Mit ihrer Binti-Trilogie (s. https://flockblog.de/?p=34766) hatte Okorafor mich sehr gewonnen. Wofern, wie in diesem Fall, die Chance besteht, das zu schaffen, versuche ich mich bei manchen Autor*innen durch das Gesamtwerk zu lesen. Deswegen “Lagoon”.
Das Buch ist einige Jahre vor “Binti” entstanden und verdankt seine Existenz dem Umstand, dass Okorafor ihr Heimatland Nigeria in dem Film „District 9″ fremdenfeindliche Stereotypen ausgesetzt sah, dem etwas entgegensetzen wollte und zu einem Rundumschlag ausholte.
Das merkt man. Nigeria, spezifisch die Hauptstadt Lagos, in der Außerirdische landen, wird permanent als der Ort erwähnt, von dem wohl keiner erwartet hätte, das extraterrestrische Wesen ausgerechnet dieses Ziel auswählen. Das hätten selbst wenig aufmerksame Leser beim dritten, vielleicht vierten Mal verstanden und nicht alles paar Seiten wieder gesagt bekommen müssen. Sie versucht, viel zu viel unterzubringen: Korrupte Politik und Politiker, Straßengewalt, marginalisierte Randgruppen, Armutsprostitution, allerlei Religionen und dergleichen Aberglauben mehr, Gewalt gegen Frauen, Ausbeutung durch andere Staaten sowie den gesamten Postkolonialismus-Komplex, Mystik, Karl Marx als Heilsfigur, Menschen mit “Superkräften” – es wird irgendwann voll und laut und ziemlich anstrengend.
Wer sich in Afrofuturismus einlesen will, lese die Binti-Trilogie, das Frühwerk habe ich ja nun gelesen, damit ihr es euch sparen könnt. Gern geschehen.