“Haben Sie einen Zahnstocher?”

Es gibt so Tage, die braucht man nicht.

Meiner fing heute damit an, dass das Internet sich mal wieder aushĂ€usig herumtrieb (ist ja auch fast noch Mittwoch und außerdem beinahe einen Monat her, dass der Hotlineherr es fĂŒr die Ewigkeit repariert hatte. s. https://flockblog.de/?p=37272).

Also rufe ich wieder kostenpflichtig (hrrrgggn!) bei diesem unfĂ€higen Provider an, warte, bis das SprachmenĂŒ mir mehrfach begeistert von den letzten Akquisitionen erzĂ€hlt und dass sie jetzt schon der drittgrĂ¶ĂŸte Laden ihrer Art in Deutschland sind, um mir dann endlich ein AuswahlmenĂŒ anzubieten. Ja, ich habe “ein technisches Anliegen”. Ja, ich drĂŒcke die “9” und ja, ich warte, wĂ€hrend ihr anderen genervten Kunden helft. Nein, ich möchte nicht ĂŒber noch mehr tolle Produkte informiert werden. Ich möchte Internet. Jetzt!

Der Hotlineherr, der sich schließlich meiner erbarmt, kann “keine Verbindungsprobleme” finden. Das ist schön. Es funktioniert aber nicht. Dann will er wissen, ob ich besagten Zahnstocker beibringen könne. Oder eine BĂŒroklammer. Um sie irgendeinem Worldwidewebgott zu opfern, der einen seltsamen SpitzegegenstĂ€ndefetisch hat? Nein, nicht doch, um sie dem Modem hintenrein zu stecken. Damit wĂŒrde das GerĂ€t auf Werkseinstellung “resettet” und alles wieder gut.

Der erste Zahnstocher bricht prompt ab, eine BĂŒroklammer ist im ganzen Haus in der Eile nicht zu finden. Ich habs so dick! Ein Brillenreparaturschraubenzieher aber hat genau die richtige GrĂ¶ĂŸe und… “nein”, ruft der Mann aus Berlin, “nicht!” Es scheine sich was zu tun. Die LEDs am Modem blinkern, ein Leuchteband verlĂ€uft abwechselnd nach rechts und nach links, mal alle, mal keins – Disco-Dieter wĂŒrde jubeln. Mein Hotlinefreund nicht. Die ersten vier mĂŒĂŸten bitte konstant leuchten, die W-Lan-Anzeige blinken – alles andere wĂ€re nichts. Ich habe hier in MĂŒnchen nur Blinkerlichter und schlechte Laune anzubieten. Und nun?

Jaha. Hmmm. Also heute ließe sich das nicht mehr lösen, sagt mein Berliner. Da sei wohl der Wurm drin. Er werde mir aber ein funkelnagelneues kriechtierfreies Modem konfigurieren lassen und das bekĂ€me ich dann zugeschickt. Und wenn es Anfang nĂ€chster Woche eingetroffen sei, soll ich alles austauschen. Alle Kabel, Stecker und GerĂ€te. Dann seien die Aussichten auf störungsfreies Internet gut. Und bis dahin? Jaha. Hmmm. Also bis dahin tĂ€te es ihm leid.

Und mir erst!

Als wir aufgelegt haben, bohre ich vor lauter Wut dem Modem den Schraubenzieher nochmal in sein Resetlöchlein. Hah! Und keine 10 Minuten Lightshow spÀter funktioniert das Internet, als wÀre nie irgendwas gewesen.

Dann meldet Windows, dass es ein paar waaahnsinnig wichtige Sicherheitsupdates hĂ€tte. Von mir aus, ich bin eh spĂ€t dran, lasse ich die gschwind laufen. Neustart und dann in Ruhe arbeiten. Ja, ich weiß, nicht den Computer ausschalten wĂ€hrend er konfiguriert. Ist eh schon bei 35%. Da ist er auch Minuten spĂ€ter noch. Hmmm? Erst mal einen Kaffee kochen. Auch eine Viertelstunde spĂ€ter: stuck at 35%. Okay, das dauert jetzt zu lange. Ausschalten, im gesicherten Modus neu starten. 35% und kein Ende abzusehen. Und nun?

Holla, Internet (via Handy), was tun andere in der Situation? Auf die vorige Version zurĂŒckgehen. Klingt logisch, das probiere ich aus. Duhu, Internet, was tun andere, denen diese Option im StartmenĂŒ auch nicht angezeigt wird? In irgendeinem Forum empfiehlt User “Overlord” als Allzweckwaffe das wiederholte DrĂŒcken der F8-Taste. Hey, ich habe nichts mehr zu verlieren, das mache ich jetzt auch, wĂ€hrend mir im StartmenĂŒ drei verschiedene gesicherte Modi, jedoch nicht ein einziger Weg angeboten wird, auf die vorige Version zurĂŒckzugehen. Ich drĂŒcke F8, bis mir die Fingerspitze wehtut.

Siehe da, beim nĂ€chsten Neustart verschwinden die 35% und werden durch “Bloß nicht ausschalten, Repair-Modus aktiv” ersetzt. Damit mir nicht etwa die Ungeduld dazwischengrĂ€tscht, gehe ich sicherheitshalber erst mal Flaschen wegbringen und einkaufen. Damned, vor lauter Computerhickhack bin ich so spĂ€t beim BĂ€cker, dass meine* Lieblingssemmeln schon aus sind. Gnagnagna!

DafĂŒr leuchet mir bei meiner Heimkehr ganz unschuldig der Startbildschirm entgegen und alles funktioniert wieder. Ist auch wurscht warum, Hauptsache dass. Vielleicht hĂ€tte ich heute besser Kruzifixe schnitzen sollen oder Petit Point-Stickerei betreiben?

 

* Meine Lieblingssemmeln und die – offensichtlich – auch vieler anderer. Deshalb liefert die Zentrale in ihrer unendlichen Weisheit immer viel weniger als die Filiale bestellt oder am besten gleich gar keine.

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