Nimmer ganz neu im Kino: Bad Times at the El Royale

In vielen Kritiken steht zu lesen, dass der Film mindestens eine Hommage an Großmeister Tarantino sei. Ja. Naaah. Das ist schon ein ganz eigenes Werk geworden. Und ein schönes obendrein. Aber wir machen das jetzt ordentlich, also zurĂŒck zum Anfang: Drew Goddard hat sich mit dem “El Royale” ein hĂŒbsches SchelmenstĂŒck geschrieben und inszeniert, in dem nichts, aber auch gar nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch nicht zwingend auf den zweiten. Möglicherweise auf den dritten, aber man sollte sich nicht darauf verlassen.

Zeit: 1969, das Jahr von Woodstock und Vietnamkrieg. Der Krieg sollte noch einige Jahre andauern, die meisten Blumenkinder kehrten nach dem Summer of Love zurĂŒck in ihre bĂŒrgerlichen Existenzen. Rassismus und Sexismus bleiben vorerst weiterhin salonfĂ€hig.

Ort: El Royale. Ein Motel, das bessere Zeiten gesehen hat. Viel viel bessere, und dessen Hauptattraktion inzwischen nur noch darin besteht, dass die Grenze zwischen Nevada und Kalifornien genau mittendurch verlÀuft. Es reisen GÀste an. GÀste. In einem Motel. Damit konnte doch keiner rechnen, am allerwenigsten das Hausfaktotum und Gesamtpersonal-in-einer-Person Miles Miller (Lewis Pullman).

Wer sind die Neuankömmlinge? Laramie Seymour Sullivan (alias Dwight Broadbeck, aber dat krieje mr spĂ€ter), Staubsaugervertreter. FĂŒr Hoover. Merken, das wird noch wichtig. Sieht aus wie Don Draper. TrĂ€gt großkarierte Sackos wie Don Draper. Spricht wie Don Draper. Benimmt sich wie Don Draper. Ist Don Draper. Beziehungsweise sein Darsteller aus Mad Men, Jon Hamm. Father Daniel Flynn (alias Dock O’Kelly, aber dat krieje mr auch erst spĂ€ter), ein in Ehren ergrauter Priester, der mit den ersten Symptomen von Alzheimer kĂ€mpft und dem der Dude ab und an aus den Augen blitzt (Jeff Bridges). Die deutlich in Geldnöten steckende SĂ€ngerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo) und das Hyper-Hippie-Girl Emily Summerspring (Dakota Johnson), gegen alle und alles und das sehr explizit.

Jede/r kriegt ein Zimmer und dann wird es zum Soundtrack der Sechziger (hach!) wild. Aber ich verrate nichts mehr, außer, dass Autor und Regisseur Goddard sich und dem Film Zeit lĂ€ĂŸt und mit sehr viel Freude am Detail in ganz zauberhaften RĂŒckblenden erzĂ€hlt, wie sie wurden, was sie sind und dass Chris Hemsworth ohne Hammer ein ĂŒberraschend guter Schauspieler ist.

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

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