Ich beginne mit einem tiefempfundenen Danke-Hach!
Was schenkt man einem Menschen, der nichts braucht und eigentlich alles hat? Hmmm? Genau. Irgendetwas, das er noch nicht kennt und worüber er sich, wie man nach jahrelanger Freundschaft ziemlich sicher vermutet, sehr freut.
Und so begab es sich, dass ich im September im Spanienurlaub eine Nachricht erhielt, ich möge mir doch den Abend des 2. Dezember freihalten. Und dann vorgestern eine weitere, ich solle mich um 17:30 Uhr in einem italienischen Restaurant an der Leopoldstraße einfinden. Habe ich, nicht ganz ohne Tücken (s. blogpost davor) getan, um dort, ziemlich schneegenäßt, umrahmt von Kindergeburtstagen und beschallt von spitzen Schreien sowie extrem lauten spanischen Sommerhits der letzten Jahrzehnte (von “Vamos a la Playa” bis “Despacito” war alles dabei) mit meinem reizenden Begleiter mittelmäßige schnell erkaltete Pizzen zu verspeisen. Aber das war noch gar nicht die Überraschung. Das war nur Abendessen.
Danach dann durch die trockene wohlbeleuchtete U-Bahn-Station flugs auf die andere Straßenseite gewechselt und hinein ins mir bis dato unbekannte Leo 17-Theater. Weil es so viele (inklusive – beinahe – des Künstlers, der vom Hauptbahnhof Nürnberg von seinem guten Tontechniker aus einem Pulk erzürnter Berliner Fußballfans befreit und mit dem Auto nach München verbracht wurde) aufgrund der widrigen Wetterbedingungen nicht zur Vorstellung geschafft hatten, nahmen wir dankend und mit Freuden die so freigewordenen Plätze in der ersten Reihe ein – und ich hatte immer noch keine Ahnung, was mich erwartet.
Auftrat ein Herr im beigen Dreiteiler sowie Schirmmütze in Beige und beige Sneaker. Am Flügel. Und besang ein gallisches Dorf. DAS gallische Dort. Um dann zu befinden, dass es uns egal sein könne und an den eigentlichen Schauplatz zu wechseln: Theben.
Und dann spielt Bodo Wartke ein Vierzehnpersonenstück, ganz allein, mit glaubhaften Di- und Trialogen, mit unglaublicher Präsenz und Timing, mit wahnsinnig viel Wortwitz und ganz großem Drama und klassischen Zitaten von Schiller über Goethe bis zu Star Wars und es tut einem der Bauch vom Lachen weh und der Mund vom weit Offenstehen und er setzt immer noch einen drauf. Und er kann das. Sehr unendlich Hach!
Mitnehmen tun wir folgendes: meinen Lieblingsreim “… war von Jokaste er der Macker und damit auch ein Motherf***er” und dass wir das angespielte Sequel “Antigone” ganz unbedingt auch sehen wollen.
Hach! Hach! Hach!
Ich kann Herrn E. aus M. gar nicht genug danken für all die Mühen, die er sich gemacht und die Unterstützung, der er hinzugeholt hat und bin jetzt schon gespannt, wie er dieses Geschenk das nächstes Mal toppen wird (kein Druck, mon cher, kein bisschen) und ich freu mich immer noch, dass ich so eine Heldin war, und das Haus verlassen habe. Mach ich aber erst wieder, wenn diese kalte und rutschige Scheiße abgetaut ist…