Neulich erst hatte ich Anatol Regniers in vergleichbar anekdotischem Stil geschriebenes Buch über Schriftsteller gelesen, die nach 1933 in Deutschland geblieben waren und sich auf unterschiedlichste Weise mit den neuen Machthabern zu arrangieren suchten (s. https://flockblog.de/?p=50286). Wobei schon “arrangieren” wahrscheinlich der falsche Begriff ist und es keinem von uns Nachgeborenen zusteht, über die Beweggründe dieser Menschen unser nachgeborenes Urteil zu sprechen.
Nun bin ich bei Wittstock gelandet, der dieselbe Zeit behandelt und sich mit denen beschäftigt, die “sich samt ihren Wurzeln ausreißen”* mußten und auf den unterschiedlichsten Wegen gerade noch oder auch nicht mehr aus ihrem nun nicht mehr Vater- und Mutterland entkamen. Wer den Kanon deutscher Literatur kennt, kennt die Namen, vielleicht sogar die Namen derer, die im Nachkriegsdeutschland aus dem Kanon herausgebrannt worden waren. Wittstock schafft es, wie auch Regnier, dass man an jedem Schicksal wieder Anteil nimmt.
Obwohl ich mich mit kaum einer Periode der Geschichte so intensiv beschäftigt habe wie mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bin ich immer wieder überrascht, wie sehr fassungslos mich der perfekt organisierte Marsch durch die Institutionen und die Ausschaltung der demokratischen Organisationen unter Nutzung ihrer eigenen Regularien jedes Mal, wenn ich mich wieder damit befasse, wieder macht.
Lest solche Bücher. Redet drüber. Macht was. An wenigen Sätzen ist soviel Wahres dran wie an dem: Wehret den Anfängen!
* s. hier: