Die Kollegin, mit der ich das BĂŒro teile, ist und spricht noch sehr jung und konnte es heute morgen gar nicht erwarten, bis sie mir von ihrem gestrigen Katastrophenabend berichten durfte. (NĂ€mlich erst, wenn Sabine ihren Kaffee hat; und zwar am besten schon getrunken, vorher ist Ansprache nicht erwĂŒnscht. Und nicht erlaubt.). Nach drei Schlucken Kaffee habe ich eine Aufmerksamkeit vortĂ€uschende Miene aufgesetzt und das Wort erteilt. Und da sprudelt es auch schon los:
“Also echt, das glaubst du nicht! Alter!” Die Kollegin war nĂ€mlich gestern mit ihren MĂ€dels* verabredet, so fĂŒr so Afterworkdrinks und die Miri hatte eigens einen Tisch in der Bar reserviert, weil, Alter, da kriegst du sonst keinen Platz. Abends ist es da echt immer sowas von voll voll. Total krazy. (Doch, die schreiben das inzwischen mit “k”. Ist cooler.) Und wie sie ankommt, ist es wirklich voll voll und kein MĂ€del in Sicht. Und wie sie dann mit der Miri telefoniert, stellt sich raus, sie ist falsch und die anderen sind in einer anderen Bar. Also, das geht doch nicht, dass es in MĂŒnchen zwei Bars mit dem gleichen Namen gibt, Alter!
Befragt, wie das Etablissement denn heiĂe, stellt sich heraus, sie war im “Bandidos”, Miri und die MĂ€dels im “Americanos”. Wo sie recht hat, hat sie recht. Vollkommen identisch. Das geht wirklich nicht. Alter!
Ich habe aus dieser zehnminĂŒtigen Suada zweierlei gelernt:
1. Was dem kalifornischen Girlie sein “like”, ist dem hiesigen JungmĂ€del sein/e “Alte/r”. Bei 10 angekommen, habe ich aufgehört, zu zĂ€hlen.
2. Ich bin so alt, wie ich mich fĂŒhle. (Und das ist doppelt so alt wie das Kollegenkind.)
* “Meine MĂ€dels” ist eine Gruppe offensichtlich ebenfalls femininer Gleichaltriger, mit denen sie den ganzen Tag hin und her wazzapt und auch immer mal telefoniert. Jedes Telefonat beginnt mit den Worten “Alte, ich bin im BĂŒro. MĂŒssen wir jetzt irgendwie schnell machen, hab voll viel zu tun…” Bis dahin ist sie in ihre Jacke geschlĂŒpft und der Rest wird drauĂen besprochen.