Nozapft is

Während es mir außerordentlich leicht gefallen ist, mich daran zu gewöhnen, dass mir nicht mindestens ein Besoffener im Laufe der zweiten Septemberhälfte in der U-Bahn auf die Schuhe kotzt, leiden andere Menschen doch sehr am Noktoberfest. So sehr, dass sich mein Passagensupermarkt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bemüht, sie über den Verlust hinwegzutrösten.

Gleich vorne im Eingangsbereich steht eine Blaskapelle, die zwar, wenn man ganz genau hinschaut, nur aus einem einsamen schwitzenden Tubisten in Seppltracht besteht, aber hey, der Mann bemüht sich. Gleich drei Mal während meines Einkaufs trötet er zu einem Prosit der Gemütlichkeit, dazwischen humptatat er unter weißblauen Rautengirlanden Bierzeltiges.

Der Supermarktlautsprecherausrufer, erkennbar in einem im Norden gelegenen Bundesland beheimatet, bayert sich durch die Trostangebote. Man finde sie da, wo Bayern am schönsten ist (das ist Supermarktsprech für die oben schon erwähnten weißblauen Rautengirlanden). Herzerl, die man dem oder der Liebsten dahómm (doch, so hat er das gesagt) mitbringen möge. Oder ein Surhaxeeen oder Landjäger, eingeschweißt vorne an der Kühltheke zu finden. Natürlich ist auch Wiesenbier im Angebot (die Feld- und Waldvariante leider nicht) sowie Dampfenudeln und Bräzen im Dreierpack am Frischebackstand. Als der die reichhaltige Würstchenauswahl aufsagt, muß er fast weinen. Wienerlen gäbe es, aus Schwein, Pute, Huhn und Vegan, und Debreziner und weiße Würste, sowie allerlei Bratwurstiges, zum Beispiel Nürnberger oder mit Spinat oder Käse. Man biete außerdem Fünfer-Fun-Packs mit Schnäpsen feil, in denen weder kleine Feiglinge noch Schlüpferstürmer fehlen. Einfach alles, juchzt er, für die Wiesen dahómm.

Ich fühle mich wie Weihnachten. Da hasse ich Lebensmitteleinkauf unter Zwangsbedudelei auch.

@Evolution: wie lange noch, bis diese Ohrenklappen endlich kommen?

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