Es gibt wohl wenig Grausligeres, als wenn einem der Mann in der Werkstatt den Umfang der aktuellen Reparatur mit den Worten erklärt, dass [WasweißdennichwiedasDingsheißtsowasmerkeichmirdochnicht] an der Bremse “durchgeglüht” sei und diese je-der-zeit hätte versagen können. (O-Ton: “Des hätt ganz bees ausgeh’ kenna.”) Die Verwendung der Begriffe “Bremse” und “durchgeglüht” in einem Satz läßt die Lust- und Pflichtfahrten der letzten Tage, einschließlich der im dicksten Berufsverkehr zur Werkstatt heute Morgen, in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Wurscht. Die Karre ist wieder heil und zwar doppelt, weil man grundsätzlich gleichachsig* repariere und das sind die drei Erstgeborenen, die ich nun in die Zwinghaft des Herrn Werkstattbesitzers übergebe, allemal wert. Rechnung, Fahrzeugschein, Schlüssel… und Auto? Das, erfahre ich, sei in der Querstraße gegenüber geparkt, gleich vor der Nummer 22. Flugs die vielspurige Ausfallstraße überquert, den Hundekakapipigrünstreifen unbeschadet genommen (in Sandalen!), Nr. 2 passiert, gut, gleich auf der richtigen Straßenseite, Nr. 10, 12, gleich geschafft. Hier ist Nr. 22. Da bin ich. An sich vollzählig, aber wo ist der Corolla? Hier mal nicht. Auch nicht vor Nr. 24 und dann ist diese Straße aus. Nicht gegenüber, nicht ums Eck. Kein Corolla. Nirgends!
DAMNIT!
“Hallo Herr Werkstatt”, telefoniere ich in meiner Not. “Können Sie helfen?” Ich solle, sagt er, mich nicht von der Stelle rühren, er sei quasi schon da. Binnen weniger Augenblicke eilt er herbei, mein Ritter im verbeulten Mazda, um sich im gleichen Atemzug zu entschuldigen und seinen Mitarbeiter zu schimpfen. Der nämlich habe es gut gemeint, und das Fahrzeug, damit ich es beim Abholen nachmittags nicht so weit habe, in Werkstattnähe umgeparkt. Er habe diese Nettigkeit nur nicht, wie es der Chef quasi täglich vorbete, auf dem Auftrag notiert.
Jetzt aber. Wir brausen wieder in Richtung Werkstatt. Und da! Schau! Er zeigt mir mein Auto schon von der gegenüberliegenden Straßenseite, dann werde ich vorgefahren und mit weiteren Entschuldigungen und guten Wünschen in den Abend entlassen. Alles wieder gut.
* “Gleichachsig”. Hmmm. Selten ein teureres Wort in meinen Wortschatz aufgenommen.