Recht neu im Fernsehen: “Mrs. Davis”

Laut https://www.imdb.com/title/tt14759574/ geht es bei der acht Folgen langen Serie um “Glaube gegen Technologie. Es folgt ein epischer Kampf von biblischem und binärem Ausmaß.” Um das auch nur ansatzweise zu verstehen, hilft es zu wissen, dass die Internet Movie Database Deutsch als eine “teilweise unterstützte Sprache” versteht. Auf Englisch steht in der Beschreibung: “A nun goes to battle against an all-powerful Artificial Intelligence known as “Mrs. Davis.”

Korrekt ist: es kommen Marmelade kochende Nonnen vor nebst der Nonne Simone mit The Quest (Betty Gilpin), auch ihr Gatte Jesus (Andy McQueen), der einen Falaffel-Shop betreibt, ein eigenartiger lebender, weil feiger Held sowie (Ex-)Lover der Nonne (Jake McDorman), seine noch eigenartiger Resistance-Bewegung, angeführt von einem größenwahnsinnigen Aussie (Chris Diamantopoulos), eine allmächtige KI, die die Menschheit von Hunger, Krieg, Klimakatastrophe befreit zu haben vorgibt und in den USA “Mrs. Davis”, in Italien “Mamma”, in England “Mum” etc. pp genannt wird. Außerdem Tempelritter, die “Sisters of the Coin” (ein Bankerinnen-Orden), eine Lebertransplantation, ein entführter Papst, Turnschuhe, der Gral, Herr Dr. Schroedinger (Ben Chaplin) plus grumpy cat, ein explodierendes Pferd, ein vom Glauben abgefallener Priester (Tom Wlaschiha) – und falls sich wer noch was anderes Irres ausdenken kann: sie haben es eingebaut. Und hatten Spaß dabei.

Ich bin sicher, dass die Serie nicht jedermanns Ding ist. Ich und mein funny bone, wir haben uns amüsiert.

Altwerden ist nichts für Feiglinge

Mein geschätzter Patenkater Floyd hat neulich seinen siebzehnten Geburtstag begangen. (Sein Bruder Pink, die felinste Transe, die ich je gekannt habe, hat es leider nicht ganz so lang geschafft.) Floydi, pflichtbewußter Alleinveranwortlicher (bei DEM Bruder) über ein recht großes Gebiet, dessen Perimeter er mehrfach täglich komplett ab- und durchmarschiert ist und gegen alles verteidigt hat, was da nicht hingehört, ist inzwischen fast ein Drittel leichter als zu Zeiten seines absoluten Höchstkampfgewichts (Siebenkilokraftpaket), nimmer ganz so gut zu Fuß wie ehedem, stark ergraut und nimmt immer menschlichere Greisenzüge an.

Drei Mal täglich klagt er laut schreiend pünktlich seine Hauptmahlzeiten ein, läßt sich gnädig auch Zwischendurchsnacks reichen und verbringt die Zeit zwischen den Nahrungsaufnahmen mit ausgedehnten Siestas. Gerne in der Sonne. Am Abend läßt er sich vom Personal, das im Haus wohnen darf, nach Strich und Faden verwöhnen. Toilettengänge seiner Menschen während der Arbeitszeit schätzt er dabei gar nicht und duldet sie nur, wenn als Entschuldigung Häppchen gereicht werden.

Wenn die Tante was wünschen darf: Mach noch lang so weiter, Floyd. Und wenn’s irgendwann langt, dann iß noch einmal g’scheid und danach geh schlafen.

Stadtei

Als ich am Wochenende zu Besuch bei Freunden auf dem Land war (in einem Dorf ohne Straßennamen mit einer Kirche und numerierten Häusern und, glaube ich, in der Zählung noch nicht bei zehn angekommen), ja, da hab ich mich noch in meinem Selbstverständnis als “Stodterin” gebrüstet.

Heute früh war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich mußte am hellerlichten Morgen “in die Stadt”, zur Fachärztin auf der anderen Isarseite (meinen kleinen Alltagsbedarf an medizinischer Sorge deckt Hadern lässig). Kaum der U-Bahn entstiegen, blieb mir angesichts des sehr dunkelhäutigen Herrn in der sehr Tegernseer Tracht auf dem kurzen Weg zur Trambahnhaltestelle zum ersten Mal der Mund offen stehen. Keine paar Meter weiter wieder, als eine Dame in Regenbogen (Mütze, Schal, T-Shirt, Wallerock, Flipflops, alles, was irgendwie nach außen sichtbar war siebenfarbig, alles) laut “Bella Ciao” singend meine Bahn kreuzte.

