eines der vielen Mitbringsel Jürgens war Eintrittskarten zu Footballspielen – drei an der Zahl, innerhalb von sieben Tagen.
Heute haben wir das erste gesehen: Stanford Cardinals vs. USC (University of Southern California aus Los Angeles). Es war eine rechte Hetze, bis wir dort waren, Jürgen und Toni hatten schon zwei Umzugsfuhren hinter sich und schwer und viel geschleppt, ich hatte Haus geputzt, und dann war bei der dritten Fuhre das Auto mit Umzugsgut und zwei Beifahrern (Jürgen und ich teilten uns einen halben Rücksitz…) massiv überfüllt und wir standen auch noch im Stau. Rummäkel. Wir kamen zu spät ins Stadion und unsere Sitzplätze waren wohl ganz hinten in der Reihe und schon fest besetzt. Mann, war ich genervt! Erschwerend kam hinzu, dass – wie immer, wenn man keine Ahnung von den Spielregeln hat – Football eigentlich nur so aussieht, als würden seltsam angezogene Männer mit Helmen auf sich zu einer Art Gruppenaufeinanderwerfen auf den unterschiedlichen Spielfeldmarkierungen treffen.
Tun sie nicht. Jürgen, regelfest, hat mich geschult. Uns beiden gefiel das Pausenballett der “Trojaner” (so heißen die Jungs aus LA mit Beinamen) ausnehmend gut. Lippizanerartig anmutende Vestalinnen von Blechbläsern in ein- und mehrdeutigen Posen an- und niedergeblasen, Herren mit Federhelmen, schmucken Gamaschen und gelbem Cape zum braunen Teddybärstrampelanzug – das war eindeutig unsere favorisierte Mannschaft. In den letzten beiden Vierteln hatte ich die Regeln soweit verstanden, dass ich mitfiebern konnte und Wir Trojaner haben dann auch den Kardinälen ordentlich eingeschenkt. Ist schon nett, wenn man sich frühzeitig entscheidet, mit dem späteren Sieger zu sympatisieren…
Heimzus gings in einem völlig überfüllten Caltrain; der Einsatz von Sonderzügen für Ballspiele wird hier noch nicht einmal in Erwägung gezogen und die Mehrzeit von Ein-und Ausstiegen aufgrund der höheren Nutzerzahl schlägt sich eben in Verpätungen nieder, damit hat man eben zu leben, wenn man nicht Auto fährt. Das System ist so grauenhaft marode. Statt der geplanten 40 Minuten waren wir gut über eine Stunde unterwegs, davon verbrachte ich ca. 20 in direkter Nasenhöhe der Achselhöhle eines Althippies, der die Lederweste, die er nun über dem T-Shirt trug früher ausschließlich direkt auf der nackten Haut getragen hatte. Leder ist organisch und nimmt alle Gerüche auf. Alle. Ich könnte einen Teil seiner Lebensgeschichte olfaktorisch nachstellen.
Nach dieser Fahrt war ich soweit, mir sofort, jetzt noch, mitten in der Nacht ein Auto zu kaufen und bei Jürgen meine Teilnahme an weiteren Spielen aufzukündigen.
Mal schauen, wie mir morgen sein wird. Morgen ist nämlich richtige Profiliga angesagt, die San Francisco 49ers gegen die St. Louis (früher: Los Angeles) Rams (Ram wie Rammbock) im Monsterpark. Dieses Spiel wird seit Monaten beworben, unter dem Motto: “put your gameface on” http://www.youtube.com/watch?v=sGemJ3fvMcE; sieht das Video nicht aus, als hätte gerade ich gerade da noch gefehlt?
Ich werde es euch wissen lassen. Jürgen hat mir eben noch den guten Rat gegeben, mich vor dem Fraternisieren noch zu vergewissern, in wessen Fanblock wir eigentlich sitzen. Widrigenfalls gedenkt er, alles, war mir zustößt mit der Kamera zu dokumentieren und die Aufnahme dem auf Schadenersatz klagenden Anwalt gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung zu stellen. Wer solche Freunde hat…
Von Runde zwei hätte ich gerne ein Bild mit Deinem GAME FACE ON, bitte bitte!