“Es handelt sich bei diesem Buch um ein megalomanes, riesenhaftes Kunstwerk … So etwas Kühnes und Abwegiges und Phänomenales … der absolute Roman!” schreibt Felix Stephan in seiner Rezension in der Süddeutschen Zeitung und, stimmt ja, ganz unrecht hat er nicht.
Es geht quasi um alles. Einen Autorenwettbewerb unter Prager Intellektuellen Anfang des letzten Jahrhunderts… ja, Kafka und Brod sind auch dabei und die seit Kafkas Tod laufende Diskussion, welche Bedeutung Brod zukommt, der das Testament des Freundes ignoriert und Kafkas nachgelassenes Werk nicht verbrennt, sondern veröffentlicht, und… wo war ich gleich?
So ist es in “Aus dem Nichts kommt die Flut”: man springt ständig über jedes aus dem Hölzchen gewordene Stöckchen, das einem der Autor hinhält. Die Welt in Flammen, Shoah, Überlebende, schon der hmmmpppfte Nachfolgeschreibwettbewerb, Zionismus, die UN-Resolution zur Gründung des Staates Israel, Kibuzzim, Leben in der Diaspora, mal flugs eingeschoben Science Fiction, in dem hybride Übermenschen den geringen Restbestand an restnormalen “Sapiens” ausmerzen wollen, dann wieder ein wilder Ritt durch die Literaturgeschichte, wofür er in Scheherazades Schleier schlüpft und die schon vielfach variierte Kurzgeschichte vom “Mann, dem das Gesicht in Grimm erstarrte” als Märchen aus tausendundeiner Nacht vorträgt, gleich gefolgt von einer Version einer böhmischen Groteske, für die der brave Soldat Schwejk Pate steht, quasi, wie Autor Katz eine seiner Figuren sagen läßt: “Es geht um eine futuristische Welt, oder zumindest eine Spiegelung der Zukunft … eher phantastisch als prophetisch und springt auch immer wieder vor und zurück in der Zeit. Ineinander verschachtelte Geschichten und sehr viele verschiedene Stilrichtungen – Komödie, Tragödie, Kriminalroman. Wie die Bibel in gewissem Sinn.”
Genau. Drunter machen wir es nicht. Die Bibel. Mit alles und scharf. (Damit spiele ich auf die bisher zwei Sexszenen an, die zum Fremdschämen geschrieben sind.)
Inzwischen bin ich – angemessen unterhalten und gefordert – im letzten Drittel angekommen, im Kapitel mit der Überschrift “Aus dem Nichts wird die Flut kommen”. Und genauso bricht der Text dann über den Leser herein. Flutartig. Haltlos. Wort- und Satzmassen. Kein hilfreich gliedernder Absatz. Nichts. Nur Sätze, Sätze, Sätze aneinandergereiht, übereinander wegspülend, Variationen und gänzlich Neues, schwere Wellenschläge, fast 50 Seiten lang. Ich habe nach dem dritten Versuch vorerst abgebrochen, weil ich mit mir nicht einig bin, ob mir hier überirdisch intelligente Psychophilosophie oder haltloses Geschwafel präsentiert werden.
Sollte ich mich dem eines Tages gewachsen sehen, melde ich mich wieder dazu und werde dann auch eine Meinung haben.