wenn dem Hoch sein “T” abfriert.
Da hilft nur noch Wertmut.
Die Morgenmoderatorin sagt einen schottischen Sänger mit seinem Titel “I’ll be your pine nut” an. Gut, es mag ja sein, dass der Highlander an sich ein seltsamer Mensch ist und einen gewissen Charme darin sieht, jemandes Pinienkern zu sein, ich bin aber dann doch erleichtert, als er im Refrain stattdessen den Berufswunsch äußert, mein Pilot werden zu wollen.
Man sollte so früh morgens weder Sendungen moderieren noch zur Arbeit fahren, vor allem, wenn dort seit Samstagfrüh die Heizung mal wieder ausgefallen ist. Himmelkruzitürken, ist das grausig, wenn einem Füße, Hände, Hirn einfrieren.
Es wurde unter anderem »Sieidi« – Konzert für Schlagzeug und Orchester des Komponisten Kalevi Aho unter der Leitung von Paul Daniel gegeben, mit Martin Grubinger als Solist an allen Schlaginstrumenten.
Seit heute Abend bin ich erklärter Martin Grubinger-Fan.
Der Vater? Fort. Die Mutter? Nach langer Krankheit jüngst verstorben. Die Farm? Bis dreimal übers löchrige Dach hinaus verschuldet. Die Frau? Weggelaufen. Die Söhne? Entfremdet. Der Bruder? Gerade aus dem Knast entlassen und voll kriminellen Tatendrangs. Texas? Schnurgerade Straßen über weitem staubigem Land. Die Cowboys? Resigniert*. Die Rindviecher? Wie immer, sie lassen sich wie ehedem muhend durch die Gegend yee-hawen. Die Billboards? Verprechen schnelle Kredite und Hilfe bei Schulden. (Ganz ganz großartig, wie die grellfarben in der staubigockriggrauen Umgebung hervorstechen.) Der ganze Filmplot klingt wie ein noch nicht vertonter Countrysong über die Abgehängten, die Vergessenen, die, die gerne glauben wollen, das der orange Mann America wieder great macht.
David Mackenzie hat nach dem Buch von Taylor Sheridan einen Western gedreht. Und ein Roadmovie. Und eine flammende Gesellschaftskritik**. Und eine beinharte Texas Ranger Crime Story mit Jeff Bridges und Gil Birmingham als kurz vor der Pensionierung stehende Cops, die die Bankräuberbrüder Ben Foster und Chris Pine jagen. Wer sich überraschen lassen will, lese jetzt weder die Sternchenanmerkungen noch weiter und schaue sich den Film an, schaue sich den Film an, schaue sich den Film an.
Wer nicht, dem erzähle ich meine Lieblingsszene und die geht so: beim Bankraub ist was schiefgelaufen und die Räuber hetzen wild um sich schießend zum Fluchtauto. Nur um in den Kugelhagel einer Spontanmiliz aus einer guten Handvoll texanischer Männer mit Cowboyhüten und einer geladenen Waffe in jeder Hand zu geraten. Die verfolgen sie dann auch mit ihren dicken Pick-ups und können beim Showdown auf der Landstraße nur verscheucht werden, weil der kriminelle Bruder selbstverständlich eine automatische Waffe für Notfälle wie diesen eingepackt hat. Soweit zur Lieblingsthese der NRA: “The only thing that stops a bad guy with a gun is a good guy with a gun.” Ein kluger US-Kabarettist hat den Satz denn auch folgendermaßen vervollständigt: “(unless the bad guy’s a much better shot).”
* “21st century, I’m racing a fire to the river with a herd of cattle. And I wonder why my kids won’t do this shit for a living. ”
** “A long time ago your ancestors was the indians until someone came along and killed them. Broke em down made you into one of them. 150 years ago all this was my ancestors land. Everything you could see, everything you saw yesterday. Until the grandparents of these folks took it. Now it’s been taken from them. Cept it ain’t no army doin’ it, it’s those sons of bitches right there. [Points at Texas Midland Bank]” [s. a. “Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?” aus der Kategorie: Brecht hat recht.]
Kurt Tucholsky hat für seine Kunstform, Einfälle / Beobachtungen / das Läbbn an sich / im allgemeinen und im ganz besonderen / Geistesblitze / Bruchstücke / Ideen, also vieles, was es nicht bis zur Kurzgeschichte oder zum Couplet geschafft hatte, jedoch zum Verwerfen zu schade war, die Bezeichnung “Schnipsel” geprägt. Ich leihe mir die jetzt mal, weil eine Woche All-Inclusive im Ägyptischen wirklich nicht hinreichend Material für einen oder mehrere in schöner Ferienprosa geschriebene blogposts hergibt, aber mehr als genug für *Gyptenschnipsel.
Selbst die Buchauswahl (für unterwegs, für am Strand) ist schon abgeschlossen, s’Handtäschle und der Carry-on-Rucksack stehen auch bereit und der Pass ist sogar nach sieben Mal Nachschauen noch gültig. Bei den ägyptischen Pfund aus dem Fundus bin ich mir da nicht ganz so sicher…
Hab mich allerdings beim Einpacken gefragt, wie das früher war, als man halt ein paar Kopfwehtabletten für den Notfall eingesteckt hat und nicht die grünen für morgens und die roten für abends. Plus Kopfwehtabletten für den Notfall. Aber hey. Hauptsache reisefähig.
Am allermeisten freue ich mich darauf, morgens aufzuwachen und nicht der winzigste Anblick von Restwinter beleidigt mein Auge…
#SchleichdijetztendlichdusaublödeJahreszeit!
Was für ein Leckerbissen von einem Film – oder wie die Autorin und Regisseurin Sally Potter ihre ein bißchen mehr als eine Stunde dauerndes Schwarz-Weiß-Produktion beschreibt: “A comedy of tragic proportions.”
Ich möchte gar nichts spoilern. Wer ein perfekt besetztes, kleines, feines, gemeines, very British, oh so very very British Kammerspiel mit großartigen Schauspielern und punktgenauen Dialogen sehen will, ist hier ganz genau richtig.
Und hab ich den Soundtrack schon erwähnt? Hab ich nicht? Hätt’ ich aber sollen. Der ist nämlich auch Spitzenklasse!
Anschauen! Anschauen! Anschauen!