Erwachsen werden, Schulsorgen (sehr amerikanische Privatschulsorgen), erste Liebe, Zukunftsplanung (welche Hochschule, welcher Beruf, welches Leben) und, fast beiläufig, die Erkenntnis, das nichts richtig läuft in einem Land, in dem sich das Großkapital die Politik kauft und Profit immer Vorrang vor dem Wohlergehen des Individuums hat. Im Gegensatz zu “Ship Breakers”, wo die Helden zwar auch Heranwachsende sind, sich aber ganz anderen Widrigkeiten stellen müssen, ist hier die Zielgruppe die Alterskohorte der Protagonisten, was mich jetzt beim Wiederlesen ein wenig gelangweilt hat.
Das Thema, “Konter- und Krisen-PR” ist dennoch sauspannend – man gebe das Buch Pubertierenden zu lesen und lasse sich berichten.
Beim Discounter unten sind spanische Wochen. Quasi Lebensmittel mit Flamenco. Scharfe Wurscht, feine Käse, sehr tapfere Kartoffeln, Datteln im Speckmantel y mucho más.
Und in der Kühlung? Pizza. Spanische Chorizo Pizza. Die weit über Spanien hinaus bekannte Delikatesse.
Was soll ich dazu sagen? … Ha, ich weiß!
Ich sage “Hauptsache Mittelmeer” und weiß, die Lebenserfahreneren unter uns werden mich und meine Variation verstehen*.
* Liebe GenZ: In diesem blogpost sind zwei popkulturelle Anspielungen versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten.
Man möge, schreibt mir ein Bewerber, nicht leuchtfällig über die Lücken in seinem Lebenslauf urteilen. Tu ich nicht. Wer mir so eine Nuss zu knacken gibt, der hat Chancen. Bei der Dudenredaktion.
Keine Frage, die Neuordnung meiner Bibliothek ist ein Muss, umso eindeutiger, nachdem ich fast 10 Minuten nach dem Buch fahnden musste, um es schließlich im Nordflügel zu lokalisieren, statt im Westen, wo sich so nach und nach das Atwood’sche Gesamtwerk zusammenfindet.
Zweitlektüre bedeutet bei “The Testaments”, wie das halt mal bei Spoilern so ist, dass die Spannung hinsichtlich des Inhalts raus und damit mehr Raum für Vertiefung gegeben ist. Mir sind dieses Mal einige Schuppen mehr von den Augen gefallen und wie schon beim ersten Mal (s. https://flockblog.de/?p=42788) kann ich nur empfehlen, zu lesen, lesen, lesen. Gerade weil die Welt sich weiter gedreht hat und die Aufhebung von Roe v. Wade in den USA und die neu entflammte Diskussion um den Paragraphen 218 hier bei uns unsere Wachsamkeit erfordern. Gilead kann näher sein, als wir im Moment noch für möglich halten.
Die Band (https://aniada.at/) kommt aus der Steiermark, gleich an der Grenze zu Slowenien und spielt, was man „Neue Volksmusik aus Österreich” nennt. Das machen sie sehr gut und virtuos, mit Instrumenten, die man kennt (Geige, Akkordeon, Dudelsack, eine Auswahl an Blockflöten) und anderen, die ich an diesem Abend erst kennenlerne (Pfiffero, Glockenspiel, Nasenflöte). Gstanzl, Landner, Polkas (Polken?), Traditionelles aus der halben Welt, Selbstkomponiertes wie zum Beispiel ein “Steirisches Wienerlied” und dazwischen Jodler und wunderschöner Dreigesang.
