Man möchte es kaum glauben, aber der jüngst von seinem Gott final ausgezählte Boxer René Weller hat im Knast seine weiche Seite entdeckt und Gedichte geschrieben. Bände voll. Nachfolgend für die sehr schmerzbefreiten Angehörigen meiner Leserschaft einer seiner Ergüsse.
Wer eher zartbesaitet ist, darf nach der vierten Zeile aufhören, denn es wird schlimmer…
DAS GEFÄNGNIS
Von RENÉ WELLER
Nur Verbrecher sind im Gefängnis, sagen die Leute,
das ist falsch, das weiĂź ich heute.
Hier gibt es die schlimmsten Kreaturen,
doch auch viele Frohnaturen.
Fast alle Gefangenen sagen dir,
sch…, ich bin schuldlos hier.
75% sind Ausländer, da könnt ihr fluchen,
fĂĽr die heiĂźt deutscher Knast “Urlaub buchen”.
Einige ausgenommen
nur die, die aus dem Osten kommen.
In KĂĽrze sehen sie aus ganz frisch,
logisch, dreimal am Tag steht Essen auf dem Tisch.
Beim Hofgang gehen sie Hand in Hand,
im Glauben, hier ist das Schlaraffenland.
Die verschiedensten Verbrechen wurden von den Häftlingen begangen, ohne
Ticket
im Bus, bei Diebstahl und Schwarzarbeit angefangen.
Ăśber Betrug, Bandenbildung, der Handel mit Drogen,
selbst Erpresser und Mörder sind hier, ungelogen.
Gewohnheitsverbrecher, bei manchen läuft noch das Verfahren,
die sollte man immer hier aufbewahren.
Doch das sage ich nicht zum Schutz meiner Braut,
von diesen Ganoven werden wir beklaut.
Andere sind brav wie Lämmer,
haben gute Manieren, ja “Gentlemänner”.
Einige wurden vom GlĂĽck verlassen,
vom Leben gebeutelt, kaum zu fassen.
Sind dann auf dumme Gedanken gekommen,
und wurden freudig hier aufgenommen.
6,7 qm ist meine Zelle klein,
mein Bad zu Hause dürfte dreimal größer sein.
Eine Stunde am Tag dĂĽrfen wir aus derselben gehen,
nicht menschenwĂĽrdig, kaum zu verstehen.
Zweimal Hofgang ohne zu lachen,
darĂĽber sollte der Direktor sich Gedanken machen.
Was ich denke, kommt mir leicht aus dem Mund,
so hält man in Deutschland keinen Hund.
Nie habe ich es vergessen, ich bin hier kein Gast,
man hält mich für einen Kriminellen und ich bin im Knast.
Die beste Schule ist die des Lebens,
also ist die Zeit hier auch nicht vergebens.
Eiscreme mit Sahne, eine kalte Cola, ganz banale Dinge,
werden wertvoller als goldene Ringe.
Spätestens jetzt wird dir klar,
wie schön doch die Freiheit war.
Die Beamten sind fast alle nett,
das Essen leider viel zu fett.
Wenn die Sonne scheint, kann man in der Zelle sonnen,
doch das ist kein Grund zum Wiederkommen.
Meine Tochter schrieb mir “Hallo Papi!
Bist du jetzt ein Knacki?
Es macht mir keine Freude,
doch das sagen von dir andere Leute”.
FĂĽr jeden ist nun unumstritten,
seine Familie hat noch mehr gelitten.
Am Ende möchte ich so verbleiben,
fĂĽr mich wird dieses Erlebnis einmalig bleiben.