Herrn Brecht* zugeeignet

Ich fürchte, mein ehrgeiziger Plan, nur noch alle zwei Wochen maskiert zu einer Lebensmittelerwerbsexpedition aufzubrechen, geht nicht auf. Erstens krieg ich immer schon hypochondrischen Rücken, wenn ich den langen Einkaufszettel nur sehe und anschließend in echt, wenn ich das viele Zeug heimschleppe. Zu Hause angekommen, ziehe ich beim Kühlschranktetris immer den Kürzeren. Ein Beutel Kartoffeln muß jedes Mal draußen bleiben. Außerdem, wenn ich ehrlich bin, mag ich Eissalat gar nicht so besonders gerne und habe auch ein bißchen Angst vor einem Gemüse, das nach zwei Wochen immer noch so knackig ist, wie in dem Moment, als ich es eingelagert habe.

In den ersten Tagen bin ich vom schieren Angebot dessen, was ich jetzt nicht alles jetzt essen könnte, total erschlagen und mache mir erst mal lieber ein Brot. In den letzten Tagen, wenn mich dann der mir bis dato vollkommen unbekannte Ehrgeiz packt, den Einkauf doch noch einen Tag aufzuschieben, gibt es in Ermangelung einer wirklichen Auswahl auf einmal so seltsame Gerichte wie gebratene Nudeln mit Röstkarotten.

Es wird wohl besser für Rücken und Magen und den ganzen Menschen sein, wenn ich zukünftig einen wöchentlichen Turnus vorsehe. Und falls das Virus Deals macht: dafür geh ich nicht in den Zoo, nicht in die Fußgängerzone und nicht in den Baumarkt. Okay, Corona?

* BALLADE VON DER UNZULÄNGLICHKEIT MENSCHLICHEN PLANENS
Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.

Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.

Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihm auf dem Hut gehaun
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihm eben
Ruhig auf den Hut!

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