Der Saal fasst gut 850 Menschen und war ausverkauft, was bei nassklammer Winterkleidung und sehr enger Bestuhlung ziemlich schnell für ein dichtmuffiges Raumklima sorgte. Zu Pandemiezeiten hätte man dergleichen ein Multi-Spreader-Event genannt und – gemessen an den Husten- und Schneuzbeiträgen des Publikums – wahrscheinlich auch heute noch sehr recht damit.
Ich hatte die Karte und die Begleitung einer lieben Freundin als Geburtstagsgeschenk bekommen und war sehr gespannt auf diesen großdimensionierten Dia-Vortrag auf einer ca. 20m breiten Leinwand, der nichts weniger zeigen sollte als die ganze Erde. Tat er. Eine Bilderflut ohnegleichen. Berge, Wüsten aus Sand und Eis, Tundra, Taiga, riesige Weiten, enge, vor Fruchtbarkeit strotzende Regenwälder ohne Himmel und Horizont, Flüsse wie Meere und immer noch mehr und noch weiter, höher, unwegsamer – und doch bewältigt.
Ich glaube, das Konzept geht auch deswegen so gut auf, weil Martin die ganze Zeit von den unglaublichen Strapazen erzählt (inklusive Durchfall, brüllenden Kopfschmerzen und Atemnot in dünner Bergluft, Extremwetterlagen) und seine Zuschauer ohne all den Ärger warm und trocken in den Genuß der Schon-vor-Sonnenaufgang-stundenlang-aufgestiegenen- und Mehr-als-zehn-Stunden-dickwarm-eingepackt-bei-minus-fünfzig-Grad-im-Schlitten-durch-die-Tundra-gejagt-Bilder kommen.
Meinen Bedarf hätten Bilder, ab und zu eine Geschichte dazu und die Chance, die Eindrücke auch wirken zu lassen, mehr als gedeckt. Dreieinhalb Stunden mit einer 20-minütigen Pause dazwischen und einem irrsinnig schlecht ausgesteuerten Klangbrei an untermalender Musik war für mich zu viel. Ich hoffe, dass dieser Effekt der Martinschen “Multivision”-Anlage zuzuschreiben ist und nicht der Technik der Kongreßhalle.
Trotzdem: noch einmal herzlichen Dank für die Einladung und die Eindrücke, kurz bevor ich ertaubt bin. Wir schauen uns bei Gelegenheit in aller Ruhe einmal die vielen Bildbände in deinem Fundus an, liebe Frau L. aus M.