Hinauf in den Norden, dem Weine zu (nun mit Text)

Bei Robet Mondavi http://www.robertmondaviwinery.com/flash/index.cfm – vom Baedecker angepriesen als Weingut im Stile einer alten Mission gings los. Die Sonne schien auf abgeerntete Weinstöcke in buntem Laub, Weinkenner aus aller Herren LĂ€nder fanden sich zusammen, die FrĂŒchte des Landes und die harte Arbeit der Winzer zu goutieren… jahaha – so hĂ€tte es auch sein können. Und wenn sie nicht gestorben sind…

In Wirklichkeit waren wir mit vielen anderen Touristen in Wine-Disney-World. Nicht unschön, doch, um JĂŒrgen zu zitieren “das Napa Valley hat seine Unschuld lĂ€ngst verloren”. Das Wetter war herrlich, die Gegend wirklich schön – da kann man auch mit einer verlorenen Unschuld leben… Und vielen Touristen, die zu Teilzeitönologen mutieren und an einem Tropfen Wein mit Kennermiene herumkauen. Wir haben uns die FĂŒhrung gespart und sind, eher durch Zufall, ins nĂ€chste Weingut gefallen: Opus One. Das GebĂ€ude sieht aus wie eine Raumstation und bei der dortigen FĂŒhrung (im Vorbeigehen mitgehört) wurde von einem sehr vergeistigten Herrn darauf abgestellt, dass man hier zwei Kulturen, gar Welten in der Architektur zusammenfĂŒhre, die deshalb auch anmute wie ein griechisch-aztekisch-byzantinischer Tempel. Genau.

Wir haben im Innenhof die Menschen gesehen, die diese GehirnwĂ€sche durchlaufen haben – daher bezieht die Innenstadt von San Francisco die nĂ€chsten Wirren – oder Scientology die nĂ€chsten Titanen.

Unser Ziel war das Gut Sterling, laut Baedecker einer griechischen Klosteranlage nachempfunden, in den Berg hineingebaut. Baedecker hatte definitv beim Verfassen dieses Artikels schon erfolgreich an einigen Weinproben teilgenommen. Vor den Berg nĂ€mlich hat Sterling ein GondelbĂ€hnchen und die MindestzulassungsgebĂŒhr von 20 bucks gesetzt. (Hat Baedecker in seiner Weinseligkeit alles vergessen gehabt.) Wir haben uns also in die Warteschlange eingereiht, unsere Gondel bestiegen und sind das HĂŒgelchen hinaufgeschaukelt worden – das wĂ€re selbst ich in wenigen Minuten hinangestiegen… (Aber der Fußweg war sehr gut versteckt.) Oben gab es dann eine self-guided Tour durch eine Art Mini-Weinproduktionsanlage und ein paar RĂ€ume voller dekorativer FĂ€sser in allen GrĂ¶ĂŸen sowie ein paar zu probierende WeinschlĂŒcke. AuffĂ€llig: auch dieser Weinkredenzer von eher vergeistigtem Wesen. Ich bin eine Weile in Hörweite stehen geblieben und er hat jedem neuen Gast wieder voller Begeisterung von dieser Traube und ihrem Weg ins Glas erzĂ€hlt, in identischen Worten – leider hab ich ihn nie von hinten gesehen, ich glaube, der wird irgendwie aufgezogen oder lĂ€uft mit Batterien.

Die Weine? Ja, doch. Die Weißen trinkbar, die Roten solchermaßen schwefelhaltig, dass wir nicht ausgetrunken haben. DafĂŒr aber rechtschaffen teuer.

Wir haben uns da oben noch den Sonnenuntergang gegeben, und auf die Fahrt nach Sonoma verzichtet – es muss ja auch noch was fĂŒr den nĂ€chsten Besuch ĂŒbrig bleiben.

In diesem Sinne – wer fĂ€hrt mit?

Am Abend war uns, was Wunder, nach “Sideways”. Was haben wir gelacht, als im Film ein 95er Opus One vorkam.

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