Den Vogel abgeschossen hat schließlich der Trambahnfahrer, der der jungen heranhetzenden Passagierin beruhigend zusprach. “Selbstverständlich”, elmargunschte er, “selbstverständlich” werde man auf ihren jungen Mann warten, der denn auch nach ein paar Minuten später mit zwei dampfenden Pappkaffeebechern eintraf. “So eilig kammas gar ned ham”.

Die sehr alte Dame in der Straßenbahn, sehr degenhardtsch “Hütchen, Schühchen, Täschchen passend”, im sehr Rosarüschengewand, mit dem ascottauglich geschmückten Hut (Federn, Obst, Perlen und anderes Bling) erwähne ich gar nicht erst.

Also, entweder war heute morgen für die Theatinerstraße “extra surreal” ausgerufen worden und ich habe nur das Memo verpasst oder ich bin zum Haderner Landei mutiert und habe das bisher bloß noch nicht gemerkt.

Neu im Fernsehen: “Silo”

Schon 2013 habe ich Hugh Howey Erstling “Wool” empfohlen (s. https://flockblog.de/?p=18463), inzwischen ist er unter dem Titel “Silo” verfilmt worden. Die ersten fünf Folgen haben mir Freude gemacht, gut geschrieben, besetzt, inszeniert und gespielt. Vor allem Rebecca Ferguson ist zum wiederholten Mal eine Entdeckung und ich wage die Vorhersage, dass dieser Grunge-Look sich demnächst wieder irgendwo in einer Modewelle niederschlagen wird.

Nicht der megagroße Wurf, aber erfreulich unaufgeregt mit großer Bildsprache.

Konstatiere: Ich bin so eine Art Trüffelschwein.

Danke, Randy

… and Happy Pride Month!

Es war ja nichts erwartbarer, als dass sich Randy Rainbow des floridischen Gouverners und republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron de Santis’ annimmt. Nicht sein größter Wurf, aber dennoch hübsch.

An einem Tag wie heute…

…wenn Metaphern auf die schiefe Bahn geraten, dann sagt der Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung in Leipzsch schon mal Sätze wie diesen: “Die deutsche Justiz”, sagt er dann, sei ja schon immer “auf dem rechten Auge eher gleichgültig”.

Schon länger nicht mehr im Fernsehen: “River” (2015)

Eine sechsfolgige TV-Mini-Serie mit Stellan Skarsgård in der Titelrolle als Detective John River und seinem wunderbaren Sidekick (was würde die sich zu Recht über diese Bezeichung beschweren) Nicola Walker als Jackie ‘Stevie’ Stevenson. Gemeinsames Quadruple-Hach!

Alle, aber wirklich alle, haben Macken, Traumata, irgendwelche Defekte. Alle, aber wirklich alle, streben eigentlich nur nach ihrem kleinen Glück und dann kommt ihnen das Leben dazwischen.

“Creator” und Autorin Abi Morgan hat das wirklich gut gemacht. Die Besetzung mit ausgezeichneten Schauspielern bis in die letzten Nebenrollen könnte besser nicht sein. (Was ist eigentlich der Status des von mir schon lange geforderten Casting-Oscar? Hmmm?) Die Dialoge sitzen wie Hände in Handschuhen. Gut sitzenden Handschuhen. Morgan wertet ihre Figuren nicht, jede, ob kriminell oder auf Seiten der Ordnungsmacht oder irgendwo dazwischen, hat Licht- und Schattenseiten, jede kriegt irre viel Zeit, sich zu entwickeln, wenn alles gut läuft, und es läuft gut, wechselt man als Zuschauer mehrfach Neigung oder Abneigung.

Gedreht wurde in London. Im London der Vorstädte, Wohnblocks, Billigkneipen und -läden. Der langen Fahrten in Öffentlichen Verkehrsmitteln, ober- und unterirdisch. Kein Big Ben, kein Eye und wenn es dort wirklich einen royalen Palast geben sollte, haben diese Leute nichts damit zu tun.

Ich habe mich in zwei Abenden durchgeguckt und mich sehr gefreut, dass nicht künstlich eine zweite Staffel oder ein dummes Spin-Off angeflanscht wurde. Doch, das kann man gut ansehen. Machen, wenn’s mal wieder regnet.