Wenn es Nacht ist in München

Nach dem Theater. Als wir gerade von der Maximilianstraße Richtung U-Bahn-Station einbiegen, werden wir Zeuginnen, wie ein muskulöser junger Mann in dunklem Anzug, mit fünf, sechs sehr großzügig dimensionierten vollgepackten orangefarbenen Papiertaschen über jedem Arm eine dürre lederhäutige Botox-Blondine unbestimmbaren Alters zu ihrer Luxuskarosse eskortiert. Sein sehr ähnlich aussehender Kollege steht derweil neben dem bestirnten Auto und läßt seinen Blick wachsam kreisen. Wa-ah?

Das ist aber noch nichts gegen die beiden Nobelhobel, die direkt vor einem Laden mitten in der Fußgängerzone parken. Im Fond jeweils eine, Hmmm? Dame?, in jedem Fall erkennbar weibliche Gestalt, auf dem Fahrersitz ein bulliger Typ in Schwarz und soeben zusteigend auf der Beifahrerseite sein Äquivalent. Keine Tüten sichtbar, wahrscheinlich schon verräumt. Dann werden röhrend die Motoren angelassen und im Türrahmen des hell erleuchteten Louis Vuitton Geschäfts steht eine anorexische Damenoberbekleidungsverkäuferin, ruft mehrfach lauthals “Tschühüß” in die Nacht, verzerrt das Gesicht zum breitest möglichen vielzahnigen Lachen und renkt sich beim angestrengt Winken fast den Arm aus. Ein bissele Fremdschämen möchte man sich schon bei dieser Anbiederei.

Darüber hinaus möchte ich mich beschweren. Seit wann sind eigentlich bei der Berufskleidung von Bodyguards keine Sonnenbrillen mehr verpflichtend vorgeschrieben?

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