen meiner ursprünglichen Idee, alle Massagevarianten und Therapeuten durchzuprobieren, werde ich Carolina treu bleiben und sie tun lassen, was sie für richtig hält. Für so ein Geschenk bin ich richtig gern 50 geworden.

Ich bin in guten Händen!

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