Jeder ist im Internet unterwegs, googelt seinen Namen (45), organisiert die Übernahme von Chemnitz und morgen der ganzen Welt (Sachsennazis) oder guckt Katzenbilder (der Rest). Alle. Bloß ich nicht.
Angefangen hat das Elend gestern, als ich mein neues Telefon mit ins Wohnungs-W-Lan holen wollte und schier daran verzweifelt bin, dass ich Depp das nicht hinkriege. Bis ich dann gemerkt habe, dass gar kein W-Lan da ist und ich nix dafür kann und mal wieder beim Provider anrufen mußte. “Nein! Nein! Nein! Mitdemfußaufstampf! Nicht ich habe schon wieder eine Rückkanalstörung, sondern Sie, verdammte Hacke!” Die – ohnehin rhetorische – Frage der Zonen-Gabi von der Service-WTF?-Hotline “Wollnse fleisch, dass ich Sie anlüje und Ihnen sage, is jleich wieda jut?” sollte ich möglicherweise im Sinne eines konstruktiven Gesprächsaufbaus besser nicht beantworten, sonst müßte ich sie nämlich fragen, ob sie vor lauter Aufmarschplanung nicht zum Arbeiten kommt. Stattdessen will ich einfach nur wissen, wann ihr Laden gedenkt, das Problem endlich zu lösen und mich wieder mit – seit neuestem im Voraus – teuer bezahltem Internet zu versorgen.
Ich hatte für den gestrigen Tag nur Dinge vor, die funktionierendes Internet voraussetzen, wie “Spielen mit Elster” und “Telefon in Betrieb nehmen”, die eine oder andere Recherche sowie Unterstützung des lokalen Onlinehandels. Und es hilft mir ü-ber-haupt gar nicht weiter, dass das “Neulsch bei Ihnen da unten im Süddn ieber fümf Taje jedauert hat, bis das in’n Jriff zu kriegen war”. Besonders impertinent finde ich im Übrigen die Empfehlung, mich per e-mail mit dem technischen Support in Verbindung zu setzen, “die ham keene Telefonnummer”. Himmelherrgottsakrazefix! Es ist heutzutage wirklich einfacher damit umzugehen, mal einen Tag lang das Wasser abgestellt zu bekommen.
Ist ja nicht so, als wüßte ich ohne Internet nichts mit mir anzufangen (es ist aber schwerer als mit). Immerhin ist der Balkon jetzt halbwegs winterfest, der Bücherstapel dezimiert, die Gästebettwäsche bezogen, die Telefonate abgearbeitet und eine lange Liste mit Fragen an das World Wide Web fertiggestellt. Darüber wird es Mittwoch und ich habe immer noch kein Internet. Na gut, dann mache ich Wäsche, aber wenn sich danach immer noch nichts tut, rufe ich die wieder an. Auf einer gebührenpflichtigen Rufnummer, was ich ohnehin grenzwertig finde.
Mittwoch, 11:30 Uhr, seit 24 Stunden ohne Internet und dem empirisch geführten Beweis, dass Wäschewaschen Internetverbindungsprobleme nicht löst: “Hallo-ho Hotline, ich bins.” Dieses Mal gerate ich an einen verständigen jungen Mann, dem Akzent nach aus Hessen, was er auf Nachfrage bestätigt. Und zwar nicht etwa nur Simpelhessen allgemein, sondern aus der Metropole Rodgau, was ich mit “Erbarme, die Hesse komme”* pariere und schon sind wir zwei allerbeste Freunde. Und beste Freunde helfen einander und finden raus, dass nicht etwa der Rückkanal gestört ist, sondern dass das Modem “sich wohl an einem Elektrönsche verschluckt hat”. Flugs auf Standardeinstellungen zurückgesetzt und wuppdich, da isses, das lang vermißte W-Lan.
So, meine Herrschaften, geht Kundenservice. Ich gebe dem Herrn 10 Punkte und ein großes Hessenlob und verspreche, ihn in meinem Blog schwer zu loben. Erledigt.
* Für die Nachgeborenen: https://bit.ly/2PKzrOq