It ain’t you, Babe

Gute Personaler/innen machen sich bei Absagen an Bewerber/innen viele Gedanken. Wie formuliere ich das Schreiben, damit der Mensch am anderen Ende nicht vollkommen demotiviert die Flinte ins Korn wirft und hinfort im schmuddeligen Feinrippunterhemd RTL2 glotzt? Ich kenne das Thema von der anderen Seite des Schreibtisches und habe oft genug an den Formulierungen gefeilt. Freundlich, wertschĂ€tzend, ermutigend, so, dass das Unternehmen dem/der Angeschriebenen gut in Erinnerung bleibt. Aber halt trotzdem “Du nicht”?

Das ist nicht leicht und gelingt den wenigsten gut. Meist liegt es daran, dass schon die gĂ€ngigen Vorlagen unzulĂ€nglich sind. Der Job wird nicht einfacher, wenn man aus Angst vor Diskriminierungsklagen nicht ehrlich sagen kann/will/darf, warum der/die Kandidat/in nicht in die engere Wahl gekommen ist. FrĂŒher konnte man wenigstens noch einen Trostpreis in Aussicht stellen, indem man vorgab, man werde den Lebenslauf in den “Bewerberpool” aufnehmen, und bei einer geeigneten Position proaktiv auf den/die Bewerber/in zukommen. Geht aber seit Inkrafttreten der DSGVO aus DatenschutzgrĂŒnden nimmer.

Viele Unternehmen lösen das Dilemma damit, dass sie keine RĂŒckmeldung geben, nach dem Motto “nix xagt isch gnug abgxagt”. Andere nutzen die oben erwĂ€hnten Vorlagen, einige wenige geben sich sichtlich MĂŒhe und manche verbiegen dabei die deutsche Sprache zu Formulierungen, dass einem beim Lesen die Plomben schmerzen. Es ist halt so: Nein bleibt Nein. Egal wieviel Schleifchen man darum bindet.

Was ĂŒbrigens auch gerne unterschĂ€tzt wird, ist das Timing. Personaler/innen dieser Welt versetzt euch in die Lage eures GegenĂŒbers und nutzt eure berufsbedingte Empathie. Will heißen: schickt die Absagen fĂŒr die Woche am Freitagnachmittag raus. Es ist fĂŒr den Menschen am anderen Ende allemal besser, mit der Information ins Wochenende gehen und die Zeit zum Weitersuchen zu nutzen, als am Montagmorgen zwischen 08:00 und 09:00 Uhr drei Neindankeschreiben nacheinander aufpoppen zu sehen.

Wo ist gleich nochmal mein Feinrippunterhemd?

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