Gelesen: Tillie Walden – “On A Sunbeam”

Hach! Coming of Age. Coming Out. Empowerment. Liebesleid und -freud. Speculative Fiction. Weltenall. Und alles bildschön (hihi) gezeichnet und getextet.

Die Testimonials auf den Titelseiten von von mir hochgeschätzten Autorinnen wie Martha Wells, Ann Leckie und Becky Chambers. Denen hat das Buch genausogut gefallen wie mir. Und dem sehr bewunderten Brian K. Vaughan auch.

Man kriegt beim Lesen Krämpfe in die Hände, weil das Ding so schwer ist. Aber Weglegen ist auch keine Option.

Lesen! Lesen! Und viel Freude haben an den zwei Zeitlinien und den klug eingesetzten Farben und den gelegentlichen Landschaftsgroßpanels – eine echte Augenweide. Ich finde ja, das liest sich wie ein Storyboard zu einem Film. Abwarten.

Was gut tut

  • Alle Glasflächen in meiner Wohnung (Fenster, Oberlichter, Balkontüren – ja, Plural) zeigen in den Garten. Bäume, Spielkinder, Zwitschervögel, Grün. Und seit Freitag sind alle wieder durchgehend offen. Wenn ich zuständig wäre: Normalzustand.
  • Eben wieder Eintrittskarten für was Schönes im Juni an die Pinwand gesteckt. Wenn ich zuständig wäre: Immer noch mehr.
  • Der Abendspargel wird in ein paar Minuten gar sein. Wenn ich zuständig wäre: Könnte Johannes auch später im Jahr Namenstag haben.

Manchmal…

…sagen Menschen die eigenartigsten Dinge. Aber ein Satz wie “Ich habe diese Woche ein Ei gehäkelt” ist selbst mir noch nicht untergekommen und verdient es, mit einer breiteren Öffentlichkeit geteilt zu werden.

Zugfrust

Bahnbashing ist ja hoch angesagt, und sie haben es auch nicht besser verdient. Mensch! Dabei hatte am Montag alles so gut angefangen. Die Abfahrt nur unter fünf Minuten (grad noch!) verspätet, bis Stuttgart wieder aufgeholt und dann steigen zwei Schulklassen zu. Wobei, der Begriff “zusteigen” wohlwollend gewählt ist. 50 Puberinos mit Vollgepäck für eine Woche Spaß im Landschulheim drängeln, purzeln, schieben, drücken, stoßen in einen bereits sehr gut ausgelasteten Großraumwagen (vorwiegend Berufspendler wie ich) und haben neben der Enge mit altersbedingten Herausforderungen zu kämpfen. Die It-Girls können nicht mit dem zweiten Rang, die von beiden Enden zugestiegenen Cliquen müssen unbedingt für eine Halbstundenfahrt wieder zusammenkommen, das Gepäck irgendwie auch verstaut und nebenher die Anweisungen der vollkommen überforderten Lehrkräfte angemessen ignoriert werden. Bis Mannheim war der Zug gründlich verspätet, und die ganz Bagage (und ich) mußten wieder raus. Meine Fresse! Aber wurscht, ich war da, beim Leihwagen übernehmen klappte alles, der Verkehr war dem Montagmorgen entsprechend dicht und der Baustellen viele. Manchmal vermisse ich da die amerikanischen Schilder “Your Tax Dollars at Work”. Da nimmt man die Steherei irgendwie gelassener.

Dann folgte eine Woche Hunsrück mit alles und scharf und freitags die Heimreise.

Ich hätte mal dran denken sollen, dass es sich um den letzten Arbeitstag vor Pfingsten handelte. Hab ich aber nicht.

Autobahn rappelvoll. Navi denkt sich Schleichwege aus, was aber nix hilft, wenn irgendwelche Deppen in der Zufahrt von der einen zur anderen Autobahn ihre Autos ineinander verkeilen. Mein Puffer wird knapper. Dann feiert Mannheim Stadtfest am Wasserturm (gleich neben dem Bahnhof). Auch wenn der Taxifahrer Superduperschleichwege fährt, der Puffer ist fast aufgebraucht. Schade, dabei ist das Schnüren durch die wohlsortierte Bahnhofsbuchhandlung im Untergeschoß auf dem Weg zum Gleis eines meiner Wochenhighlights.

