Alte weiße Männer im Vollbesitz der Wahrheit, deren vornehmste Beschäftigung darin besteht, subalternes Pack anzuschnauzen. Der Umgangston insgesamt militärisch rüde, selbständiges Denken eine Insubordination, Befehlsverweigerung außerhalb des Begreifbaren und der Chef ein Österreicher.
Waha? Nein, ich habe mir nicht die mpfzigste Guido-Knopp-“Dokumentation” reingezogen (hätte, wenn es eine gewesen wäre, “Hitlers häßlichste Schnauzbärte” geheißen oder “Zum Weltraum gehts davorne rechts”). Was ich getan habe, war fast noch schlimmer. Ich habe mir nämlich die erste Folge von “Quotenfrauen der 60er – eine Geschichte voller Mißverständnisse und Föhnfrisuren”, ah Quatsch, von “Raumpatrouille Orion” angesehen. (Ich war bei der Erstausstrahlung gerade mal fünf und wir hatten damals noch gar keinen Fernseher.)
Ich weiß, ist Kult, mit dem Bügeleisen am Armaturenbrett und den Salzsteuern an der Decke und so. Und schon über ein halbes Jahrhundert alt. Und die Mission doch eine durchaus ehrenhafte: Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen: Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Man siedelt auf fernen Sternen. Der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die ORION, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit. (Einleitend immer sehr schön gutural und doch dramatisch verlesen von Claus Biederstaedt.)
Und die Besatzung, gar so international, obwohl sie alle aussehen wie mittelalte weiße deutsche Männer: Major Cliff Allister McLane, Kommandant (Dietmar Schönherr), Armierungsoffizier Mario de Monti (Wolfgang Völz), Astrogator Atan Shubashi (Friedrich G. Beckhaus), Bordingenieur Hasso Sigbjörnson (Claus Holm)*.
Und so divers. Hey, es ist 1 weiße Frau an Bord, die mit dem Computer spricht (Ursula Lillig als Leutnant Helga Legrelle, Raumüberwachung, brünett) und 1 weiße Frau, die ist Überwachungskommissarin, zwar mit russischem Namen, (Tamara Jagellovsk, (Eva Pflug), blond), aber ganz gut zu haben, wenn man ihr im Kasino (!) einen Whisky bezahlt und sie gegebenfalls sogar zum Tanz auffordert. (s. hier: https://bit.ly/2Agt53m)
Trotzdem, auch besten Willens kann man allerhöchstens eine Folge am Stück ertragen. Was weniger an der Zukunftsvision der Serie liegt, als vielmehr an der offensichtlich sehr mangelhaft bewältigten deutschen Vergangenheit.
* Man wundert sich immer, dass ein Mensch antwortet, wenn nach ihm gerufen wird…