Gelesen: Stefanie Sargnagel – “Iowa – ein Ausflug nach Amerika”

Stefanie Sargnagel reist mit ihrer Bühnenpartnerin, der Berliner Musikerin Christiane Rösinger nach Iowa und unterrichtet dort in einem College in der Mitte von Nirgendwo Creative Writing. Anschließend schreibt Steffi (ich darf doch “Steffi” sagen?) ein Buch darüber, wie sie mit ihrer Bühnenpartnerin, der Berliner Musikerin Christiane Rösinger nach Iowa reist und dort in einem College in der Mitte von Nirgendwo Creative Writing unterrichtet.

Es ist ein typischer Sargnagel geworden. Die Autorenpersona Stefanie Sargnagel, die recht nah an der natürlichen Person angelegt sein dürfte, läßt sich wie immer voller fast naiver Entdeckerfreude und erfreulich unerschrocken auf ein neues Abenteuer ein und trifft auf den Mittleren Westen der USA, der (genauso wie jede andere Region dieses großen weiten Landes) voller Kuriositäten und Absurditäten und eigenartiger Menschen steckt, alles so unfaßbar schräg, dass sofort den zurückgelassenen Menschen in der Heimat davon berichtet werden muss. SOFORT. Mit dieser Zwangshandlung kenne ich mich aus, so sind tausende (jaha) flockbloposts entstanden. Ihre Beobachtungen reichert sie mit philosophischen, soziologischen, psycholgogischen und politischen Nachdenkereien* an, erläutert amerikanische Spezifika (kenne ich auch, einen Großteil der Themen, die in den USA zum Allgemeinwissen, wahrscheinlich muß man inzwischen sagen, zählten, habe ich auch im Detail recherchiert und für meine Leserschaft zu Hause aufbereitet), produziert bisweilen wunderbare Zitate für die Ewigkeit (pars pro toto, zum Thema Aussehen: “Man ist viel beeinflussbarer, als es die Würde erlaubt”) und knallt ordentlich derbe Hämmer dazwischen. Sargnagel halt. Frau Rösinger greift gelegentlich mit “korrigierenden” Fußnoten ein. (Soo hübsch!)

Sargnagel neigt nicht zum Samthandschuh, weder bei anderen noch bei sich selbst, gerade nicht bei sich selbst. Aber genau auf diese schonungslose Weise schafft sie ein sehr komisches Buch über das Fremdsein und die Fremde, die Gleichheiten und die Andersartigkeiten und, fast beiläufig, eine Liebeserklärung an die mitreisende Freundin und die nachkommende Mama. Ich hatte sehr viel Freude mit der Lektüre!

Lesen! Lesen! Lesen!

* Den Begriff “Nachdenkereien” habe ich bei Tucholsky geborgt, denn der kennt sich mit sowas aus.

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