Brechen – brach – gebrochen (unvollendet)

Ich könnte eine Abhandlung über den soziokulturellen Unterschied zwischen weitem und engbesiedelten Land, zwischen Haus auf der feindlichen Prärie (Indianer!!) und guter Stube schreiben und daraus Rückschlüsse auf die Mentalität von Völkern ziehen.

Allerorten wird hier wieder zur “Easter Egg Hunt” aufgerufen. Gewalt in Sprache Westen wild easter egg hunt  house hunt unbewegliche Objekte Sprachlich sitzt der Amerikaner fest im Sattel seines Bronco. Wie ich drauf komme? Nun, wenn man hierzulande sein Haustier stubenrein abrichtet, wird es, wie sintemalen das Wildpferd gebrochen, und zwar “housebroken”.

Wer jemals neues Schuhwerk gekauft hat, weiß, wie widerspenstig Schuhe sein können. Was macht der Amerikaner? Genau, wozu ist Widerstand da? Auch neue Schue werden gebrochen (“to break in new shoes”). Ich weiß nicht, ob das zu weit hergeholt ist, hätte da aber eine Vermutung anzubieten. Schuhe sind aus Leder, also gegerbter Tierhaut und damit genauso zu behandeln wie ein Wildpferd. Wenigstens sprachlich. (Ich hab zumindest noch niemanden peitschenknallend und mit Yeehhaaa-

der morgen und bad heart

 

 

Game Of Thrones, 1. Folge der 3. Staffel

Es war, als habe man das Familientreffen der Nachbarn beobachtet. Man kennt die alle, und sie haben sich seit damals nicht verändert. Die Schurken sind nach wie vor gemein, Hexen hexen, und die Guten sind selbst schuld und kommen in den Kerker. Man hört förmlich, wie die Tante in etwas zu hoher Stimmlage flötet: “Was sind die kleinen Drachen aber groß geworden…”. (Nettes Detail am Rande: die Drachenkinder fischen wie Pelikane, rösten ihre Beute aber noch schnell mit der eigenen Flamme, bevor sie sie herunterschlingen.)

Eine rechte Aufwärmfolge. Arya hat gefehlt, die ist erst nächste Woche dran. (Deswegen sollte man Serien auch immer im ganzen sehen, damit man sich über diese läppische Aufzählerei gar nicht aufregen muß.)

Neues zur Verschärfung der Waffengesetze in den USA

Nichts. Nada. Niente.

 

Außer, daß die Fronten der Befürworter (pars pro toto hier ein ausgesprochen hübsches Video von Jim Carrey: http://bit.ly/13pNsX3) und der erklärten Gegner sich immer weiter verhärten. (Und noch einmal pars pro toto ein Beitrag der NRA, ein paar Tage vor Obamas Inauguration für die zweite Amtszeit: http://bit.ly/123YXCL sowie die aktuell auffälligste Aktion, das “Armed Citizen Project” (http://bit.ly/XBtod4), deren Initiatoren mit dem einfachen Konzept “Das einzige, was einen bösen Buben mit einer Waffe stoppt, ist ein guter Junge mit einer Waffe”, Waffen an “gefährdete” Bürger verschenken.)

Wenn ich mir das so ansehe, kann ich mir immer besser vorstellen, daß dieses Land in nicht allzuferner Zukunft von gut trainierten Milizen in Schutzhaft genommen wird.

Gelesen: Wool (Hugh Howey)

“Wool” ist eine der besten Geschichten, die ich seit langem gelesen habe.

Das Buch ist zwar im Science Fiction Genre angesiedelt worden (irgendeine Schublade braucht der Verlag), dort aber nicht wirklich gut aufgehoben, außer wenn man glaubt, daß es schon reicht, wenn eine Geschichte in der Zukunft spielt. Howeys Ausgangssituation ist der zerstörte Planet Erde und Überlebende in einem Bunker. Was dann folgt, ist ein brilliant konstruiertes Modell einer Gesellschaft, deren Existenz auf limitiertem Raum ohne Option für Expansion angelegt ist. So fesselnd, daß ich zwischen gestern und heute Mittag außer ein bißchen essen und schlafen nichts anderes getan habe, als zu lesen.

Das Buch ist vor ein paar Tagen unter dem Titel “Silo” auf Deutsch erschienen.

Lesen!

Lesen!

Lesen!

Was tun an Ostern?

Man muß kein Hase sein, um Ostern so richtig in Streß zu geraten. Die jüdische Kollegin zum Beispiel jammert über heftige Magenbeschwerden, weil sie die ganze Woche lang jeden Abend ein opulentes Passover-Dinner in sich reinfressen muß; montags, wie’s die Tradition gebietet (http://bit.ly/Xh5rve) mit den Eltern, dienstags kommen Freunde dran, mittwochs die weniger engen Freunde und so weiter. Noch mehr jammert sie, daß sie nun den April über streng Diät halten muß, um ihr Pessachfett wieder lozuwerden (auch Tradition).

