Ich schreibe nun schon das zweite Wochenende an einem sehr ausführlichen blogpost über diese ausgezeichnete Serie und habe bei 2.000 Wörtern und noch keinem Ende absehbar beschlossen, ihn nicht zu veröffentlichen. Zu lang und immer noch nicht alles gesagt. Daher nachfolgend in aller Kürze.
Man muss über die Kombination kindisch-verspielter Disney-Schriftzug und rauchende Krematoriumsschlote hinwegsehen, auch wenn das nicht leicht fällt.
Tut man das, taucht man ein in eine in fünf einstündige Folgen aufgeteilte Serie, die die deutsche Geschichte, spezifisch die Zeit der frühen Sechziger Jahre und ihren Blick auf die frisch zurückliegende tausendjährige Vergangenheit zeigt und seziert sowie einen Cast, den man besser nicht hätte besetzen können. Pars pro toto Katharina Stark, die junge Hauptdarstellerin, die eine überzeugende Entwicklung zeigt: von der jungen Naiven zur erwachsenen Frau, die ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand nimmt. Außerdem Anke Engelke, der ich eine solchermaßen starke Leistung nicht zugetraut hätte und Heiner Lauterbach, den ich zum ersten Mal in seiner Karriere bereit bin, einen Schauspieler zu nennen. Und viele mehr, wie das in alten Filmen heißt. Sehr viele mehr. Ich wünsche mir ja immer noch einen Casting-Oscar, den ich in diesem Fall gerne verleihen würde.
Neben der sowie schon glänzenden Leistung aller an der Produktion Beteiligten gibt es ein paar ganz besonders starke Szenen, zum Beispiel die, in der zur Verfahrenseröffnung die gesamte Anklage gegen die Täter im ersten deutschen Auschwitzprozess verlesen wird (sehr berührend als Ankläger, dem dabei die Stimme bricht, Matthias Luckey). Oder die Schweigeminute beim Ortstermin im KZ Auschwitz, wo nur die flackernden Kerzen davon zeugen, dass Zeit vergeht. Es stockt einem beim Zuschauen der Atem.
Anschauen! Anschauen! Anschauen!
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