Anläßlich der neuen Inszenierung von “Lichtspiel” (das mich seinerzeit zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte: https://flockblog.de/?p=48978) im Volkstheater, kam das Gespräch auf des Frühwerk Kehlmanns und es bestand Einigkeit, dass “Die Vermessung der Welt” ein sehr großer Wurf gewesen sei, wir uns aber nicht mehr so ganz genau an das vier Jahre danach erschienene”Ruhm” erinnern konnten. Habe also wiedergelesen und herausgefunden, warum. Es ist nämlich so:
Hereingekehrt und umgesehen – Kehlmanns Kuriositätenkabinett ist wieder in der Stadt. Jetzt neu mit einem Vexierspiegelsaal, in dem das Große nicht groß und das Kleine nicht klein scheint und überhaupt alles anders ist, als einem der vermeintlich gesunde Menschenverstand einzureden versucht. Kurzum: Wirklichkeit ist eine Illusion. Jeder und alles im Leben ist eine Geschichte in anderen Geschichten.
Es ist Kehlmann. Also ist die Sprachkunst überwältigend, das Spiel auf vielen Ebenen faszinierend. Aber, und das war, wie ich mich inzwischen erinnern kann, auch beim ersten Lesen so: ich hatte permanent das Gefühl, einem großen aber herzlosen selbstverliebten Meister, der, ähnlich wie Thomas Mann, seine Figuren in die tiefste Tiefe seziert, aber nicht mag, gnadenhalber beim Kunstmachen zusehen zu dürfen. Und nur staunendes Publikum zu sein, reicht nicht. Damals nicht und heute auch nicht.
Wenn Kehlmann, dann lieber was anderes lesen. Den Tyll (https://flockblog.de/?p=41829) oder die Vermessung oder s.o. Lichtspiel. Macht mehr Freude.