Aus dem Vokabelheft

Neulich habe ich gelernt, dass Zitate, die fälschlicherweise Winston Churchill zugeschrieben werden, unter die Bezeichnung “Churchillian Drift” fallen (Begriff geprägt von Nigel Rees, 1993). Es waren auch Beispiele dabei. Und die fand ich teilweise so verblĂĽffend, dass ich sie hier gerne teile, auf dass sie auch andere verwundern mögen:

  • Agreement = “If two people agree on everything, one of them is unnecessary.” — no attribution.
  • Common Language = “Britain and America are two nations divided by a common language.” — Oscar Wilde.
  • Dog = “Every dog has his day.” — no attribution.
  • Fanatic = “A fanatic is someone who won’t change his mind and won’t change the subject.” — no attribution.
  • Hell = “If you’re going through hell, keep going.” — no attribution.
  • Lunch = “There ain’t no free lunch.” — Rudyard Kipling.
  • Golf = “A curious sport whose object is to put a very small ball in a very small hole with implements ill-designed for the purpose.” — no attribution.
  • History = “Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.” — George Santayana.
  • Lies = “There are three kinds of lies: lies, damn lies and statistics.” — Benjamin Disraeli.
  • Never = “Never Give In” or “Never give up.” — Maxims, Perseverance, St. Francis de Sales.
  • Poison in Your Coffee = Nancy Astor: “If I were married to you, I’d put poison in your coffee.” Churchill: If I were your husband, I’d drink it.” — popularised by F.E. Smith (Lord Birkenhead), a much heavier drinker than Churchill.
  • Prepositions, Ending Sentences in = “This is the kind of pedantic nonsense up with which I will not put” — Strand Magazine, unnamed author.
  • Prisoner of War = “A prisoner of war is a man who tries to kill you and fails, and then asks you not to kill him.” — no attribution.
  • Simple Tastes = “I am a man of simple tastes — I am quite easily satisfied with the best of everything.” — F.E. Smith, (Lord Birkenhead).
  • Speech = “Please excuse the length of this letter, I had no time to write a short one.” — Blaise Pascal.
  • The Irish = “We have always found the Irish a bit odd. They refuse to be English.” — no attribution.
  • Troubles = “Most of the things I have worried about never ended up happening.” — Mark Twain or Thomas Jefferson.
  • Whisky = “If you mean whisky, the devil’s brew, the poison scourge, the bloody monster that defiles innocence, dethrones reason, destroys the home, creates misery and poverty … I am opposed to it with every fibre of my being. However, if you mean the oil of conversation, the philosophic wine, the elixir of life … Then my friend, I am absolutely, unequivocally in favour of it.” — no attribution, though Churchill might have shared the sentiment.

Metropoltheater: “Slippery Slope – Almost Musical”

Das “Beinahe-Musical” von Yael Ronen und Shlomi Shaban nimmt sich der groĂźen Aufreger-Themen unserer Zeit an: Kulturelle Aneignung, Me-Too, Alte WeiĂźe Männer, Feminismus und sein Preis, Ausbeutung aller Art (finanziell, sexuell, kĂĽnstlerisch, emotional…), Alles-fĂĽr-Clicks bzw. die Auflage, Rassismus und und und…

Regisseur Philipp Moschitz setzt diese Themen auf einer sehr sparsamen aber wirkungsvollen Showbühne in Szene und spielt, singt und tanzt (Choreographie: Katja Wachter) in vielen wechselnden Rollen und ausgesprochen lustigen Kostümen (Cornelia Petz), was das Zeug hält und macht damit viel Freude.

Wir lernen vier Personen kennen: Gustav Gundesson (RenĂ© Dumont), den alten weiĂźen Mann, ehemals groĂźer Star-Rocker, nach “dem Skandal” nun abgehalftert und zu einem halbherzigen Comeback in diesem Club-Ambiente gezwungen. Was gut geschrieben ist, wird hier zum rundherum enttäuschenden Auftritt. Dumont kommt nicht ins Timing, läßt seinem Text keine Zeit, die Figur kennenzulernen, haspelt sich durch und weckt die BefĂĽrchtung, man sei in einer ganz entsetzlichen Vorstellung gelandet, ohne die Möglichkeit, sich in der Pause (denn es gibt keine) dezent zu verdrĂĽcken. Dieser Gustav hat seinerzeit auf einem Festival die junge “ungeschliffene” Sky (Stephanie Marin) entdeckt und was ihm als kreative amour fou in Erinnerung geblieben ist (nach der er zur Gattin und den Kindern zurĂĽckkehrte), ist fĂĽr sie im RĂĽckblick neben der (Sprungbrett-)Beziehung zwischen einer knapp 18-Jährigen zu einem 50 Jahre alten Star vor allem, dass er sie nach der erfolgreichen Tournee, wohlgemerkt mit ihren Kompositionen, geghosted hatte. Offene Frage: Wer hat jetzt eigentlich wen ausgenutzt?

