Klassengesellschaft

Nach einer Giftgelattacke haucht der gemeine Ameis traditionell im Kollektiv sein Leben unter dem Spülstein aus und wird anschließend weggefegt. Ameisenoffiziere hingegen haben Anspruch auf eine Todesstätte mit besserer Aussicht unter dem Weinregal und werden seebestattet.

Ja, richtig geraten. Habe die Küche mal wieder naß gefeudelt.

Fehler im System

Was um Himmels Willen soll ich mit einem Schlafsack, der mich bei -45°C Außentemperatur noch warm hält? Oder den neuesten Steigeisen? Oder einem extraleichten Surf-Kite? Ich surfe allenfalls im Internet, hasse Steigungen und schlafen tu ich drin, im meinem warmen Bett. Dennoch liegt seit ein paar Wochen jeden Tag mindestens ein fetter Katalog eines Outdoor-Ausstatters in meinem Briefkasten. Kann es sein, daß die mehr wissen als ich und mir nur zum passenden Outfit für meine anstehenden Aufgaben verhelfen wollen?

Neulich sollte ich noch nur Wölfe in Wyoming retten, nun hat der Audubon Vogel-Club (Motto: “Connecting People with Nature”) meine Zuständigkeit schon auf den ganzen Kontinent ausgeweitet; ohne meine Hilfe sei ungefähr ein Viertel aller amerikanischen Vogelarten dem Aussterben geweiht. Die Tree-Hugger von der National Parks Conservation Association schicken mir schon das zweite (!) Schreiben mit der Mitteilung “Our National Park System – the first and finest in the world – is in dire straits* right now”. Ich wolle doch sicher mithelfen, daß die National Parks für mich und kommende Generationen “preserved” werden? Or else. Sollen die doch erst mal aufhören, Bäume für Briefe umzuhacken.

Hat sie wohl an seinem letzten Arbeitstag ein Späßle g’macht, die schlechtbezahlte Ferienaushilfe beim Adressenhändler. Gar nicht auszudenken, was ich dieser Person alles gerne schicken lassen würde…

 

* Falls sich wer je gefragt haben sollte, was sich Brüder Knopfler bei der Namenswahl für ihre Combo gedacht haben.

1000 x Nebel

Gar nicht, nada, niente, nitschewo. Kein Wölkchen, kein Schleierchen, nicht einmal ein wenziges beßchen Dunst. Nur ein wunderschöner Abenddämmerhimmel und wunderbar milde warme Luft mit warmen Streichelbrisen. Und es soll die nächsten Tage noch heiß werden (also über 30°C, vorher gildets nicht).

Da hätten wir sie endlich, die lauen Abende und dann isses zu dunkel, um draußen zu lesen. Irgendwas is immer.

Bio

Toni und ich sind gerade auf dem Weg zum Mittagessen, als uns der junge Kollege mit seinem in der Mikrowelle aufgewärmten Lunch entgegenkommt. Ich kann ja immer nicht ohne Topf gucken und will wissen, was es denn heute feines gibt. Ja, well, zuckt er die Schultern, irgendwie sei’s ja alles deep purple. “Must be organic.” Das, so belehren Toni und ich ihn nach einem Blick, sei möglicherweise organic, aber ganz sicher sei es Rotkohl. Von wegen, sage ich. Das ist Blaukraut. Ich weiß das, ich spreche O-Ton Süd. Henry ist schwer verwirrt, weil seine deutschen Kollegen offensichtlich weder des Englischen noch ihrer Muttersprache mächtig sind und noch mehr überrascht, daß es die Farbe in der Natur gibt (er war tatsächlich der Meinung, es müsse gefärbtes Weißkraut sein).

Hier in der Amerika heißt das Gemüse “red cabbage”. Muß ich denn erst Präsidentin werden, damit die “blue cabbage” sagen lernen?

1000 x Nebel

Bevor sie in den Pazifik fällt, verwandelt die liebe Blutorangensonne die langweiligen weißen Nebelschwaden auf dem Hügel in leuchtende Flammenzungen. Kaum ein Viertelstündchen später ist der Feuerzauber vorbei und der gesamte Nordwesten ein einziger amtsstubenwandfarbener konturloser Klumpen geworden.

Jetzt ist um 10 vor acht schon Nacht. Ganz klar, winter is coming.

Vaya con dios!

