Vorgestern Abend im Fernsehen – „Tatort – Murot und das 1000-jährige Reich“

Das ist, wenn der Nazi-Murot Oberst Rother (Ulrich Tukur) heißt und in einem winzigen hessischen Dorf mitten im 2. Weltkrieg mehrere Fälle gleichzeitig ermittelt. Es gibt arg viele Klischees, von der versteckten jüdischen Ärztin (Barbara Philipp) über die glühende Nazisse (Melanie Straub) und den “falsch verheirateten” untergetauchten Akademiker (Cornelius Obonya) bis zum überfanatischen adeligen Adjutantenleutnant (Ludwig Simon). Der Dorfschmied und Kriegsveteran hat seine Senfgasverletzungen erlitten, “weil der Wind sich gedreht hatte”, der sehr adelige schneidige Jungnazi (Marius Ahrendt) zeigt sich als bei der ersten Gelegenheit in einer geklauten Postleruniform flüchtender überlebender Feigling, der kümmerliche Postbeamte (Gerd Lohmeyer) als “auf der Flucht erschossener” stiller Held.

Die Handlung, wiewohl nicht unspannend, hat sehr viele Löcher. Aber um die geht es auch gar nicht, sondern viel mehr um die Frage, ob man einen Kriegsverbrecher immer noch vor Gericht stellen soll, wenn er längst alt und gebrechlich ist.

Die Antwort darauf ist ein sehr eindeutiges Ja und die Szene im Flugzeug gehört mit zum schönsten, was ich in Fiktionen aller Art zum Thema Vergangenheitsbewältigung je gesehen habe.

Nein, ich habe keine Empfehlung. Muss jede und jeder für sich rausfinden, ob dieser Tatort ihrs oder seins ist.

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