Aus der Nachbarschaft

Im Haus links neben mir wohnt eine alte Dame, sie dĂŒrfte gut in ihren Achtzigern sein. Heute morgen hatten wir mal wieder ein SchwĂ€tzle ĂŒber den Gartenzaun. Sie wohnt seit fast 40 Jahren in ihrem HĂ€uschen, davon die meiste Zeit verwitwet, und kennt auf unserer Straße alle.

Sie erzĂ€hlt gern von frĂŒher und ich höre ihr gerne zu, und so habe ich heute erfahren, wie sie die Jahre nach dem 2. Weltkrieg verbracht hat. Ihr sei, sagte sie, sehr frĂŒh klar geworden, dass sie nie genug Geld verdienen werde, um zu reisen. Da sie aber die Welt sehen wollte, habe sie sich bei “der Regierung” beworben und sei ein paar Jahre nach Kriegsende nach Kaiserslauten (“that’s in Germany, you know?”) geschickt worden und habe dort an der Integration der jungen Bundesrepublik in die EWG mitgearbeitet. Abends sei sie mit Kollegen ab und an ausgegangen (wegen des “delicious German food”) und sie hĂ€tten den alten Herrn, der mit seinem kleinen Hund am Fenster saß immer angesungen “Was kostet die Hundschen in die FenstĂ€r?” und sich dabei kringelig gelacht. Anschließend habe man sie zur nĂ€chsten NachkriegsaufrĂ€umaktion versetzt und auf meine Zwischenfrage, ob sie denn dann in Korea gewesen sei, reagierte sie erst ĂŒberrascht (woher ich das denn wisse) und dann erfreut (wir EuropĂ€er seien ja alle so gebildet) und schließlich bejahend. Nur Vietnam habe sie nicht mehr geschafft, dafĂŒr sei sie bei Kriegsende schon zu alt gewesen. Ich konnte ihr aus eigener Ansicht bestĂ€tigen, dass es auch dort voran geht.

Sie mag deutsches Essen, vor allem GebÀck. Ich werde sie ganz bestimmt meine nÀchsten Brezeln probieren lassen und dann hoffe ich auf weitere Geschichten.

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