“How to Tell Whether You’ve Got Angst, Ennui, or Weltschmerz” / Gastbeitrag von Arika Okrent

Ich lese gerade mit großem Vergnügen Frau Okrents Buch: “In the Land of Invented Languages: Adventures in Linguistic Creativity, Madness, and Genius” und habe mich sehr gefreut, als ich vorhin – wie immer bei der Suche nach ganz was anderem* – ihren aktuellen Artikel über Lehnworte gefunden habe.

English has many words for the feelings that can arise when a good, hard look at the state of the world seems to reveal only negatives. Hopelessness, despair, depression, discouragement, melancholy, sorrow, worry, disconsolation, distress, anxiety …there are so many that it would hardly seem necessary to borrow any more from other languages. But English never hesitates to borrow words that would lose certain subtleties in translation, and angst, ennui, and weltschmerz have made their way into English by offering a little something extra. Have you got a case of one of these imported maladies? Here’s a little guide to help you diagnose.

Angst

Angst is the word for fear in German, Dutch, and Danish. It comes from the same Indo-European root (meaning tight, constricted, painful) that gave us anguish, anxiety, and anger. In the mid 19th century it became associated with a specific kind of existential dread through the work of the Danish philosopher Søren Kierkegaard. He talked about a type of anxiety that arises in response to nothing in particular, or the sense of nothingness itself. It’s not exactly fear, and not the same as worry, but a simple fact of the human condition, a feeling that disrupts peace and contentment for no definable reason. The word was adopted into English after Freud used it as a term for generalized anxiety. Now it carries shades of philosophical brooding mixed with a dash of psychoanalytic, clinical turmoil. While anxiety and angst are often interchangeable, anxiety foregrounds a feeling of suffering (also present in angst), while angst foregrounds dissatisfaction, a complaint about the way the world is.

Are you dissatisfied and worried in an introspective, overthinking German way? You’ve got angst.

Ennui

Ennui is the French word for boredom. The English word “annoy” comes from an early, 13th century borrowing of the word, but it was borrowed again during the height of 18th century European romanticism, when it stood for a particular, fashionable kind of boredom brought on by weariness with the world. Young people at that time, feeling that the promises of the French Revolution had gone unfulfilled, took on an attitude of lethargic disappointment, a preoccupation with the fundamental emptiness of existence. Nothing mattered, so nothing roused the passions. By the middle of the 19th century, ennui became associated with the alienation of industrialization and modern life. Artists and poets suffered from it, and soon a claim to ennui was a mark of spiritual depth and sensitivity. It implied feelings of superiority and self-regard, the idea being that only bourgeois people too deluded or stupid to see the basic futility of any action could be happy. Now, in English, though it is defined as “a feeling of weariness and dissatisfaction,” ennui also has connotations of self-indulgent posturing and European decadence.

Are you tired, so tired of everything about the world and the way it is? Do you proclaim this, with a long, slow sigh, to everyone around you? You’ve got ennui.

Weltschmerz

Weltschmerz, German for “world pain,” was also coined during the Romantic Era and is in many ways the German version of ennui. It describes a world weariness felt from a perceived mismatch between the ideal image of how the world should be with how it really is. In German philosophy it was distinguished from pessimism, the idea that there is more bad than good in the world, because while pessimism was the logical conclusion of cool, rational philosophical pondering, weltschmerz was an emotional response. Though weltschmerz and ennui are pretty close synonyms, ennui foregrounds the listlessness brought on by world weariness (it can also be a term for more simple boredom), and weltschmerz foregrounds the pain or sadness. There is perhaps a greater sense of yearning in weltschmerz (part of the pain is that the sufferer really wants the world to be otherwise). Also, as an English word, weltschmerz is not as common as ennui, so there are fewer connotations about the type of person that comes down with it. Its very German sound (that “schm”!) makes it seem more serious and grim than ennui.

Do you have sadness in your heart for the world that can never be and sensible shoes**? You’ve got weltschmerz.

 

* What did you expect? It’s the internet, Stupid.

** Das mußte ich auch nachschlagen: “Sensible shoes” is not a common expression in American English unless you are referring directly to le scarpe. Sensible shoes in that context would mean shoes that probably don’t have heels and are usually good for walking, made with a rubber sole. But they’re not fashionable or trendy.

Aus dem Vokabelheft

“This bitch is not going to deep-six me!”

