Tour de Ländle

Wie immer machte ich mich kurz vor Allerheiligen auf den Weg, mit den greisen Eltern die immer höheren Geburtstage zu begehen. Der 85. ist es heuer – und wenn ich eins weiß: so lange will ich zu und unter diesen Bedingungen nicht.

Aber diese Diskussion will ich gar nicht lostreten, vielmehr erzählen, wie schön gestern die zweite Herbstreise in einem Zweiwochenzeitfenster eigentlich war. Dann nämlich, als sich die Nebel lichteten und die Sonne alle Färbebäume noch einmal doppelt prächtig erstrahlen ließ. Im Gebildete-Schichten-Radio lief passend zum anstehenden Feiertag ein spannender Beitrag zum Tod und zum Abschied nehmen, davor, danach, dabei und dass mir irgendwann die Strecke vage unvertraut vorkam, hat mich nicht weiter irritiert. Das tut, wegen meiner bekannten Orientierungsschwäche jede Route, auch die tägliche, morgens zur Arbeit.

Nach einer Weile kamen mir die Namen der WC-Parkplätze doch sehr seltsam vor und als ich beim nächsten rausfuhr, stellte sich denn auch heraus, dass ich vom rechten Wege abgekommen war. Also habe ich das Google-Navi gebeten, mich doch zum Haus meiner Eltern zu führen. Offensichtlich ein großer BaWü-Fan, das Navi. Einen orientierungslosen Menschen am frühen Freitagnachmittag durch den gesamten Großraum Stuttgart zu lotsen, durch jeden Feierabendstau von Bosch, Daimler und Konsorten, in einer Region, wo man statt Kreisverkehren Ampeln den Vorzug gibt und die Autofahrer an jeder einzelnen sich die Füße in den Bauch stehen läßt… ja mir gehst weiter.

Aber wäre ich nicht bis zur Idyllischen Straße (also fast, kurz davor gings links weg) geleitet worden, hätte ich auch nie unterwegs den Straßenabschnitt entdeckt, an dem sich ein Landschaftsgärtner einen ganz lustigen Jux erlaubt hat. Jungbäumchen, noch mit Stützgestell drumrum, in einer langen Reihe und in der Blattfärbereihefolge Rot-Gelb-Grün. Da capo. Entweder ist der Neukoalitionsfan oder war schon beim Pflanzen ihr Prophet oder er ist der totale Bürokrat oder Anarchist. In BaWü ist es allerdings auch möglich, dass er das in Personalunion ist. Schwaben sind schon eher eigene Menschen.

Ja und dann war Geburtstag und kein Fest, weil “die, die früher immer gekommen sind, alle tot sind”, gemeinsames Abarbeiten des Fernsehplans (“es ist halb, du muss auf zwölf drücken”) und dann waren wir, qua ordre de Mutti, müde und gingen schlafen.

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