Marin spielt diese Erfahrung zunächst als Verletzung, aus der sie aber als TikTok-Star mit 90 Millionen Followern wie Phönix aus der Asche aufsteigt. Ganz besonders schön die Tanz-Duett-Nummer mit Moschitz und die Hip-Hop-Kostüme dazu. Hach! Bis ein anderer Shitstorm nun sie vom Thron stößt. Es stellt sich die Frage: Ist sie auf der Höhe ihres Erfolgs so anders als Gustav? Marins Figur ist in jeder Phase überzeugend und glaubhaft, außerdem kann sie singen und tanzen wie der Teufel. Ganz großes Theater!

FĂĽrderhin treten auf die Zeitungsherausgeberin Klara, In Personalunion Gustavs Gattin (Judith Toth) und ihre Star-Reporterin Stanka Sto (Ina Meling) im froschgrĂĽnen Hosenanzug mit kurzen Hosen, bei der ich, man verzeihe mir, immer nur “Karla Kolumna” denken konnte. Auch diese beiden haben „Leichen im Keller, die vielleicht plötzlich frische Luft schnappen wollen“. Und das tun sie, die Leichen. Und wie! Auch diese beiden Schauspielerinnen sind sehr stark, egal, was die Rollen ihnen abfordern, eine helle Freude.

Dieses “Debatten-Musical” demonstriert sehr schön eine Reihe von Binsenweisheiten. a) Alles hat zwei Seiten. b) Es kommt immer auf den Standpunkt an. c) Recht und Unrecht liegen arg nah beieinander, sowie a) und b), d) Das Ende ist gut, wenn alles unter den Teppich gekehrt ist. Ob man das Spielen, Singen und Tanzen muss? WeiĂź ich nicht. Es ist der Brillanz der Schauspieler*innen zu verdanken, dass es ein unterhaltsamer Abend wurde, aus dem Denkanstöße mitgenommen werden konnten. Das nächste Mal wĂĽrde ich diese Thematik lieber in einem Artikel verhandelt wissen und zu was anderem gesungen und getanzt bekommen. Liegt aber wahrscheinlich wieder an mir und meinem eher unglĂĽcklichen Verhältnis zu Musiktheater.

Die Gesangsbeiträge wurden auf Englisch vorgetragen, netterweise mit Untertiteln, wie hier auf dem Foto beim raffiniert-wunderschönen Appropriation-Song.

Aus dem Vokabelheft

Ich lasse mir seit Jahr und Tag vom unermĂĽdlichen Paul Smith mein “One Word A Day” (https://owad.de/) schicken und wähle aus einer Auswahl von drei möglichen die zutreffende Ăśbersetzung fĂĽr das von ihm fĂĽr ausgewählte Wort des Tages aus.

Neulich fiel es mir echt schwer, weil die anderen beiden Optionen doch gar zu schön waren:

Dazwischen

Als ich noch als Mittlerin zwischen den Welten tätig war, durfte ich alljährlich ab Ostern bis so ca. Ende Juni dem Team in Amerika erklären, warum die deutschen Kollegen gefĂĽhlt ständig halbwochenweise nicht da waren. “Bridge Days”, habe ich gesagt und muĂźte das Prinzip in einem Land, in dem das Gros der Feiertage fest geregelt ist, weil sie auf den zweiten, dritten, vierten Montag, Dienstag, Mittwoch… eines Monats fallen, immer erst noch einmal erklären. Bevor aber Neid aufkommen konnte, konnte ich auch immer hinzufĂĽgen, dass bis dato in Deutschland bis auf die Linken immer noch keine Partei auf die Idee gekommen ist, Feiertage “nachzuholen”, wenn sie denn auf ein Wochenende fallen. Da waren die Amerikaner dann doch wieder befriedet, denn bei denen wird, was auf einen Samstag fällt, auf den Freitag vorgezogen und was auf einen Sonntag fällt, am Montag gefeiert.

Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, dieses Jahr ALLE Brückentage frei zu nehmen. Nächstes Jahr geht das ja nicht mehr.