Ich hab’s mir deduziert, weil mir die Fernsehserie “”Six feet under” einfiel und dann bestätigen lassen, daß ich recht habe. Im übertragenen Sinn, inklusive Wortspiel: “Dieses böse Weib wird mich nicht übermannen.”

Der beste Sam von allen!

Mitte dieser Woche stand wieder mal eine große Care-Kiste voller Gemüse vor der Haustür. Obst, so Sams Logik, brauche ich keins, davon wächst genug hinterm Haus. Und darum gab es Blumenkohl, Broccoli, Salate, Kartoffeln, Limetten (die braucht der Mexikaner für jede Suppe, die zählen als Gemüse), Jalapeños und zwei solche grüne Faltendinger, jedes in seinem eigenen kleinen Plastiktütchen:

chayote2Hmmm. Wer seid ihr denn? Euch kenn’ ich nicht.

Wie’s der Zufall will, habe ich Sam grade beim Heimkommen getroffen und natürlich sofort gefragt. Wie? Ich kenne Chayote nicht? “Peel her, slice her, boil her, try her”. Das werde ich wohl nachher machen, Sam kommt nämlich morgen früh mit Nachschub und da sollte ich doch wissen, ob ich sie mag, die Chayote.

Es wird scho glei dumpa

Nach der Arbeit ist heute mal wieder Grocery Shopping angesagt. Das geht inzwischen recht schnell, man ist ja hier nicht mehr Tourist mit staunenden Augen angesichts von Riesengroßpackungen und seltsamem Lebensmittelangebot, sondern Anwohner, weiß, wo steht, was man fürs Wochenende braucht und bringt Einkäufe gerne zügig hinter sich. Tonis Anteil bei Toni ausladen und knapp eine Stunde später als sonst bin ich wieder on the road. Mit eingeschalteten Scheinwerfern. Verdammt, ich hatte so schön verdrängt, wie früh es hier im Sommer schon wieder dunkel wird. Als ich um halb neun bei mir entlade, tue ich das im Dunkeln, beleuchtet vom milden Licht eines Dreiviertelmondes. Ich kann gerade noch erkennen, daß Super-Sam bei meiner räudigen Wiese die oberste Heuschicht abgemäht hat. Um ehrlich zu sein, es ist mir eigentlich mehr deswegen aufgefallen, weil er die Grüne Tonne schon an den Straßenrand gerollt hatte.

Mein armer Vorgarten sieht nach drei fast regenlosen Jahren aus wie das Vorher-Modell der Rasenfarbenverkäufer – ein paar Inselchen mit gelblich-braunen Hälmchen und vorwiegend nackter, von Rissen durchzogener grauer Wüstenboden.

Gefahr im Verzug?

Letzter Rundblick, hab ich alles? Rucksack, Schlüssel, Tür auf… unterdessen kommt ein PG&E-Truck mit kreischenden Bremsen schräg vor meiner Einfahrt zum Stehen und zwei Männer mit Lassen-Sie-mich-durch-ich-bin-Arzt-Gesichtsausdruck entspringen dem Führerhaus. Wie immer, wenn mein Energieversorger unversehens auftaucht, kriege ich erst mal Schiß. Roch es vorhin vielleicht nach Gas? Schwingt eine stromführende Leitung irgendwo frei herum? Wie frage ich die Beiden jetzt, ob ich mir Sorgen machen muß? Zumindest darüber muß ich mir keine Sorgen machen. Bevor ich auch nur die Haustür abgeschlossen und die Fliegentür hinter mir zugeschlagen habe, ist die sonst eher zum Schneckentempo neigende Greisin Lyn im Morgenmantel aus ihrem Haus nebenan geschossen und stellt eben diese Fragen. Ich brauche bloß zuzuhören und erfahre, daß gegenüber ein Stromzähler ausgewechselt wird. Alles gut.

Wenn im Laufe des Tages weiter nichts passiert, wird das Häuschen wohl heute Abend noch stehen.

Ich mach mir die Welt, tralalala…*

Von wegen “Brown is the New Green”, manch ein Kalifornier hat ein Problem damit, seinen über Jahre liebevoll gründlich gewässerten Vorgarten zur Steppe verdorren zu sehen. Brown ist möglicherweise gelblich oder ocker, ganz sicher aber nicht Grün und schon gar nicht Gold, wie eine mißglückte und inzwischen wieder eingestellte Marketingkampagne propagierte. Braun ist Braun. Teerbraun, erdbraun, kastanienbraun, rotbraun, orangebraun, gelbbraun, schokoladenbraun, kaffeebraun… Braun. Wasserlos. Vergilbt, verschrumpelt, verwelkt, verdörrt, versteppt und nicht schön anzusehen. Gar nicht.

