Stocker (Jentsch) und Winter (Ofczarek) ermitteln wieder im kalten Winter grausame Frauenmorde an der deutsch-österreichischen Grenze. Schneebedeckte Berge, dunkler Tann, brausende Wildbäche, gurgelnde Wasserfälle, ein monströses unterheiztes Schloss, von dessen Wänden totgeschossene Tiere mit starrem Glasaugenblick Unbehagen verbreiten. Diese Stimmung (und das Wetter) kennt man aus dem ersten Teil und hätte manchmal gerne einfach mehr Licht, denn es ist dauerduster.
Der Täter ist schon ab der ersten Folge bekannt, einer von zwei Brüdern. Keiner je von den Eltern geliebt. Aus dem einen macht das einen eher linkischen Außenseiter, aus dem anderen einen gnadenlosen Ehrgeizling und Baulöwen, aus beiden Klischees. Weil sie reich sind, wohnen sie sehr schön, die Ausstattung dürfte große Freude an ihrer Aufgabe gehabt haben. Stets mit (Achtung, Symbolik) riesengroßen Fenstern und weitem Blick auf etwas, irgendwas, das nicht hier ist. Wenn sie etwas haben wollen, nehmen sie es sich, wenn das ausnahmsweise nicht gleich klappt, greift man auf ein Netzwerk von Freunderln zurück, die auch einmal ein Gesetz umschreiben, eine Straße durch ein Naturschutzgebiet bauen oder den Leiter der Soko bestechen. Kein Klischee, nur Österreich. Ibiza läßt grüßen.
Dann aber auch die guten Seiten Austrias: der frühe Ambros ist der kongeniale Soundtrack der Inspektorenfigur Ofczareks und schöner habe ich den Schmerz in “Heit Drah I Mi Ham” noch nie gespürt. Sextupel-Hach! Überhaupt: die Musikauswahl ist großartig.
Julia Jentsch liefert wieder solides Schauspiel. Eine seltsam unterkühlte Figur, sehr klar, die in diesem Dauergrau immer in einer feuerroten Jacke hervorsticht (Symbol, huiui) und die in den Verhören eine fast kindliche Neugier an den Tag legt. Außerdem Panikattacken.
Wie schon im ersten Teil wird Selberdenken beim Zuschauer vorausgesetzt. Das macht große Freude.
Trotzdem war ich nicht ganz glücklich. Beim ersten Mal hat mich die archaische Gewalt der Verbrechen und diese grausame kalte Landschaft mehr berührt. Genau wie der Mut der Macher, den Inspektor am Ende in einem Drive-by zusammenschießen zu lassen. Ende.
Eben leider nicht. Damit es eine 2. Staffel geben kann, muss es doch anders ausgegangen sein und er kämpft sich aus einem Koma wieder zurück ins Leben. Ofczarek spielt das natürlich erwartungsgemäß großartig, nochmal Sextupel-Hach! Aber man muss es schon mögen wollen, dass alle Hauptpersonen nicht ganz richtig im Hirn sind und ihre Handlungen damit entschuldigt werden. Selbst, dass Ofczarek seine Figur verrät.
Ein dritte Staffel ist zu befürchten. Schad. Diese Aufgüsse können immer nur noch dünner werden.