Meine Ferien habe ich natürlich nicht nur genutzt, um zu schwimmen, zu bräunen und gut zu essen und zu trinken, nein, nicht doch. Das gute Gastgeberkind hatte mir auch einen Stapel Bücher zum Weglesen hinterlassen, was ich weisungsgemäß getan habe. Nachfolgend und absteigend in der Lesefreude, die ich durch sie erfahren habe.
- Nicky Singer (Autor), Frauke Schneider (Illustrator), Birgit Salzmann (Übersetzer) – “Davor und Danach: Überleben ist nicht genug“
Großartige Klima-Katastrophen-Dystopie mit einer gerade mal vierzehnjährigen wohl selbstreflektierten Heldin. Mein unbedingter Favorit.
Wenn da nicht am letzten Tag noch was dazwischen gekommen wäre, nämlich:
- Mariana Leky – “Was man von hier aus sehen kann“
Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Buch beschreiben soll. Es ist ein Heimatroman. Und eine Art Märchen. Sehr lebensweise. Sehr unaufgeregt und doch weltengroß. Schrullig, eigenartig, herzerwärmend. Es passiert nichts. Und davon jede Menge.
Vollkommen anders als vieles, was ich bisher gelesen habe. Man muss sich auch erst einlassen auf die wunderliche Sprache, die vielen Wiederholungen, die vermeintliche Enge des Westerwalddörfchens, um wie die Erzählerin Luise weit darüber hinaus zu wachsen.
Deswegen, Damunherrnliebezuschauerinnenunzuscherliebekinder (Trommelwirbel) gibt es auf Sabines Sommerferienleseliste zwei erste Plätze. Beide Werke seien unbedingt zur Lektüre empfohlen! - Davide Morosinotto (Autor), Dr. Cornelia Panzacchi (Übersetzer)
a) “Die Mississippi Bande – Wie wir mit drei Dollar reich wurden“
Eine sehr liebenswerte Fabuliergeschichte in der Tradition Mark Twains über eine Gruppe Kinder, die nichts zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen haben. Und es sehr beherzt tun.
b) “Verloren in Eis und Schnee: Die unglaubliche Geschichte der Geschwister Danilow“
Das dreizehnjährige Zwillingspaar Nadja und Viktor wird 1941 aus Leningrad evakuiert und fast sofort auseinandergerissen. Dem Autor gelingt es, Krieg, Kälte und Grausamkeit des großen vaterländischen Krieges altersgerecht und nichtsdestoweniger authentisch zu beschreiben. Ein wirklich sehr gelungener historischer Roman für Jugendliche.
Die im Thienemann-Verlag erschienen Bücher sind ausnahmslos liebevoll und sehr hochwertig besorgt, hätten sie noch Lesebändchen, könnte man sie sich nicht schöner wünschen. - Celeste Ng (sprich “Ing”, Autor) und Brigitte Jakobeit (Übersetzer) – “Was ich euch nicht erzählte“
Ein an sich packender sehr atmosphärisch dichter Familien-/Gesellschaftsroman über die drei Kinder eines chinesisch stämmigen Vaters und einer born-and-bread-amerikanischen Mutter in den Siebziger Jahren, deren eine Tochter im “Land der unbegrenzten Möglichkeiten” letztlich an den durch Rassismus geprägten Biographien ihrer Eltern zerbricht. Das Lesen hätte sicher im Original mehr Freude bereitet als in der grottenschlechten Übersetzung.
Beispiel? Beispiel: Der Mutter wird der voraussichtliche Geburtstermin ihres Kindes mitgeteilt. Im Original heißt das sowas wie “You are due in January”. In der Übersetzung wird daraus: “Sie sind im Januar fällig.” Ohne solche Grauseligkeiten wäre das Buch wesentlich weiter oben auf der Liste gelandet. - Lutz Hübner – “Das Herz eines Boxers“
Dieses Stück ist zwar schon aus dem Jahre 1996 und schon nach eineinhalb Seiten erkennbar als klassischer GRIPS-Theater-Uraufführungsstoff. In Kürze: Generationskonflikt und dessen Überwindung. Ich hoffe, es bleibt dem Kinde erspart, es in der Klasse in verteilten Rollen kaputtlesen zu müssen. (Schullektüre für das kommende Schuljahr.) - Sarah Crossan (Autor), Cordula Setsman (Übersetzer) – “Eins“
Ganz üble Zeilenschinderei über ein Paar siamesischer Zwillinge. Muß man nicht lesen.