Das hätte ein blutiger Sonntag werden sollen, mit Mord und Totschlag, Schänden und Verstümmeln, genau so, wie man das von Shakespeares Titus Andronicus kennt und genau so, wie von Cal Shakes verheißen, die in ihrer Werbung kein bluttriefendes Wortspiel ausgelassen hatten. “It’s about bloody time”, hatten sie versprochen. Und: “This production contains scenes of graphic violence and is recommended for mature audiences.” http://bit.ly/j2KYCI
Von wegen. May contain blood. Pah! Alle grausamen Szenen fanden publikumsfern hinter der Bühne statt und in der einen einzigen, bei der sich offenes Blutvergießen nicht vermeiden ließ, wurden unter den zu Meuchelnden sorgsam Inkontinenzgummimatten ausgelegt, und nach vollbrachter Tat mitsammen Blut und Leichen zu handlich transportfähigen Schläuchen eingerollt. Dabei war’s gut besetzt, allen voran die Tamora, die schon als Mrs. Warren letztes Jahr geglänzt hat (Stacy Ross) und Shawn Hamilton als Aaron – ein ganz wunderbar diabolisches Verschwörerpaar ohne jeden Skrupel. Alles halt bloß arg blutleer.
3 fade Stunden “Titus light”. Keine Ahnung, was den Regisseur da geritten hat. Ich kanns mir eigentlich nur so erklären, dass die Bühnenputzpersonen-Gewerkschaft einen Sonderzuschlag für das Aufwischen roter Flüssigkeiten verlangt hat und der Produktion das Geld dafür ausgegangen war.