Gestern in der Unterfahrt: JISR’s Āmālgamation

Huiuiui! So ein schönes Konzert!

Es ist der letzte Abend, bevor die Unterfahrt den ganzen August über schließt, auf dass die Lüftungsanlage renoviert werde (quasi “Bauferien”). Die Wände sind schon ganz kahl und die nackten roten Ziegel haben einen ganz eigenen Charme. Die Luft steht knackewarm, der Hausherr Michael Stückl schnürt durch die Reihen, grüßt hier und dort und verschenkt kleine Schächtelchen, die sich ausgepackt und -geklappt als Fächer erweisen. Ich hypnotisiere ihn quasi an meinen Tisch, kriege meinen Fächer und wedele denn auch gleich los. Welch eine Wohltat.

Vorne auf der Bühne Mohcine Ramdan (voc, Gambri)… halt, hab ich gestern gelernt, muss ich natürlich gleich weitererzählen. Die Gambri oder Guembri oder Gimbri ist quasi Mutter und Vater aller Bässe in aller Musik in aller Welt. Ein ausgesprochen schönes Instrument mit einem tollen Klang, das sich, wie Ramdan mitteilt, heute in diesem Klima ganz besonders wohlfühle. Es ist nämlich mit Kamelhaut bespannt.

Also nochmal, die Besetzung: Mohcine Ramdan aus Marokko, der die Saiten schlägt und mit ganz wunderschöner Stimme unter anderem Jazz-Standards auf arabisch interpretiert. Selbst ein Bossa Nova wird so zu orientalischer Musik. Der zaundürre und sehr inspirierte Olmo Chitto aus Italien am Vibraphon und Matthias Gmelin, Sozialarbeiter, der aussieht aus als bekleide er eine Lebensstelle im mittleren Polizeidienst und in Wirklichkeit ein wahnsinnsgrooviger Drummer vom Schliersee ist. Gergely Lukacs aus Ungarn bläst die Trompete und Flügelhorn, hach, Flügelhorn, am Klavier überzeugt Amine Mesnaoui, eine Art Wiedergänge des jungen Mick Jagger. Ja und dann noch der Baseman Arnaud N‘Gaza von der Elfenbeinküste. Der nicht nur auf dem Bass zaubert, sondern auch noch toll singt und das Jomolo schlägt (macht nix, wenn man das nicht kennt, ich habs gestern auch zum ersten Mal gehört und gesehen).

Ein sehr schönes Konzert mit vielseitigen und sehr guten Musikern, von Ramdan freundlich, aber nicht geschwätzig begleitet – und im ganzen Raum schlagen den ganzen Abend Fächer im Takt. Weil, bei dem Groove einfach nur Luft zufächeln? Physisch unmöglich.

Die netten Menschen von der Unterfahrt haben eine Aufzeichnung ins Netz gestellt, falls wer reinhören und -schauen mag. Ich sags aber gleich: es ist nicht dasselbe ohne schlechte Luft in einem überhitzten Raum voller begeistert groovender Menschen im Odeur de Pommes-Fett und versagendem Deo. Es hilft wahrscheinlich, die Heizung hochzudrehen und einen Fächer griffbereit zu haben.

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