Netflix kann Serien. Unbestritten. Netflix goes Hollywood und macht jetzt auch Spielfilme. So übel kann’s gar nicht sein, hab ich gedacht, wenn Will Smith mitspielt, der kann Cops, der kann Action, Max Landis schreibt, dessen Drehbücher für Dirk Gently’s Holistic Detective Agency ganz gut gelungen sind und David Ayer Regie führt. Gut, seine Suicide Squad war ein rechter Mist, aber das kann auch am verkorksten Buch gelegen haben. (Spoiler: hat es nicht!)
Ich werde im folgenden hemmungslos spoilern. Wer dann immer noch zwei Stunden Lebenszeit auf dieses Machwerk verbraten will, der soll und tut das auf eigene Verantwortung.
Worum gehts? In einem alternativen Los Angeles leben neben Menschen Elfen und Orcs und allerlei andere mystische Wesen. (Dieses nicht gerade konfliktarme Zusammenleben wird im übrigen wirklich schön durch Kamerafahrten über Graffitis eingeführt. Da hatte ich noch Hoffnung.) Orcs sind klumpig und häßlich, tragen Gangoutfits und randalieren durch South Central, Elfen sind schlank und schön und da wo sie – abgeschottet und gut bewacht – leben, ist die Stadt ein einziger Rodeo Drive, Menschen sind Menschen und wohnen im hypothekenbelasteten Häuschen in Suburbia. Na? Was gemerkt? Genau. Sehr gut. Da wollte der Film noch eine Parabel auf das Zusammenleben von Schwarz und Weiß, Hispanics und Hollywood, arm und reich werden.
Weil Soziologie im Film immer am besten über Kriminalgeschichten erzählt wird, machen sie das hier genauso und lassen ein ungleiches Paar Cops gemeinsam im gepanzerten Streifenwagen patrouillieren. Sagte ich “ungleich”? Ja. Und wie! Der eine ein Mensch (Will Smith), der andere ein Orc (Joel Edgerton ), ersterer ein alter Hase mit noch fünf Jahren bis zu Pensionierung (ja, wir lassen kein Klischee aus), letzterer ein blutiger Neuling (s. vorherige Klammer). Die Klischees in der Übersicht: eine Cop-Buddy-Rookie-Story, bei der die zwangsweise verpartnerten Polizisten unterschiedlich sind wie Tag und Nacht, in der der Rookie sich blöd benimmt (nicht absichtlich, nur unerfahren), beinahe am Tod seines Partners Schuld ist, die Kollegen (Männer mit Schnauzbart, Frauen irgendwie auch) den Neuen hassen (wer will schon mit einem Orc / Neger / Frau – you name it – auf Streife gehen?), der alte Cop auf eine lange Ahnenreihe aufrechter und ehrlicher Sheriffs zurückblickt und manchmal halt dasteht und nicht anders kann, was nicht heißt, dass er nicht auch lieber einen anderen Partner hätte (die aber alle nicht mit ihm wollen, weil er zu gut und edel für sie ist. Jaha!). Dazu loses Maul, Hin- und Hergeplänkel, teilweise sogar gute Sprüche (Will Smith zu einem Gang-Orc: “Get your fat Shrek-looking ass back to your vehicle and drive the fuck home to Fiona.”).
Und dann: Magic.
Ein gestohlener Zauberstab muß dringend wieder beschafft werden, bevor der Fürscht der Finsternis die Macht an sich reißt und Menschen und Orcs unter sein elfisches Terrorregime zwingt. Außerdem Illuminati oder so. Dabei geht die Story verloren, zumindest der hehre gesellschaftskritische Ansatz und das Licht aus. Der – mindestens – einstündige Restfilm besteht aus Kampfszenen in Nachtaufnahmen, es wackelt, brüllt, schießt, Elfen kreischen, Elfen fliegen, Elfen (weiblich) sind sauböse, Elfen (männlich) sind auf einmal FBI-Agenten des Bureau für magisches Gedöns, Orcs führen sich auf, wie der kleine Max denkt, dass sich Gangbosse und -homies in South Central LA aufführen (nie ohne meine ghetto fist), Menschen bluten und verrecken elendiglich – es ist gar nicht mit anzusehen. (Ich hab zwischenzeitlich denn auch am extra schweren SZ-Rätsel herumgelöst.) Nach zwei langen Stunden endet der Mist mit einem Cliffhanger und – Tatsach! – Netflix hat schon eine Fortsetzung geordert. Schlechter als Teil 1 ist fast nicht möglich, es sei denn, die Killerfeen griffen an (Arbeitstitel “Fairynado”).
Nicht anschauen. Stattdessen: https://www.youtube.com/watch?v=SYU3eoC3A04.