Neu zum Strömen: “The Residence”

Screwball Comedy +++ Shonda Rhimes from Shondaland +++ Das ganz gute alte Amerika +++ Whodunnit in bester Agatha-Christie-Tradition +++ Kolonien-Downton Abbey im Weißen Haus +++ Australien-Bashing

Hochgejazzt bis zum Gehtnichtmehr. Im Großen und Ganzen auch nicht übel und besser als manches, aber viel zu lang. Statt in acht jeweils einstündigen Episoden hätte man die Geschichte besser in maximal sechs erzählt (dann wäre ich wahrscheinlich auch nicht beim Versuch, die Serie auf zwei Abende aufzuteilen, beide Male eingeschlafen). Damit hätte man dem Publikum den grausig-patriotischen Schluß mit dem Loblied auf die amerikanischen Tugenden erspart, der, gemessen an den Nachrichten vom aktuellen Hausherrn, so hilflos und unglücklich daherkommt wie sehr lautes Pfeifen im sehr dunklen Wald.

Aber sonst? Alles gut? Nein, eben nicht. Dass der Präsident und einen arg jugendlichen First Husband haben mußte? Geschenkt. Dass die von Anfang an unsympathischste Figur zum Schluß auch die Böse war? Auch geschenkt. Das kennt man von den Stiefmüttern in anderen Märchen. Aber dass man mit Mühe zwei Handlungsfäden anlegt, eine sehr hübsche kleine Kabale mit schuftigen Verschwörern und einen Kalligrafen, der auf den Tischkarten nur sinnfreies Gekritzel dahinkünstelt und die dann beide sang- und klanglos nicht weiterführt, das ist schlampig.

Nein, hier ist mehr sehr gut gemeint als dann wirklich gut gemacht. Man hat zwar an vieles gedacht, gute Besetzung, hübsche Ideen, und es ist immer nett, wenn der Mörder nicht der Gärtner ist. Anschauen tut auch nicht weh. Es ist bloß nicht nötig.

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