Das Publikum kennt und liebt sie und läßt sie erst nach vielen Zugaben ziehen. Ich für meinen Teil habs gerne gehört, könnte aber jetzt wieder ein gutes Quantum Jazz als Alternativprogramm vertragen, auch, damit ich den Goisern wieder aus dem Hirn bekomme.
recken sich an den Straßenrainen Mohn- und Kornblumen und Margeriten zwar leicht zerzaust aber ungebrochen zwischen dem hochgeschossenen Gräserwerk wieder nach oben. Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.
klappen Menschen ihre Schirme wieder zu und verlangsamen, nach einem prüfenden Blick in die dunklen Wolken, ihren Schritt. Pah, das bißchen Restregen geht ohne Deckel. Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.
sitzen fettaufgeplusterte Amseljugendliche wie die Perlen aufgereiht auf dem Balkongeländer, schütteln sich trocken und erzählen einander ganz stolz: Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.
Wer hier öfter reinliest weiß, dass ich gerade dabei bin, meine “Bibliothek” neu zu sortieren. Die Kategorien sind “Gehen” oder “Bleiben”, letztere untergliedert in “Gleich Wiederlesen” oder “Später”. Mit der Umräumerei bin ich noch nicht viel weitergekommen, denn manchmal nehme ich ein Buch zur Hand, kann nicht widerstehen und, wuppdich, bin ich am Lesen. Deshalb fasse ich die Terry-Pratchett-Regalreihen (ja, Plural) schon gar nicht mehr an.
Wenn es mir mit dem Räumen wirklich ernst wäre, sollte ich es mit Paolo Bacigalupi genauso halten. Tue ich aber nicht, und so habe ich in den letzten Tagen mit großer Begeisterung “Pump Six”, eine Sammlung dystopischer Kurzgeschichten und dann gleich “Ship Breaker”, einen dystopischen Roman über eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe nachgeschoben und kannn beide nur von Herzen (wieder)empfehlen.
Alles längst übersetzt, denn Bacigalupi, dessen Gesamtwerk bei mir selbstverständlich in die Kategorie “Bleiben” fällt, fehlt mir schon seit einer Weile sehr, da er, bis dato ein Viel- und Gutschreiber, seit 2016 nichts mehr solo und 2019 “nur” vier kurze Geschichten (“Tangled Lands”, s. https://flockblog.de/?p=38401) in einer Zusammenarbeit mit Tobias S. Buckell in Buchform veröffentlicht hat.
Ahaber, Recherche hat ja immer ihr Gutes und so habe ich herausgefunden: Sein neuestes Werk “Navola” wird am 4. Juli erscheinen und ist, seit ich das weiß, vorbestellt.
Juhu! Wir haben es geschafft, Karten für die quasi sofort ausverkaufte Drag-Führung am Samstagnachmittag zu bekommen. Das wird bestimmt interessant.
Es ist auf jeden Fall schon jetzt interessant für das Personal der Kunsthalle, denen immer keiner was sagt. Weder, wo der Treffpunkt für die Führung ist, noch, ob Audioguides gebraucht werden. Wir haben uns strategisch geschickt zwischen Kopfhörerausgabetischchen und Ausstellungseingang plaziert, uns wird auf keinen Fall entgehen, wenn ein Drag King Einzug hält. Da ist Glamour, das erkennt man sofort.
Deswegen reagiere ich auch nicht gleich, als eine dralle kleine Person mit teils aufgemalter, teils aufgeklebter Gesichtsbehaarung, dottergelben Flatterhosen mit ausgeschnittenen Polko-Dot-Löchern und im Farbton gerade nicht dazu passenden gelben Crocs, die ich eher beim Casting für eine (sehr kleine “Volk”-) Nebenrolle im “König der Löwen” verortet hätte, um kurz nach 14:00 Uhr die Treppe heraufgehastet kommt. Es ist aber, tadaah!, der Drag King Perry Stroika (https://perrystroika.com/), der nun flugs dafür sorgt, dass alle Anwesenden ein Headset bekommen und dann sein Grüppchen in die “Zauberwelt” der nicht etwa nur Modedesigner, sondern vielmehr “Fashion Artists” Siegfried und Roy “entführt“. Da, es ist mir schon wieder passiert, dabei gibts hier keinen Tiger, nirgends und die heißen in richtig “Viktor&Rolf”. Mensch.
