Ah, jetzt habe ich verstanden. Die haben bei der IMDB geschlampt oder zu wenig Platz gehabt oder vergessen oder sonst irgendeine Ausrede. Heads of State ist genausowenig ein Action Thriller, wie die Spion&Spion-Kolumne in MAD-Magazin* eine Doku über das Agentenleben. Es handelt sich vielmehr um eine Parodie.
Das erklärt den (hübschen) Shootout der weiblichen Hauptrolle Priyanka Chopra Jonas im Tomatenmatsch der Anfangsszene. Übrigens, soviel Klatsch muss sein: Chopra Jonas sieht aus, wie Lauren Wendy Sánchez Bezos sich ihr “Nachher” bestellt, Lippen, Wangenknochen, Vollhaar, Muskeln, das ganze Programm. Ja, habs nachgeschlagen: “Wendy”. Machts nicht besser. Sorry, Ms. Sánchez.
Ein Drehbuch, streng nach Rezept: häufe Klischee auf Trope, Trope auf Klischee. Herauskommt ein sehr stark an seine Peacemaker-Figur aus Suicide Squad angelegter überpatriotischer amerikanischer tumber Großmaul-Schauspieler-Präsident (John Cena), der mit dem Ehrlich-aus-der-Arbeiter-Klasse-in-die-britische-Stiff-Upperlip-Führungselite-hochgearbeitete-dem-Vaterland-als-Soldat-gedient-habende-Premierminister Idris Elba eine perfekt getimte Odd-Couple-Dynamik entwickelt. Dann Intrigen, Verschwörung, hinterlistiger Maulwurf auf höchster Ebene, schurkischer russischer-Waffenhändler-Schurke, für den das Assassinenpaar Olga und Sasha schießt und schießt und schießt und Messer wirft. Außerdem Materialschlacht. Autos, Flugzeuge, Boote, Straßenzüge – die Pyrotechniker dieser Produktion dürften sich von den Überstundenzuschlägen mehrere Sabbaticals leisten können. Nebenher wird gezeigt, dass Totgeglaubte länger leben, Europa ein sehr schönes Land ist, ein Hippie (Jack Quaid) nicht zwingend ein Peacenik** sein muß, also gar nicht, gar kein bißchen, es in Polen zwar schlechte, aber auch sehr gute Menschen gibt, The Beast*** ein superduper Auto ist und weiter fröhlich Klischee auf Trope, Trope auf Klischee gehäuft. Dann kurze Pause im Knallpengbumm, weil jetzt ganz großes Pathos, huiuiui.
Schließlich Auflösung. Sie kriegen alle, was sie verdienen. Der Schurke ein dem Schurken gebührendes Ende, Olga und Sasha auch, der eine Gute seine große Liebe (doch, in dieser Welt kann eine Frau eine Belohnung sein), der andere Gute seine geliebte Familie (“family values”, wichtig), und die beiden zusammen eine gemeinsame Mahlzeit mit anschließendem fernsehserienepisodenende-kompatiblen gemeinsamem vielzahnigen Lachen. Aus.
Wenn man das ernst nehmen sollen müßte, wäre es schrecklich. Als Persiflage ist der Film, nicht zuletzt wegen der hochkarätigen Besetzung und dem sehr guten komödiantischen Timing ganz nett für einen Freitagabend vor dem Fernseher.
Nachtrag: Das mit dem Soundtrack haben sie auch recht gut hingekriegt. Geht doch.
* Junge Menschen, die ihr diese wichtige popkulturelle Anspielung nicht versteht, hier: https://letmegooglethat.com/?q=spy+vs+spy+wikipedia
** Junge Menschen, ich kann euch nicht alles erklären. Ihr müßt auch mal selber was nachschlagen. Mensch.
*** s. **