Laaangweilig!
Als Belohnung dafür, dass ich mich trotzdem durch die 10 Folgen gequält habe, spoilere ich im Folgenden hemmungslos. Es wurde nämlich nicht besser! You’ve been warned.
Hab Sie denn gar nichts Gutes finden können, Frau flockblog? Doch, schon. Die Programmierer haben sich selbst übertroffen. Die CGI ist ganz und gar großartig! Ob Borg-Cube, Weltraumschlachten, Killerorchideen (aber hallo!), AI-Hippiekommunen oder das hyperamerikanische Arkadien, in dem Riker, Troi und ihre Ronja Räubertochter leben (ich sagte doch, Spoiler) – wow! Und nochmal wow! Doch, ganz toll! Inhalte über “der Mensch ist gut und der künstliche Mensch aber auch” wären trotzdem schön gewesen.
Worum geht es denn eigentlich? Nun, kurz gesagt, das Thema ist Das doppelte Klonchen bzw. Data’s Daughters. Das eine sucht Hilfe bei Picard und wird noch in der ersten Folge schlimm dahingemeuchelt. Nicht mit Picard, ey! Und nun taumelt der alte Admiral durchs Universum, um die Zwillingsschwester rechtzeitig vor den bösen romulanischen Schurken zu finden und seffaständlich zu retten. Unterwegs sondert er laufend Ratgebersentenzen auf Glückskeksniveau ab. Das soll wohl an Captain Picard, den großen Humanisten erinnern, machte auf mich aber mehr den Eindruck, als zwänge man einem schon senilen alten Mann, Texte, die er nicht versteht, von Papptafeln abzulesen. Dabei kann Sir Patrick doch ganz anders, wie seine allabendlichen Shakespeare-Sonett-Lesungen zeigen. Ich weiß nicht, ob das schlechte Regie ist oder Unlust eines großen Schauspielers, sicher ist, es macht einfach keinen Spaß, ihm dabei zuzusehen. Aber zurück zur Geschichte.
Der Admiral braucht ein Schiff und eine Crew. Die Repräsentantinnen (sind alles Frauen, denn so ist das in der Zukunft) der Sternenflotte haben aber keine Lust, ihm zu geben, was er verlangt. Im Gegenteil, Picard ist schwer in Ungnade gefallen und wird nurmehr wie ein lästiger alter Mann behandelt. Blöd das. Muß er halt persönliche Gefallen erbitten. Die alte Freundin Raffi (Michelle Hurd) hat Zugang zu einem Raumschiff, ist erst mal zögerlich, macht ihm aber dann doch die Freude. Neben dem Schiff bringt sie gleich einen Piloten mit, Rios (Santiago Cabrera). Der kommt mit einer Auswahl an Hologrammen, die alle aussehen wie er und verschiedene Fachbereiche abdecken (Medizin, Gastfreundschaft, Navigation). Die Idee ist zum Brüllen komisch. Hallo, Herr Lehrer, hab doch noch was Gutes gefunden. Das nächste Mitglied dieser dieser skurrilen Crew ist Elnor (Evan Evagora), ein Waisenknabe, den Picard seinerzeit wegen Zeitmangels (es war halt immer noch ein Planet mehr zu retten) kurz in einem Kloster zwischengelagert hatte. Das Kind ist inzwischen zum Manne gereift und vom Kampfjungfernorden zum Shaolin-Samurai (oder so) mit Schwert und schwarzer Kutte ausgebildet worden. Nach kurzem Widerstand (“Warum hast du mich in den letzten 14 Jahren nicht mehr besucht, Vaterersatz?”), weiht er Schwert und Kampfeskraft doch dem Admiral. Gut so, aber auch anstrengend, weil die Figur so herzzerreißend naiv angelegt ist, dass der Bub permanent ein bisserl zurückgeblieben daherkommt.
Kurz vor dem Abflug drängt sich auf Dr. Agnes Jurati (Alison Pill) auf, Genetikerin, AI-Spezialistin und Dummblondchen. Warum man eine Schauspielerin dieses Kalibers an Bord holt (hoho, schon wieder Wortspiel) und sie dann hauptsächlich staunend Mund und Augen aufreißen läßt (oh, der Weltraum, oh, öd und leer, oh, ein Hologramm, oh, zwei sogar etc.pp.), würde ich gerne erklärt bekommen. Sie wird später immerhin noch ein sehr sinistrer Charakter werden, aber das hätte man doch auch anlegen können und müßte den Zuschauer nicht aus heiterem Himmel mit ihrer dunklen Seite überraschen?
In den nächsten Folgen wird viel geflogen, im Weltenraum gekämpft und man trifft alte Bekannte. Seven-of-Nine, Ranger-Rächerin derer ohne Stimme, und in Rückblenden immer wieder Data, der mit seinen Erklärungen die Geschichte vorantreibt. Im Borg-Cube (“The Artifact”) treiben Cersei und Jamie derweil ein übles Spiel mit dem Zwilling (ja, doch, sie heißen anders und sind von Romulus, aber die Lannisters sind halt mal die Blaupause für inzestuöse Übel-Geschwister). Man möchte es kaum glauben, aber Picard rettet sie, sowas von kurz vor knapp, und läßt Seven und seiner Crew die Dreckarbeit, während er mit dem Zwilling zu Rikers in deren luxuriöse “Cabin in the Woods” teleportiert und sich Pizza backen läßt. Mit selbstgezogenen Tomaten. Huiui!
Ganz zum Schluß stellt sich raus, dass alle, außer natürlich Picard, die alte Prophezeihung mißverstanden haben und das Klonchen gar nicht der Weltenzerstörer ist und deswegen auch gar nicht umgebracht werden muß und alles ist wieder gut. Boooaaaahh! Das hätte man in einem schlechten Spielfilm auch klären können. Dann wären wenigstens nur zwei Stunden weggewesen.
Die 2. Staffel ist schon in Postproduction. Mir ganz wurschtegal. Nochmal tue ich mir das nicht an.