Außer der einen, sehr wahrscheinlich nicht lebenswichtigen Information, dass in einem Kleiderdesign oben ein Poloshirt versteckt ist, lerne ich vom King nichts, das ich nicht auch in meinem Tempo den schriftlichen Informationen an den Exponaten hätte entnehmen können. Außer natürlich, was in welchem Raum seine Lieblingsstücke sind und welches bei welchen der vielen Länder-Drag Races wie oft kopiert wurde. Darüber hinaus sind seine Referenzgrößen Social Media und Klickzahlen und mit sowas verklebe ich mir meine Synapsen nicht. Da schreibe ich doch lieber Stilblüten mit, wie seine sehr gelungene Aufzählung von Kunstgattungen, nämlich “Malerei, Skulptur und van Gogh“.
Nein, natürlich habe ich nicht nur zu meckern, mal abgesehen von meinem schon viele Male geäußerten Wunsch, alle Menschen mit selbstreinigenden, temperaturadaptierenden, automatisch mitwachsenden und -schrumpfenden Kleidungsstücken auszustatten, damit dieses ganze Modegedöns irgendwann erledigt ist. Utopie, ich weiß, vor allem in einer Zeit von Ultra-Fast-Fashion.
Vieles in der Ausstellung ist nämlich zweckfrei schön. Eine “weiße Kollektion”, bei der die Models auf dem Laufsteg funkgesteuert werden mussten, weil sie nichts sehen konnten – dafür hätte der alte Picasso seine Freude daran gehabt. Überhaupt, viel Heroin-Chic bei den menschlichen Kleiderstangen (“Wenn du schön brav bist, bekommst du Ende der Woche wieder einen in Orangensaft getränkten Wattebausch.”), aber das würde jetzt zu weit führen.
Hingegen lustig: ein großer verspiegelter Ballsaal, mit lauter sich drehender vieltülllagiger Ballkleider an Kleiderpuppen, “zu einem guten Grad mit Straß besetzt“, die mit Botschaften versehen sind – eine jede davon Meme-tauglich.
Eine Matrjoschka-Schau, bei der ein Model sukzessive in alle Stücke der Kollektion gekleidet wurde, bis sie 70 Kilo Mode am Körper trug. Das “Archiv”, das heißt, das Gesamtwerk an Puppen (sehr creepy Puppen). Weil die Künstler “in finanziell notdürftigen Zeiten” manchmal gezwungen waren, die Originale zu verkaufen und dann nichts mehr für sich selbst gehabt hätten. Kapitalismusgeschult wie ich bin, frage ich mich, ob der Verkauf nicht Sinn und Zweck der Herstellung von Ware ist, aber was weiß ich schon von Volkswirtschaft?
Alles unterlegt mit Textbeiträgen des King, bei dem ich mehr als einmal das Gefühl hatte, dass ihn außer der grundsätzlichen Begeisterung für Camp (den Modestil, https://de.wikipedia.org/wiki/Camp_(Kunst)), im Vorwissen nichts wesentlich von den von ihm Geführten unterschied. Mein ganz besonderer Liebling war die Warnung: “Achtung, der Teppich löst Alarm aus“. Dazu muss man wissen, dass die Herren Viktor&Rolf ganz besonders schmeichelhafte Zeitungsartikel auf textile Wandbehänge drucken lassen, um sie in ihrem Atelier aufzuhängen und der Aufpasser im Raum jeden, der eintritt, vor zu großer Wandteppichnähe warnt. Anyway.
Interessant, das alles. Wobei ich zu bedenken gebe, dass der Begriff “interessant” im Zusammengang mit Kulturveranstaltungen gerne zum Einsatz kommt, wenn man niemanden mit seiner Meinung kränken möchte.