Vorhin beim Einkaufen

Mutter und Tochter unten in der Passage bei den Besorgungen fĂĽrs Wochenende. Man scheint die Optionen fĂĽrs Abendessen zu besprechen. Das Kind hat seinen Entschluss offensichtlich schon gefällt: “Mama, Mama, Mama – wir machen Pizza. Wie haben doch noch einen Ski-Day.” Mutter guckt fragend. Tochter: “Doch, hast du auf dem Heimweg von Oma neulich selber gesagt.”

(Das Kind ist noch nicht alt genug für Englisch-Unterricht und Diäten.)

Aus dem Vokabelheft

“Los geht’s” oder, wie die Kollegen sagt: “Let’s get ready to Rambo.”

Meinen fragenden Blick kommentiert sie ĂĽberlegen: “Du hast auch noch nie einen Boxkampf angesehen, oder? Das sagen die da immer.”

Ich habe jetzt zwar eine blutige Zunge, aber was tut man nicht für einen so schönen blogpost.

Seht ihr den Mond dort stehen?

Nein, seht ihr natürlich nicht. Weil der Himmel mit Schnee- und Regenwolken bedeckt ist und diese unnatürliche Kälte, die damit einher geht, allen gründlich auf die Eier geht. Frauen noch mehr als Männern, weil, sie haben auch viel mehr.

Davon abgesehen: sähet ihr ihn, sähet ihr einen Pink Moon. Nicht etwa, weil er für die nächste Barbie-Verfilmung gecastet wurde oder überhaupt entfernt rosa leuchtet. Nein, den haben die naturverbundenen uramerikanischen Algonkin so genannt, denn gerade blüht die Flammenblume, die sogenannte Phlox.

Merkt ihr was? Richtig. Mein Mond beleuchtet sonst blühende Bäume in milden Frühlingsnächten. Ich bin dann mal beleidigt.

Gelesen: Louise Penny – „Still Life“

Meine viellesende Kusine hatte mir die Chief Inspector Gamache-Reihe schon vor langer Zeit ans Herz gelegt und nun habe ich am Wochenende den ersten Band gelesen.

Hmmm.

Im Wald nahe dem kleinen kanadischen Ort Three Pines wird die alte pensionierte Schulleiterin tot aufgefunden. CI Gamache und sein Team von der SĂ»retĂ© du QuĂ©bec ermitteln. Ms. Penny ist belesen, weiĂź viel ĂĽber die franko-kanadische Geschichte und läßt ihre Leserschaft beiläufig mitlernen. AuĂźerdem hat sie ein ganz groĂźes Talent fĂĽr unterschwellige Komik und davon, von gutem Essen zu erzählen. Das ist schön und macht Freude. Der Chief Inspector ist an ihren inzwischen verstorbenen Mann Michael angelehnt – und damit hatte ich ein Problem. Der Mann ist ein Heiliger. Ein Musterbild an Toleranz und EinfĂĽhlsamkeit, dennoch stark und determiniert und ging mir irgendwann grĂĽndlich auf den Senkel. Mir war die Figur zu edel, hilfreich und gut – ich hab meine Helden lieber mit BrĂĽchen. Die Autorin spart nicht mit Andeutungen, dass es in der Vergangenheit einen Fall gegeben haben muss, der weitere Beförderungen verhinderte, aber das war wohl noch nicht das Buch fĂĽr die EnthĂĽllung – vielleicht kommt das noch und macht ihn dann spannender.

AuĂźerdem wuĂźte ich relativ frĂĽh, worauf die Geschichte hinausläuft. Ich glaube, ich bin einfach ĂĽber die “Whodunits” drĂĽber. Es ist dennoch ein lesenswerter Krimi.

Neu auf Amazon Prime: “Fallout”

Diese erste Staffel von “Fallout” (eine zweite ist schon in Auftrag) ist ein zum Fernsehereignis umgestaltetes Computerspiel, das, wenn man den Medien trauen darf, Gamer wie Neuschauer und das Föjetong rauf und runter begeistert. Sowas prĂĽfe ich ja immer gerne selbst.

Ich werde nachfolgend hemmungslos spoilern. Wer sich davon den Spaß (?) nicht verderben lassen will, höre jetzt auf zu lesen.

Gegen die Prämisse ist schon mal nichts zu haben: auf das vom Kommunisten- wie Atomangst gleichermaĂźen geplagten Ideal-Amerika der FĂĽnfziger Jahre (Autos mit Haifischflossen, VorstadtmĂĽtter mit Betonfrisuren, mais-und milchgenährte Rotbackkinder) geht ein nuklearer Schlag nieder, der Unmengen Toter und verwĂĽstete zerstörte kahle Landschaften und Städte hinterläßt (im besonderen Los Angeles) – doch halt. Der voraussorgende Megakonzern Vault-Tec Corporation hat Bunker gebaut und die, die Einlass fanden (käuflich, versteht sich), fĂĽhren nun seit 200 Jahren unterirdisch ein FĂĽnfziger-Jahre-Ideal-Amerika-Leben weiter. Dresscode: mehr oder minder körperbetont-sexy sitzenden blaue Overalls (man denke Tankwart) mit der Nummer des Vaults auf dem RĂĽcken. Grauslig-gruslig-komisch. Sehr.

