Libenter homines id, quod volunt, credunt*

Im allgemeinen kann man die Kenntnisse und Fertigkeiten eines Menschen aus seiner Berufsbezeichnung herleiten. Ein Fliesenleger zum Beispiel wird in den seltensten Fällen ein wegen Mehlstauballergie schlecht beratener und widerwillig in die Baubranche umgeschulter Bäcker sein. Sollte die Berufsbezeichnung Fragen offen lassen, kann man fragen. Zum Beispiel im Verlauf des Telefonats, mit dem man eine Kandidatin zum Vorstellungsgespräch einlädt.

Ganz ganz schlecht ist die Methode, einen Termin zu vereinbaren, die Kandidatin anreisen zu lassen, zu zweit ein knapp zweistündiges sehr intensives Interview mit ihr zu führen und erst in den letzten paar Minuten zu erkennen zu geben, man habe eigentlich immer gedacht, jemand der eine gewisse Position in seinem Lebenslauf zu stehen hat, habe sich vorwiegend mit einem bestimmten Thema auseinandergesetzt. Dem Thema, das der Dreh- und Angelpunkt für die zu besetzende Stelle sei. Und dann ganz und gar fassungslos zu reagieren, wenn einem die Kandidatin sagt, dass die Welt nicht so funktioniert, wie man sich das so zusammenspintisiert.

Meine Fresse! Inklusive Anfahrt mehr als drei Stunden Lebenszeit vergeudet, bloß weil jemand anderer glaubt (!), etwas hätte zu sein, wie er will und dann vollkommen verschreckt reagiert, wenn (seine) Theorie mit der Praxis kollidiert. So eine Erfahrung kann ich mir noch nicht mal als Vorstellungsgesprächstraining schön reden.

 

* Julius Cäsar: “Libenter homines id, quod volunt, credunt” – “Gerne glauben die Menschen das, was sie wollen”.

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