Hauptstaatsarchiv: Ausstellung “Getroffen – Gerettet – Gezeichnet. Sanitätswesen im Ersten Weltkrieg”

Gleich im Eingangsbereich ist ein Stahlhelm mit einem Einschußloch ausgestellt. Das sei zwar schlimm, informiert das Kärtchen, aber man habe daraufhin besseren Stahl entwickelt und neue Helme produziert, worauf die Zahl der Kopfverletzungen im Laufe des Krieges stark zurückgegangen sie. Dann Grabenkrieg, Infektionskrankheiten. Auch schlimm, aber zum Glück habe ein findiger Mediziner 1914 einen Impfstoff gegen Tetanus entwickelt und auch vielen anderen ansteckenden Krankheiten sei mit Reihenschutzimpfungen beizukommen gewesen. Gaskrieg. Arg schlimm, aber durch den frontnahen Einsatz der Sanitätstruppen habe man durch die schnelle Gabe von Sauerstoff oft das Schlimmste verhindern können, außerdem sei es deutschen Ingenieuren gelungen, die besten und undurchlässigsten Gasmasken zu entwickeln. Verbandsstationen, Feldlazarette, faltbare Tragen und OP-Tische, das Dreieckstuch, Verwundetentransporte, Heil- und Rehaeinrichtungen fern von der Front mit Krankengymnastikgerätschaften, die von den heutigen nicht weit entfernt sind. Unglaublicher Einsatz von Sanitätern, Ordensfrauen und -männern (mehr Frauen), Ärzten und unzähligen Krankenschwestern, über Stände, Berufe, Geschlechter, Religionen hinweg.

Schließlich die Nachkriegszeit und die schwere Aufgabe, Krüppel, Versehrte, Blinde, Taube, Lahme wieder in ein Berufsleben zu integrieren. Ein ihren Fähigkeiten entsprechendes Berufsleben, denn, wie eine Schrift des Blindenverbandes kündet: “Arbeit macht frei”. Noch ein kurzer Abstecher zur politischen Selbstorganisation der Kriegsbeschädigten in den frühen Zwanzigern und ein Hinweis darauf, welchen Nährboden diese Menschen für das Erstarken des Nationalsozialismus bildeten (Dolchstoß etc.) und dann ist man schon durch.

Interessant. Weltkrieg aus der Warte derer, die immer versucht haben, Schlimmeres zu verhindern oder wenigstens abzumildern.

Warum die Veranstalter (Bayerisches Hauptstaatsarchiv und Sanitätsakademie der Bundeswehr) ihre Ausstellung in Halbdunkel getaucht haben, bleibt eine offene Frage. Ist aber auch egal, gestern war der letzte Tag. Sonst hätte ich sie durchaus weiterempfohlen.

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