Regierungsform ist die seit ehedem bewährte Demokratur, AnfĂĽhrer der freien Unterwelt der seit Twin Peaks und Dune gut gealterte Kyle MacLachlan, darĂĽber hinaus alleinerziehender Vater eines Sohnes sowie Lucys. An die Casting-Agentur dĂĽrfte folgende Anforderung fĂĽr ihre Besetzung gestellt worden sein: wir brauchen eine vom Fach “Jugendliche Naive”. HĂĽbsch, in der Art von klein-kompakt-niedlich, so eine, mit der man Pferde stehlen kann, Haare egal, das lösen wir in der Maske mit stets gut gewaschenen PerĂĽcken, gut aussehend im Pettycoatkleidchen, aber auch in Blau-Overall sowie Jeans, und, ganz wichtig: Basedow-Augen, weil sie die in der Rolle ständig noch weiter aufreiĂźen muss, als es die Natur eh schon eingerichtet hat. Weil Ella Purnell fĂĽrs Staunenspielen auĂźerdem ein Ooohhhh-SpitzmĂĽndchen mit aufgeworfenen Lippen liefern konnte, wurde die vorgesehene Affirmation “Okay” in ein “Okidoki” umgeschrieben. (Das nach sehr kurzer Zeit sehr sehr sehr nervt.)

Lucy will heiraten, weil man das Geblödel mit den Cousins ja nicht ewig weitertreiben kann (höhö) und auch mal an den Erhalt der Art denken muss. FĂĽr solche Zwecke wird Erbgut mit angeschlossenem Bräutigam aus einem Bunker nebenan beschafft. Und schon sind wir mitten in der Zeremonie und (“Okidoki”) der Hochzeitsnacht, aber dann… Dann ist der Bräutigam und seine ganze bucklige Verwandtschaft gar nicht von nebenan, sondern von oben. Von OBEN. Wo es doch nach der herrschenden Bunkerdoktrin gar kein oder wenn ĂĽberhaupt, nur noch ein biĂźchen verseuchtes Restleben geben darf, weil sie doch dafĂĽr ausersehen sind die irgendwann wieder reine Erde neu zu bevölkern. Und zwar besser als je zuvor.

Kurz und gut, es kommt zum Kampf und vielen Toten, aber Lee Moldaver* (Sarita Choudhury), die böse (?) Anführerin der Raiders entkommt mit ihrer Bande. Und Lucys Vater als Geisel. Das geht natürlich gar nicht. Also klettert Lucy, wie es ihre Rolle als Jugendliche Naive gebietet, bunkergeboren und -indoktriniert, keine Ahnung von nichts, glubschäugig und spitzmäulig, durch die Luftschleuse (kennen wir aus jedem Raumschiff) an die Oberfläche und sucht nach Papa.

Zeit, die zweite Hauptfigur/den Sidekick (da sind sich die Macher nicht ganz einig) einzuführen. Einen Krieger mit dem schönen Arena-Sklaven-Namen Maximus (Aaron Moten). Ich weiß nicht, ob er auch im Computerspiel ein Schwarzer ist, in der dieszeitigen Verfilmung muss neben der weißen Hauptfigur eine mit einer anderen Hautfarbe auftreten. Punkt. Die Casting-Agentur war hier beauftragt, jemanden mit einer besonders ausdruckstarken Mimik zu finden, weil er die meiste Zeit in einer Rüstung steckt und man nur Teile seines Gesichtes durch das Schild sieht. Ich finde ja, Mimik ist manchmal auch nur ein anderes Wort für Grimassenschneiderei.

In immer derselben RĂĽckblende lernen wir ein paar mal zu oft, dass, als Maximus noch mini war, er nach einem nuklearen Zerstörungsschlag auf Shady Sands (sehr hĂĽbscher Name der Nachfolgestadt von Los Angels) als armes StraĂźenwaisenstehlundbettelkind von der Bruderschaft aufgenommen wurde. Bei letzterer handelt es sich um einen Mucho-Macho-Kampfritterorden, dessen hierarchisches Gefälle, den Rekrutendrill und -mobbing man sich am besten in Filmen wie “Full Metal Jacket” anschaut. Von dort bricht er, der Knappe in dĂĽnner Uniform und leichter Bewaffnung mit seinem Ritter (dieser in einer Star-Wars-inspirierten ExoskelettroboterrĂĽstung und Darth Vaders Stimme) zu einer Mission auf, die inzwischen auch Lucy und der Ghoul haben, nämlich “Bring Me the Head of Dr. Siggi Wilzig”.

