Mein Musikgeschmack ist irgendwann mal hängengeblieben, was aber nicht heißt, dass ich Neuem gegenüber nicht offen bin – nur: man muss es mir vorstellen, sonst bekomme ich es eher nicht mit. (Keine langen Autofahrten mehr zur Arbeit, kein Radio und irgendwie auch nicht der gleiche Hunger wie nach Büchern oder Theater oder Filmen.) Macht aber nix, dafür sind Freunde da.
Einer hat mich am Samstag zum großen BaVarious Voices Konzert im Gasteig eingeladen: ein Rudel Chöre aller Art und ein Orchester. Und eine Big Band (hach, die Big Band!). Das Bindeglied zwischen allen: Vortragende wie Komponisten gehören zur großen LGBT (und was auch immer noch für Buchstaben dazugekommen sind) -Familie. Wobei ich mich (und den einladenden Freund) ja schon frage, ob es nicht auch Ausgrenzung ist, wenn Heteros nicht mitspielen dürfen, aber das ist eine andere Frage, die ein anderes Mal diskutiert werden soll. Ich kann für mich nur feststellen: es gibt Chöre, die sich ernst nehmen und andere, die es nicht tun. An letzteren hatte ich mehr Spaß. Zum Beispiel die Philhomoniker – sie hatten zwar nicht einen Indianer dabei, dafür aber knapp 30 Mann in ganz knapp sitzenden kurzen Latzhosen, Stiefeln und roten Schutzhelmen, die sehr schön singen konnten, Spaß hatten und machten. Oder eine sehr junge Truppe aus Odessa, die Querty Queer, gerade mal zu siebt, mit herrlichen Stimmen und einer sehr klaren politischen Botschaft – auch wenn ich die Worte nicht verstanden habe (Ukrainisch ist nicht meine Stärke).
Montag wars dann ganz anders: eine Frau, ihre Gitarre und ihre Sansula (ein Lamellophon, das zu den Zupfidiophonen gehört*). Guðrið Hansdóttir von den Färöer-Inseln (50.000 Menschen, 100.000 Schafe, viel Nebel) stellte auf der kleinen Bühne im Volkstheater ihre neue CD “Painted Fire” vor und ich schließe mich der Meinung meines Begleiters an, das war so richtig Musik für die Seele – die wollte nichts von ihren Zuhörern, kein Mitdenken, nur da sein. Und das war auch sehr schön. Wer mag, darf sich die CD ausleihen.
* Ich red auch nur so gscheit daher, weil es mir so gut gefallen hat, dass ichs inzwischen nachgeschlagen habe. Ich erwäge das Erlernen.