Heute ist mir der Mund doch einfach mal offen stehen geblieben:
der Zug fuhr in San Bruno ein, doch die Türen gingen nicht auf. Müßig zu erwähnen, dass das keinem dieser sonst recht schwatzhaften Zuguniformträger eine Durchsage wert war. Im allgemeinen können sie sich nicht einkriegen, einem alles zu erzählen, von der Freude, die sie empfinden, dass man mit ihnen diesen Zug reitet und wo’s hingehen wird und wie das Wetter so ist, und dass Essen und Trinken verboten ist und Füße auf den Sitz legen erst recht. Aber wenn die Zugtüren verschlossen bleiben, dann kein Wort. Nix, nada, niente.
Stattdessen brausten wir eben einfach weiter zur nächsten Station, ins 2,6 Meilen von zu Hause entfernte Milbrae. Dort öffneten sich wie von Zauberhand auch die Türen wieder. Ich eilte auf dem Bahnsteig zu einem der Zugbegleiter und fragte ihn, was ich denn nun tun solle. Die Antwort steigerte meine Verblüffung: “Well, Ma’am, why should I lie to you – these things happen. It’s not a perfect system, you know.” Ich solle doch einfach den nächsten Zug in die Gegenrichtung nehmen, der käme eh in drei Minuten. Ich wies ihn darauf hin, dass dieser Zug doch bereits vor 3 Minuten an uns vorbeigefahren sei. Ach ja, ach so, ja dann. Ja, dann käme doch in einer halben Stunde schon wieder einer. Der wäre dann der richtige.
Eine halbe Stunde Lebenszeit vergeudet, wegen der Unfähigkeit der hiesigen Bahnbetreiber, wenigstens die Türen, die ohnehin an jeder Station manuell mit einem Schlüssel geöffnet werden, aufzubekommen. Es ist kaum zu fassen!
Als ich dem Schaffner im Rückzug von dem Mißgeschick berichtete, brach der in Mitleid aus: “You poor little thing (das hat auch noch nie jemand zu mir gesagt) – this should not happen.” Ganz meine Meinung. Und wenn man schon um die Anfälligkeit der Schlösser weiß, wäre ein Rufknopf möglicherweise nicht die dümmste Einrichtung.
Aber, wie Toni schon zu recht sagt, wenn man hier erwähnt, dass es in Europa Rolltreppen mit wechselnder Laufrichtung gibt, wird man wahrscheinlich wegen Ketzerei verbrannt. Also: Maul halten, Auto kaufen.
Die kriegen mich schon noch mürbe. General Motors sind knapp davor, ihr Ziel zu erreichen. Und seien die Tricks noch so billig.
you poor little thing better shut up and shop! 🙂 (du wärst ja auch in Europa vermutlich auf dem scheiterhaufen gelandet…)
aber was meinst du, wieviel “lebenszeit” du erst mit ‘ner karre von GM oder ‘nem anderen US-hersteller wg. pannen z.b. auf dem (sofern vorhandenem) standstreifen irgendeines highways, mit warten auf den abschleppwagen, in der werkstatt, am telefon mit der werkstatt, … vergeuden wirst?
bei “poor little thing” hätt ich zu gerne dein gesicht gesehen!! 🙂 was den “leatherneck” angeht finde ich vor allem die bezeichnung als solche recht verbraucherfreundlich: kurz, präzise, umfassend, bildlich, nichts im unklaren lassend. und gerade in san francisco fällt mir durchaus das ein oder andere dienstleistungssegment ein wo er verwendung finden könnte – allerdings spontan keines für euer start up… 🙁