Den Spaß will mir die Bahn offensichtlich nicht nehmen, mein Zug steht gar nicht erst auf der Abfahrtstafel. Die Dame an der Information sagt, dass das daran liege, dass er um ca. eine halbe Stunde verspätet sei, sie werde aber die Kollegen bitten, ihn wieder draufzusetzen, “das bringt mir die Leut sonst nur durschenanna”. Recht hat sie. Ich geh dann mal zur Buchhandlung, besorge noch was zu trinken und bewege mich gemütlich zum hintersten Ende von Gleis 10.

Ein Schluck, noch einer, mein Proviantbrötchen, 20 Seiten Buch und schon ist eine Dreiviertelstunde zu spät der Zug da. Mein Platz ist auch noch frei, nu aber nach Hause. Ja, schon, aber nur mit maximal 160 km/h, mehr könne der Zug heute nicht. Auch recht, da sieht man doch endlich mal die in die schöne abendliche Landschaft eingebettete Hochgeschwindigkeitsstrecke.

Zweieinhalb Stunden später als geplant bin ich zu Hause. Ganz ehrlich, DB-Reisebegleitung, dass ihr mir das mitteilt, als ich längst frisch geduscht auf dem Sofa sitze, wär gar ned nötig gwä. Echt. Ich habe überhaupt keinen Spaß an Bahn beschimpfen. Aber ihr laßt einem ja keine Wahl…

Lust auf “gutbürgerliche Küche”?

Zum Beispiel

[Neu: Jetzt auch ohne Diskriminierung]
Das war mal ein Fraß: ungefähr ein halbes Schwein, aufgeteilt in drei dicke Klumpen, Pilzsoße aus der Packung mit Klümpchensahne über Dosenpilzen und eine derartig gelbe Holländerplastiksoße auf zerkochten Dünnstspargelstängelchen, dass sich jedes Ei geschämt hätte, damit in Verbindung gebracht zu werden.
Hätte ich mal lieber auf meinen ersten Instinkt gehört:

Aber dienstags hat außer denen im Umkreis von ca. 20km keiner auf…

Sonst noch

  • Ein sonnensatter Nachmittag an der Elbchaussee, am Ufer des Flusses mit Schifferl gucken in der Dübelsbrücker Kajüt (https://www.duebelsbruecker-kajuet.de/)
  • Ein ausgedehnter Spaziergang durch das wunderschöne Arboretum Ellerhoop mit Anreise über eine ganz und gar nicht geplante Scenic Route über diverse Mühlenwege (https://www.arboretum-ellerhoop.de/)
  • Die Entdeckung des Ortes Oha. Da hätte ich gerne ein öffentliches Amt inne, einfach nur, um auf die Frage, was ich denn so mache antworten zu können: “Ich? Ich bin die Bürgermeisterin von Oha.”
  • Zwischendrin war ich auch mal einfach nur zu Besuch

Elbphilharmonie: Sara Correia “Do Coração”

So geht Fado nicht. Die Dame hat das Stimmvolumen, den Kleinen Saal unverstärkt zu beschallen. Mit Mikro und schlecht ausgesteuert wars im Wesentlichen Gebrüll (Amor, Dolor, Muerte und so).

Die Begleitmusiker gaben zwei Instrumentals. Großartige Nummern. Man hätte sich gewünscht, es wären mehr gewesen…

Die Elbphilharmonie, die ich bis dato noch nicht kannte, ist ein tolles Bauwerk und dass auf irgendeiner anderen Veranstaltung gleich hinter der Nikolaikirche noch ein Feuerwerk stattfand, war nach dem Konzert ein sehr schönes und unerwartetes Geschenk.

Bahnbullshitbingo für Fortgeschrittene

Davon, wie schön es in Hamburg war und was wir alles unternommen haben, erzähle ich, wenn ich wieder beidhändig tippen kann. In kurz: sehr. Und viel. Nun aber wieder “Spaß in vollen Zügen”.