Genau da setzen Firmen wie Green Canary, Lawnlift, Lawnrenu und viele andere mehr an. Wer’s grün will, streicht seinen Rasen. Entweder selbst (DIY**) oder er schließt einen Abovertrag mit einem dieser Unternehmen und die schicken halbjährlich ihre “Professionals” vorbei, um, was nicht paßt, passend zu machen.

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Übrigens: Die Farbe ist wasserfest. Falls es wirklich je wieder regnen sollte. Heilige Alanis, bitte für uns.

 

* Nicht an Andrea Nahles denken! Niiicht!

** DYI = Do It Yourself.

1000 x Nebel

Der Wald? Weg. Die Hügel? Auch weg. Himmel, Antennen, South San Franciso, der halbe Flughafen, San Francisco überhaupt? Alles weg. Von Nordwesten bis Nordosten steht eine dicke weiße sehr massiv anmutende Polstermauer. Wird das nun das größte Tonstudio der Welt für Aufzeichnungen von nicht unter mindestens drei Symphonieorchestern plus Gotthilfs Fischerchören, den Don Kosaken sowie einem Sortiment an Sängerknaben – und zwar alle gleichzeitig. Oder der Welt riesigste Gummizelle?

Man weiß es nicht. Allerdings scheint es, als sei die Nebelwand die Ursache für den üblichen Temperaturabfall auf dem Heimweg. Bei 82F losgefahren, bei 65F angekommen. Das ist ein Sturz von 28° C auf 18° C und schreit nicht nach eisgekühltem Campari, sondern nach heißem Tee. Dammit.

Aus dem Vokabelheft

Heute lernen wir ein Kompositum.

Wenn hierzulande eine Sache ohne großes Zutun und eigentlich unerklärbar zu einem guten Ende kommt, dann ist das “automagically” geschehen. Im Deutschen brauchts dazu einen halben Roman: “Unmögliches wird sofort erledigt. Wunder dauern etwas länger.”

Who wants to be a Gouverneur?

Wieviele Gouverneure braucht man, um Kalifornien zu regieren? Letzte Woche waren es vier (4). Wie es dazu kommen kann?

Wenn Governor Jerry Brown ab Sonntag dienstlich in Mexiko zu tun hat, geht gemäß der “chain of command” die Verantwortung für Wohl und Wehe des Golden State auf seinen Stellvertreter, Lieutenant Governor Gavin Newsom über, den Ex-Bürgermeister von San Francisco. So lange, bis Gavin dienstags zu einer Special Olympics Veranstaltung an die Ostküste reist. Immer noch kein Problem, dann übernimmt eben Senate President Pro Tem Darrell Steinberg die Staatsgeschäfte, dumm nur, daß er schon am Mittwoch aus privaten Gründen nach Chicago abfliegt. Man muß es den Autoren der kalifornischen Verfassung zugute halten: sie haben auch diese Möglichkeit bedacht. Dann wird nämlich die Assembly Speaker Toni Atkins “acting governor”.

Und so geschah es, daß Kalifornien einen weiblichen und offen lesbischen Gouverneur* bekam. Für ganze 9 Stunden. Dann war Jerry wieder daheim.

* Ist die weibliche Version von Gouverneur eigentlich Gouvernante? Das Bild läßt es stark vermuten.

Tori Atkins

Verkehrte Welt

Feierabend und ich fahre von Süden nach Norden. Im Gegensatz zu sonst werden die Zahlen auf dem Thermometer immer größer. Bei knapp 80 hiesigen Grad (26,5 C) angekommen, vertage ich alle anderen Abendpläne und setze ich mich mit meinem sofort sehr schön beschlagenen Campariglas in den Garten, um der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Was wollte ich nachher gleich noch erledigen? Genau, die Kalender auf August blättern. Das ist der Monat, wo wir hier in unserem “Neck of the Woods”* ausnahmsweise und ganz kurz mal schöneres Wetter haben als die restliche Peninsula. Inklusive lauer Sommerabende.

Am besten schnell freuen, sagt der Radiomann. “Thunderstorms are coming your way.”

* “Bei uns in der Gegend”.