*Als Vergeltung (lat. Retaliation, eigentlich Wiedervergeltung) bezeichnet man im weitesten Sinn jede Reaktion auf eine vorhergegangene Aktion auf Gegenseitigkeit (Reziprozität). Nach dem Soziologen Richard Thurnwald ist Gegenseitigkeit, die einen Ausgleich zwischen Leistung und Gegenleistung herstellen will, ein Grundaspekt ethischer Gesellschaften und die Basis für jede soziale Vorstellung von Gerechtigkeit. (Quelle: Wikipedia)
Es ist schon interessant, wie sich die Zeiten ändern. Wenn sich jemand früher für eine Gabe nicht angemessen materiell revanchieren konnte, dann wurde das mit einem herzlichen “Vergelt’s Gott” an eine höhere Instanz delegiert. Verbunden mit dem Wunsch nach einer doppelten Dosis Seelenheil für den Gebenden und nicht etwa dem Verlangen nach Donnerblitzrache. Wenn heute wer wem von Vergeltung spricht, dann ist das meist eine Drohung und verheißt nichts Gutes.
Warum schreibe ich eine kilometerlange moralphilosophische Einleitung?
Weil ich letzte Woche eine Brieftasche gefunden habe. Mit allem, Kreditkarten und Führerschein, Bargeld, Jamba-Juice-Abo und Versicherungskarte. Und weil ich mich einen Tag lang überschlagen habe (“Persistence” is my middle name), um die Besitzerin aufzuspüren, was mir schließlich mit Unterstützung der Sachbearbeiterin bei der Krankenversicherung gelungen ist. (Da kann sich die junge Frau echt bei ihrem Präsidenten bedanken – ohne den “Affordable Health Care Act” hätte ich sie nie gefunden.) Keine 36 Stunden später hat ihre Mutter die Brieftasche überglücklich und mit ganz vielen “God bless yous” bei mir im Büro abgeholt.
Ich fühlte mich zur Vergeltung im ursprünglichen Sinn sehr verpflichtet, schließlich hatte ich seinerzeit auch das Glück, an einen ehrlichen Finder zu geraten (http://bit.ly/120dU9K).
Wie Du mir, so ich dir!