Der Ghoul? Ja, weil die Geschichte im Westen Amerikas spielt, muss doch auch ein Westernelement rein. Und so ist der All-American-Cowboy-Darsteller und spätere Werbefigur von Vault-Tec von vor 200 Jahren (Walton Goggins) nunmehr wg. Strahlungsnebenwirkungen zum untersterblichen Kopfgeldjäger ohne Nase mutiert.

Damit der blogpost hier nicht zu einer Inhaltsangabe verkommt, kürze ich nunmehr ab. Die Wege dieser drei Protagonisten kreuzen sich mehrfach, bis sie schließlich mit dem Kopf des Wissenschaftlers und der darin implantierten Formel bei der Vigilantenfrau von oben eintreffen, die Lucys Vater als Geisel hält. Da erfahren wir dann, dass es bei Fallout weniger um die Quests geht, sondern vielmehr um knallharte Kapitalismuskritik. Nämlich.

Nun ja. Der Weg dahin ist anstrengend: wenn gerademal nicht blutig und mit tödlichem Ausgang gekämpft wird, dann werden mindestens Körperteile abgetrennt und in vielen Fällen auch wieder angepappt (nicht beim Forscherkopf und nicht bei der Ghoulnase) – ich bin nicht sicher, ob es an mir liegt oder an der schieren Menge – mir ist ziemlich frĂĽh der SpaĂź an diesen vielen Splatter-Kampfszenen vergangen.

Was aber nicht heiĂźen soll, dass ich nicht doch einiges, ach, was sag ich, vieles, urkomisch gefunden habe. Zum Beispiel, dass Kakerlaken in der postnuklearen Zeit wie erwartet die Welt ĂĽbernommen haben und ungefähr zur Größe von Cockerspaniels evolutioniert sind. Dann gibt es ein gar grauseliges Wasserwesen, dessen Giermaul innen ĂĽberall mit Noppen ĂĽberzogen ist und das, wenn man schon glaubt, ihm entkommen zu sein, seiner Beute auf seinen Darwin-FĂĽĂźchen aus dem Wasser nachläuft. Und wem das nicht schon schön genug ist, der wisse, dass das UngetĂĽm in einem Farbton gehalten ist, wie 70er-Jahre-Aussteuer-“Sie”-HandtĂĽcher. Hach! Oder die Flagge der “New California Republic” mit dem doppelköpfigen Bären.

Und da wären wir auch schon bei Bildern, Spruchbändern, Plakaten… Ich bin der Streamingtechnik sehr zu Dank verbunden: so oft, wie ich zum Nachlesen angehalten habe. Hach! Gar nicht zu toppen ist der Soundtrack. Unschlagbar und unschlagbar komisch, wenn Schlager der FĂĽnfziger Jahre wie “Orangecoloured Sky” den aufsteigenden Atompilz im Hintergrund eines Kindergeburtstags untermalen. Doch, da muĂźte ich schon ganz oft sehr lachen.

Sonst? Ich bin nicht ganz schlüssig in meinem Urteil. Es ist nicht viel mehr dran als an einer jeden anderen Feld-Wald-Wiesen-Dystopie. Nichts ist überraschend, nicht das Ödland, nicht von links nach rechts kullernde Tumbleweed-Bälle, nicht Zombies und Kannibalen, auch nicht kannibalistische Zombies, und noch nicht einmal, dass Auslöser des Ganzen eine Verschwörung des Großkapitals und perverser Wissenschaftler ist, fand ich wirklich verblüffend. Die Figurenentwicklung ist ab deren erstem Auftritt festgelegt und vorhersehbar. Und Splatter, Blut, zermatschte Köpfe, abgerissene Beine, Arme, Hände, dazu gallonenweise Kunstblut füllen zwar die Zeit, tun aber nichts für die Geschichte.

So. Wer bis dahin gelesen hat, entscheide nun selbst, ob er oder sie sich durch die acht Folgen schauen will. Ich kann weder empfehlen noch abraten.

* Wer mag, möge sich an einen Versuch der Entschlüsselung der Namen machen. Oder das Internet fragen. Es hilft, wenn man viel Zeit hat.