San Francisco bietet wie immer ein etwas anderes Feiertagsprogramm. Bei den “Sisters of Perpetual Indulgence” (die Schwestern vom immerwährenden Genuß) gibt’s ein “Jesus Christ Superstar-Sing-Along” und als Vorprogramm dazu den “Chunky Jesus Contest”; frei übersetzt suchen die Schwestern das schmuckeste Jesus-Pummelchen mit dem sparsamsten Kostüm (“all you hot and chubby Jesus wannabes, dust off your crown of thorns and loincloth, and show off your stuff as the best Son of God you can be”). Anschließend wird zum “Zombie Christ Easter Haunted House” geladen (Expect to see a disco inferno, a zombie last supper, killer bunnies and tons of strange, gruesome and sexy creatures). Ich weiß ja nicht, wie bibelfest die sind, aber einen perfekteren Einstieg in ein Zombie-Abendmahl als “Nehmet und esset davon, denn dies ist mein Leib…” kann es eigentlich gar nicht geben…

Ach ja, christliche Kollegen haben selbstverständlich am Karfreitag auf Fleisch verzichtet. Was möglicherweise weniger ihrer Strenggläubigkeit als dem Umstand zuzuschreiben ist, daß der Roast-Shop, ein Restaurant, das nach dem Motto “Fleisch ist mein Gemüse” betrieben wird, streng koscher ist und (selbstverständlich) in der Passover-Woche geschlossen hatte. (Wie auch Izzy, unser Bagelshop.)

Was könnte ich denn unternehmen? Mein Wochenendbuch, gestern nach meiner Yoga-Stunde im sonnigen Garten angefangen, habe ich heute früh ausgelesen (mehr dazu im nächsten blogpost). Auf Eiersuchen im Park, im Zoo oder bei den Rotariern habe ich partout keine Lust, selber verstecken und suchen ist doof und in der Kirche war ich letztes Jahr erst (http://bit.ly/ZvzI4x). Ein kurzer Blick nach Westen und ich mache meinen kleinen Bedarf an Wettervorhersage selbst: “No rain in Pacifica.”

Trotzdem, schnell noch Windbreaker und Möbiusschal auf den Rücksitz werfen (Nordkalifornien, da weiß man nie) und 20 Minuten später bin ich am Meer. Im straffen Wind (hah, recht gehabt!) stehen Möwen in der Luft wie schockgefrorene Balettcompagnien. Die Flut schlägt unermüdlich hohe Wellenberge ans Ufer, die sich um jedes Hindernis herum empört in Gischt versprühen und beim Zurückrollen emsig Blütenschaumflöckchen von den Algenfleckerlteppichen zupfen. Ein Seehund ärgert die Krabbenfischer und spielt mit ihren Ködern Rumschubsen-und-dann-ganz-schnell-Abtauchen und ich könnte schwören, daß er dabei breit grinst. Ich bin schon total verblasen und meine Wangen brennen vor lauter Wind, jetzt brauche ich ein Heißgetränk. Die Tür im Café auf dem Steg scheint zu klemmen. Nein, tut sie nicht, sagt mir der nette Barista, er habe gerade abgeschlossen. Och nö – und ich hab mich doch so auf meinen Kaffee gefreut. Ja dann, grinst er, eine Last Order geht immer noch und ich ergehe mich beglückt mit meinem Becher am Ufer und lüfte so recht aus.

Anscheinend hat sich endlich mal jemand meine Wetterbestellung notiert: ein schöner steter Landregen in der Nacht (für mehr ist der Boden schon wieder viel zu trocken) und tagsüber simpel Sonne. Geht doch!

Rechtzeitig zu Ostern – Der Bann ist aufgehoben

In den letzten 75 Jahren hat der hiesige Gesetzgeber Kinder für zu doof gehalten, bei einem Überraschungsei die gelbe Plastikkapsel mit der Überraschung vor dem Verzehr zu entfernen.

Was tun wenn man die Dinger trotzdem verkaufen will? Ein ganz kluger Kopf bei der Firma Candy Treasure hat lange nachgedacht, ein Lösung gefunden und diese Entwicklung tatsächlich als Patent angemeldet (s. Bild). Titel (nehme ich an) “Die Salomonische Eiteilung”.

Halbe Eier sind legal und stellen intellektuell keine größere Herausforderung dar (“Das Gelbe dazwischen nicht essen. NICHT!”). Die so geschützten amerikanische Kiddies müssen nicht mehr länger darben.

Na dann.

Laues Lüftchen

Wenn die Campari-Flasche sich nur mit roher Gewalt öffnen läßt und Eiswürfel im Eiswürfelbehälter zu enttäuschenden Hohlräumen sublimiert sind, dann sind das untrügliche Zeichen dafür, daß ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr den Feierabend im Garten mit einem beschlagenen Glas voller rotem Läusesaft eingeklingelt habe.

Heute konnte ich nicht mehr anders. Schee wars, kann von mir aus für das Restjahr so weitergehen! (Wasser zum Frieren ist aufgefüllt und der Flaschenverschluß entzuckert.)

Fog Heads

Hier in der Gegend sollte es eigentlich für Nebel mindestens ebenso viele Worte geben wie im Isländischen für Schnee. Heute wurde folgende Variante dargeboten:

Der Untermieter hat seine schwarzen Socken zur Bettwäsche in Frau Holles Waschmaschine geschmuggelt und anschließend die nassen schweren Grauschleierdaunen auf die Berge geklatscht.

Streichkonzert

Am Wochenende ist Ostern und mein Innere Freizeitplanerin disponiert mit vier freien Tagen und Aktivitäten, die über Haushalt machen, Grocery Shopping, Aqua Yoga, Schlaf nachholen, Ein-Buch-Lesen und Lecker-Essen-(Vor-)Kochen hinausgehen. (Ich geb’s zu: Noch-Ein-Buch-Lesen stand recht weit oben auf der Liste, genauso wie Mal-Wieder-Zeit-Am-Meer-Verbringen.) Leider wohnen mehrere Seelen, ach, in meiner Brust, darunter auch die Hallooo-Wir-Leben-In-Amerika-Realistin. Die hat darauf hingewiesen, daß Ostern hier nur zwei Tage lang ist. Samstag und Sonntag, ein stinknormales Wochenende halt. Außerdem soll’s kalt werden und regnen.

Pffhhh.