Kurz nach 8 abends. Da kommen Menschen. Die haben Hunger. Die wollen was zu Essen. Das geht doch nicht! Nicht in einem Restaurant am Stadtrand von Algodonales. Nein. Nein. Nein. Vielmehr: No. No. No. Das findet auch Betsy und zischt uns aus dem Garten, wo der Wirt uns eher nachlĂ€ssig einen Tisch zuweist (da oder dort, igual), dann aber doch die Lichterkette zwischen den BĂ€umen und die Musik anmacht. Betsy zischt weiter und kommt mit bedrohlich geweitenen FlĂŒgeln auf uns zu gestĂŒrmt. Weg da, Eindringlinge! Ich denke mit meinen Julius CĂ€sar (WachgĂ€nse auf dem Kapitol) und schaue zu, wie es zweier Menschen bedarf, Betsy Richtung Stallungen abzudrĂ€ngen.
Erst mal ein SchĂŒsselchen Tremoços, das sind in Salzlake eingelegte Lupinenkerne, saulecker und unwahrscheinlich gesund. Man knackt sie Ă€hnlich wie Edamame aus ihren Schalen. Und jetzt dringend aussuchen: Die Speisen sind handschriftlich und recht ĂŒbersichtlich auf eineinhalb Din-A-4-Seiten aufgelistet. Wir bestellen die gesamte vegetarische Auswahl, ja, auch die gefĂŒllten Auberginen, denn die FĂŒllung, sagt man uns, sei Fisch, und bekommen einen FestschmauĂ. Tapa ĂŒber Tapa ĂŒber Plata erreicht den Tisch, eines besser als das andere. Nur beim letzten kommen uns Zweifel.. Das da unter der KĂ€seschicht ist doch Hackfleisch? Hatten wir das bestellt? Ah, ganz weit unten versteckt sich ein Kartöffelchen. Jetzt. Das sind wohl die patatas nach Miriams Hausrezept. Sehr fein. Postres? No. Dann vielleicht Kaffee? Nein, Kaffee gibt es keinen. Die Maschine ist lĂ€ngst aus, schlieĂlich habe man seit 12:00 Uhr mittags geöffnet und irgendwann sei auch mal gut. Zum Trost bringt der Wirt ein FlĂ€schchen zuckrigen Likörs, der schmeckt wie Karamellbonbons und ist ein adĂ€quater Ersatz fĂŒr beides.
Als wir zum Bezahlen nach drinnen gehen, fallen uns an der Wand ausgesprochen schöne farbenfrohe PortrĂ€ts schwarzer Frauen auf. Ja, die male seine Frau, Miriam, die eben noch so wunderbar fĂŒr uns gekocht hat. Ob wir mal was sehen wollten? Eine Ateliertour, mitten in der Nacht? Ui! Klaro, laufen wir ihm hinterher. Es ist dann doch bloĂ das Klo, auf dem ein wunderschöner Akt (auch von Miriam gemalt) sowie zwei sehr leere NĂ€gel hĂ€ngen. Geklaut hĂ€tten welche die schönen Bilder seiner Frau. Einfach robado. Die neuen hĂ€nge man jetzt nur noch zu Hause auf. Hah! Muchas gracias (oder, wie man auf Andalou sagt: mucha gracia), Señor. Y luego.