Im Berufsleben kann man sich nicht aussuchen, mit wem man Umgang pflegt. Ich zum Besipiel habe in letzter häufiger mit einem Fundamentalisten zu tun. Das ist nicht gerade einfach, denn ich neige nicht zum Fundamentalismus, ich hatte noch nicht einmal als Teenager irgendwelche Starschnitte an den Wänden hängen. Und ich predige nicht umsonst seit Jahrzehnten meine Überzeugung, daß auf Monotheismus basierender religiöser Fanatismus mehr Unheil über die Menschheit gebracht hat als Fluten und Feuer sowie Pest, Pocken und simple Gier zusammen.

Manchmal macht dieser Geschäftskontakt Smalltalk mit mir, und so habe ich erfahren, daß er und seine Familie das Labor Day Weekend mit “Labor for the Lord” verbringen werden. Ich bin ja auch mal Kind gewesen und soweit ich mich erinnere, hätte Kirche neu streichen nicht mal ganz unten auf meiner Prioritätsliste für einen schulfreien Tag gestanden. Das, so werde ich belehrt, sei ja bei seinen Buben ganz anders. Die nämlich erziehe er nach den Prinzipien des Ratgebers “Raising a Modern-Day Knight” zum Fundamentalistennachwuchs, vulgo: “freudvollen Dienen in der Gemeinde”.

Worum gehts? “What does it mean to be a man? Moreover, how do you as a father instill that reality in your son? Inside this book, you’ll find solid advice to help you courageously lead your son into a biblical masculinity that will impact others. Complete with ceremony ideas to celebrate accomplishments and ingrain them in the mind of a knight-in-training, this resource is as insightful as it is practical in raising a boy to be a chivalrous, godly man.”

Was darf man sich unter biblischer Maskulinität vorstellen? Brudermord nach Kain? Verlaufen wie Moses? Tricksen wie David? Man weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Die Bergpredigt scheint nicht zum Ausbildungsprogramm zu gehören –  bei den “Zeremonien” für den Ritter-Azubi wird nämlich im Wesentlichen der Umgang mit Schußwaffen trainiert: http://bit.ly/14eEtc0. Is klar, man weiß schließlich nie, wann der nächste Kreuzzug ansteht.

Monotheismus ist ein Übel!

Bu-hunt sind schon die Wälder

“Das wagst du nicht! Wenn du das wirklich durchziehst, will ich Erika heißen” droht der Waschbär vom Brombeerbusch, als ich mit einer Auswahl Gartenscheren und der Grünen Tonne vor ihm stehe. Im Schweiße bei weitem nicht nur meines Angesichts schneide, rupfe und stopfe ich den Nachmittag über, bis der ganze Strauch im Eimer ist und ich so zerkratzt bin, als hätte ein Wurf Jungleoparden mit mir gespielt.

Tja, Erika, da staunst du, was? Kannst ja einen Verein gründen.

Volksmusik am Tag der Arbeit

In den Gärten um mich herum toben Fiestavorbereitungen. Kinder kreischen glücklich auf Hüpfburgen, Väter fackeln gallonenweise Grillbeschleuniger ab und testen die Grenzen ihrer Stereoanlagen aus. Erst mit dem üblichen Amor-Dolor-Mordor-Ayayayay-Gedudel, gefolgt von Rock’n-Roll- und R&B-Potpourries mit inhaltsschweren Texten, wie bloß nicht auf blaue Wildlederschuhe treten, über Beethoven rollen und die kleine Susi aufwecken; auch Frau Gaynor ist nicht totzukriegen. Geht alles irgendwie noch als Hintergrundlärm durch, halb so schlimm. Von wegen. Auf einmal gehts um Rosamunde. Und es quakt der Ententanz.

Muß jetzt staubsaugen. Aus Notwehr.

Eßt mehr Obst!

“Will aber nicht!”

“Willst du doch! Schau, unsere Gentechniker habens hingekriegt, daß die Früchte aussehen wie fettige Backwaren. Die kennst du doch…

Lecker, gell?”

(Die Reaktion des Obstverweigerers ist nicht überliefert. War wahrscheinlich nonverbal und enthielt einen gestreckten Mittelfinger.)

Heute am Strand (Gastbeitrag von Toni)


Die Belaestigung von Meeressaeugetieren am Arbeitsplatz ist eine Beleidigung fuer den Foederalismus und wird zur Denunzierung freigegeben…

Oder vielleicht noch besser: Die Belaestigung marinierter Wursttiere … 🙂