Ich hatte ja, wie schon berichtet, nunmehr täglich die Information bekommen, dass meine Fahrt nach Hause “nicht wie geplant stattfinden könne” (beiseite gesprochen: weil auf Höhe Göttingen eine andere als die ursprünglich geplante Weiche genutzt wird). Darum ignoriere ich die E-Mail mit dem Betreff “Fahrplanänderung” eine Stunde vor der Abfahrt erst einmal. Der Zug fährt ja. Richtung Süden. Soweit alles gut. Ahaber.

Der Herr im Vierersitz vor mir scheint vom Fach zu sei, kommentiert jeden Rumpler, Knirsch,- und Quietscherer und weiß immer was zu sagen, Hauptsache, es geht um Züge. (Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie der als Kind war.) Also, dieser fränkische Fachmann hat die Mail auch bekommen und schimpft comme un Rohrspatz, dass wir eineinhalb Stunden später als geplant in München eintreffen werden. Stimmt. Steht in meiner E-Mail auch. Oh Mann, als ob die Reise nicht schon fahrplanmäßig lang genug wäre.

Anschließend wird im Laufe unserer ersten Fahrtstunde geboten, was ich wohlwollend als den Versuch der DB-Reisebegleitung anzuerkennen gewillt bin, ein Unterhaltungsprogramm anzubieten.

Erst wird qua Durchsage ein Mann gesucht. Der Mann, dessen Hund Wagen 21 “terrorisiert”. Was immer das heißen mag. Ich bin weit weg, ich kann das lustig finden… und mache mein Kreuzchen bei “Sonstiges”.

Dann schleichen wir auf Hannover zu. Dass wir so lahm sind, liegt nicht etwa an uns, sagt der Zugführer, sondern an Hannover – dort war nämlich bis vor wenigen Minuten der Bahnhof noch geschlossen. “Wegen Fremdpersonen auf den Gleisen”. Geschlossener Bahnhof und Unbefugte auf den Schienen? Dafür, finde ich, steht mir die doppelte Punktzahl zu!

Hannover, Suspense-Capital of the World. “Wir bekommen Zuwachs.” Erst mal alle sitzenbleiben, denn “die Türen öffnen sich erst nach der positiven Vereinigung mit dem anderen Zug.” Letztere wird vom fränkischen Fachmann mit dem traditionellen Spruch “Etz hads gschnaggeld” festgestellt. Keine Ahnung wieviel Punkte und in welcher Kategorie es diese gibt. Immerhin: Vereinigt. Nun können wir doch bestimmt heimfahren?

Nun ja. Kurz nach einem Aufenthalt in Bebra, einer Stadt, die ich bis dato nicht wirklich auf meinem Radar hatte und in deren Bahnhof ich doch gute 20 Minuten meines Lebens verbracht habe (was ein Glück, dass mein aktuelles Buch über 900 Seiten dick ist) komme ich mit einem Mitarbeiter der Bahn ins Gespräch. Der findert es “mutig”, dass ich Zutrauen in die Angaben der vor vier Wochen gebuchten Fahrkarte hatte, rät aber “strengstens” dazu, künftig “die letzten drei Tage vor der Reise unbedingt täglich” zu überprüfen, was da noch Bestand habe. Oi weh. Ich kreuze “Abenteuer Bahn” an.

Ab Bahnhof Würzburg nehmen wir Tempo auf, halten wir nirgends mehr und erreichen München, wie der Zugführer mit vor Stolz schier berstender Stimme durch den Zug ruft, irgendwann nach Mitternacht (geplant war beim Fahrkartenkauf 23:40 Uhr) mit “minus 37 Minuten Verspätung trotz Baustellenumleitung”. Ein Kreuzchen bei “Baustellenumleitung”, eins bei “Holla, die Waldfee”. Da schau her, meine Karte ist voll.

Werde ich wohl am Montag, wenn es in den Hunsrück geht, eine neue brauchen.